Dresden, 13. April 2022 – Die Menschen in Sachsen erhalten mehr Physio- oder Ergotherapie als der Rest Deutschlands. Hier liegen die Heilmittelausgaben 42 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Das geht aus dem Heilmittelreport der Barmer hervor. Schlusslicht ist Bremen mit Heilmittelausgaben von 29 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. „Die deutlichen regionalen Unterschiede beim Einsatz von Heilmitteln sind rein medizinisch nicht erklärbar. Im Sinne der Patientinnen und Patienten ist mehr Transparenz zum Nutzen und zum medizinisch angemessenen Einsatz von Heilmitteln erforderlich, also mehr Evidenz“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen. Bei den physiotherapeutischen Leistungen dominiere in Sachsen wie allgemein den östlichen Bundesländern die Manuelle Therapie, in den westlichen Bundesländern werde hingegen in erster Linie Krankengymnastik verordnet. Die Ursachen für die regional unterschiedlichen Therapieentscheidungen müssten ebenso wie die Effektivität der therapeutischen Maßnahmen weiter untersucht werden.
Im Osten schneller zum Heilmittel
Patientinnen und Patienten der östlichen Bundesländer bekämen laut Barmer häufiger ein Heilmittel verordnet als Gleichaltrige in den westlichen Bundesländern und den Stadtstaaten. Das gelte vor allem für Physio- und Ergotherapie. Bei der Logopädie gebe es hingegen eine andere regionale Verteilung. Hier sei wiederum Bremen Schlusslicht im Vergleich zum Bundesdurchschnitt (-19 Prozent), während Nordrhein-Westfalen die meisten Logopädie-Patienten aufweisen könne (+18 Prozent). „Die regionalen Unterschiede zeigen, dass bei Heilmitteln mehr Transparenz erforderlich ist. Dies würde deren patientenorientierten Einsatz weiter stärken“, sagt Dr. Fabian Magerl.
Erhebliche Einkommensunterschiede bei angestellten Therapeuten: Schlusslicht Sachsen
Der Report zeigt auf, dass trotz der seit 2019 bundeseinheitlichen Preise für alle Heilmittelleistungen weiterhin erhebliche Unterschiede bei den Einkommen nach Bundesländern bestehen. Das Schlusslicht bilde hier das Land Sachsen mit 14 Prozent (Physiotherapie) beziehungsweise 17 Prozent (Ergotherapie) Einkommensabstand zum Bundesdurchschnitt. Bis 2020 sei die Einkommensentwicklung der angestellten Therapeuten in der Heilmittelversorgung weit hinter dem Preis- und Umsatzzuwachs der Praxen zurückgeblieben. „Regionale Verwerfungen bei den Einkommen bestehen weiterhin. Damit wurde das Ziel des Gesetzgebers unterlaufen, die Einkommenssituation der angestellten Therapeuten bundesweit angemessen zu verbessern und zu vereinheitlichen“, schlussfolgert Barmer-Chef Magerl und fordert: „Es wäre dringend Zeit, dass die zusätzlichen Milliarden Euro, die für Heilmittel aufgewendet werden, in angemessenem Umfang dort ankommen, wo sie für die Sicherung der Attraktivität des Berufsbilds und die künftige Versorgungssicherheit erforderlich sind.“