In Sachsen sind wieder mehr Menschen an Keuchhusten erkrankt. Bis zur 27. Kalenderwoche weist das Robert Koch-Institut in seiner Statistik 619 Krankheitsfälle aus. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 72. Das entspricht einem Anstieg um fast das 9-fache.
Zum Teil dürfte sich im hohen Infektionsgeschehen ein Nachholeffekt der Coronapandemie zeigen, der jüngst auch bei den Ringelröteln beobachtet werden konnte. Barmer-Landesgeschäftsführerin Monika Welfens sieht aber auch im mangelnden Impfschutz der Erwachsenen einen Grund für die hohe Infektionsrate.
„Keuchhusten wird von vielen Erwachsenen unterschätzt. Denn sie halten Pertussis, so der medizinische Fachbegriff, für eine Kinderkrankheit. Inzwischen treten aber zwei Drittel aller Keuchhusten-Fälle laut Robert Koch-Institut bei Menschen über 19 Jahren auf. Die Erkrankten sind im Schnitt zwischen 35 und 42 Jahre alt. Das liegt zum einen am demografischen Wandel und zum anderen daran, dass die Älteren häufig nicht gegen Keuchhusten geimpft sind. “Deshalb sollten Erwachsene ihren Impfstatus überprüfen und eine bestehende Lücke mit der empfohlenen Auffrischimpfung schließen lassen. Denn eine Pertussis könne mehrere Wochen bis Monate andauern. Zudem sei die Erkrankung hoch ansteckend. Bei Ungeimpften ältere Menschen und Babys könne es zu schweren Komplikationen und lebensbedrohlichen Zuständen kommen.
Keuchhusten wird bei Erwachsenen häufig nicht erkannt
Keuchhusten werde durch das Bakterium Bordetella pertussis verursacht. Zweifelsfrei nachweisen lasse sich der Krankheitserreger durch einen Nasen-Rachen-Abstrich und eine Blutuntersuchung. „Keuchhusten verläuft bei Erwachsenen und Kindern nicht identisch. Der Husten ist bei Erwachsenen zwar langanhaltend, aber weniger heftig. Auch das typische Keuchen, Erbrechen und Fieber treten bei ihnen seltener auf als bei erkrankten Kindern. Das kann dazu führen, dass Keuchhusten bei Erwachsenen nicht immer diagnostiziert wird und wir eine hohe Dunkelziffer haben“, so Barmer-Landeschefin Welfens. In der Regel gebe es drei Krankheitsstadien. In den ersten ein bis zwei Wochen gleiche Keuchhusten einer starken Erkältung mit leichtem Fieber. In dieser Zeit sind die Infizierten am ansteckendsten. Danach beginne die sogenannte Anfallphase, mit krampfartigem Husten und keuchenden Geräuschen beim Einatmen. Kinder müssten sich nach einer Hustenattacke oft übergeben. In der dritten Phase würden die Symptome abklingen. Das könne bis zu zehn Wochen dauern.
An Keuchhusten kann man mehrmals erkranken
An Keuchhusten könne man mehrmals erkranken, denn nach einer überstandenen Erkrankung bestehe keine lebenslange Immunität gegen das krankmachende Bakterium Bordetella pertussis. Deshalb sei die Impfung der beste Schutz. Erwachsene sollten sich einmalig immunisieren lassen, mit einer Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre.
Weiter Informationen zu den Datenerhebungen: Epidemiologisches Bulletin des Robert- Koch-Instituts 29/2024