Dresden, 19. Dezember 2017 - Arbeit, Einkommen, Partnerschaft und Kinder haben entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kam der Barmer Gesundheitsreport 2017. Im Rahmen einer von der Kasse in Auftrag gegebenen und von der Universität St. Gallen durchgeführten Befragungsstudie zeigen sich Zusammenhänge zwischen Arbeitsplatzsicherheit, Lebenszufriedenheit und Gesundheit. Beschäftigte in unbefristeten oder Arbeitsverhältnissen mit häufigen Wohnortwechsel leiden deutlich häufiger an psychischen Erkrankungen. Positiv auf die Gesundheit wirkt sich hingegen das Familienleben aus. Wer in einer Partnerschaft lebt und Kinder hat, leidet seltener an einer psychischen Erkrankung.
Leiharbeit und befristete Jobs machen Sachsen krank
Bei Beschäftigten, die häufig ihren Arbeitsplatz- oder Wohnort wechseln, sowie in Leiharbeit arbeiten, finden sich überraschend deutliche Hinweise auf Einschränkungen der psychischen Gesundheit. So bekommen diese Berufstätigen mehr Psychopharmaka verordnet, liegen länger im Krankenhaus und unterziehen sich häufiger ambulant-ärztlicher Behandlungen. Auch liegt ihre Sterberate über den Durchschnittswerten von anderen Beschäftigten. (Barmer Gesundheitsreport 2017, S.117ff). Im Jahr 2015 lagen die Krankenstände wegen psychischen Störungen bei Arbeitnehmern in Leiharbeit sowie in befristeten Beschäftigungsverhältnissen um rund 30 Prozent höher als bei Arbeitnehmern in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen. Auch die Verweildauer im Krankenhaus wegen psychischer Erkrankungen war bei Leiharbeitnehmern deutlich länger als gegenüber ihren Kollegen der Stammbelegschaft: im Jahr 2015 überstieg sie diese um über 60 Prozent.
Freundeskreis, Partner und Kinder halten gesund
Berufstätige mit Kindern sind gesünder, leben länger, nehmen weniger Arzneimittel und sind weniger krank. Insbesondere Männer mit Familie sind weniger psychisch belastet und leben länger. „Über alle Alters- und Berufsgruppen hinweg ist die Lebenszufriedenheit von Beschäftigten mit Kindern höher als in kinderlosen Haushalten“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen. „Werden neben dem Job auch Kinder erzogen, führt das nicht generell zu erhöhter emotionaler Erschöpfung und mehr Stress. Die unterstützende Funktion der Familie ist in Sachen Gesundheit nicht zu unterschätzen“, schlussfolgert Magerl. Freunde und Familie sind Eckpfeiler zum Erhalt von Gesundheit und Zufriedenheit. Je mehr Unterstützung man durch Freunde und Familie bekommt, desto höher ist die Lebenszufriedenheit. Weiter nehmen die emotionale Erschöpfung, der wahrgenommene Stress sowie Schlafprobleme mit zunehmender sozialer Unterstützung ab. (Report, S. 110ff)
Einfluss von Bildung und Tätigkeit auf die Gesundheit
Die Schulbildung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, wenn es um die Gesundheit der Beschäftigten geht. „Je höher die Bildung desto gesünder sind die Beschäftigten“, stellt Magerl fest. Der Krankenstand bei Berufstätigen ohne Schulabschluss ist am höchsten. Auch bei den Berufsfeldern gibt es klare Unterschiede. Seelsorger und Erzieher sind häufiger aufgrund psychischer Belastungen erkrankt als andere Arbeitnehmer. Arbeitslose leiden mit Abstand am häufigsten unter psychische Erkrankungen. (Report, S. 92ff)
Mobbing und Diskriminierung sind bedeutende Belastungsfaktoren
Mobbing geht mit einer geringeren Arbeits- und Lebenszufriedenheit, geringerem Arbeitsengagement sowie mit mehr Krankentagen und einer deutlich erhöhten Kündigungsabsicht einher.“ Frauen fühlen sich deutlich häufiger aufgrund von Geschlecht und ihrer Elternrolle diskriminiert, Männer hingegen auf Basis von Herkunft, Sprache und sexueller Orientierung“, so Magerl. Die Abgrenzungsfähigkeit zwischen Arbeit und Privatleben hat ebenfalls wesentlichen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit. Je stärker eine gedankliche Distanzierung möglich ist, desto geringer ist die emotionale Erschöpfung. Das wiederum führt zu weniger Schlafproblemen und Konflikten zwischen Arbeit und Familie. „Der Verzicht einer ständigen arbeitsbezogenen Erreichbarkeit in der Freizeit unterstützt die Lebenszufriedenheit, auch bei hohen Arbeitsanforderungen“, so Magerl. Er fordert Unternehmen auf, gesundheitlichen Risiken von Beschäftigten rechtzeitig entgegenzuwirken: „Unser Gesundheitsreport belegt, dass es für die Gesundheit der Beschäftigten wichtig ist, wenn die Balance zwischen Beruf und Privatleben, zwischen Stress und Entspannung ausgewogen ist. Betriebliches Gesundheitsmanagement kann hier einen erheblichen Beitrag leisten.“ In Sachsen haben 2017 rund 400 Unternehmen Maßnahmen der Barmer zum betrieblichen Gesundheitsmanagement in Anspruch genommen. „Fast 10.000 berufstätige Menschen konnten wir damit erreichen. Das müssen wir weiter ausbauen“, kündigt Magerl an.
Lebenszufriedenheit in Sachsen ist noch verbesserungswürdig
Obwohl rund 80 Prozent der Sachsen ihr Leben zumeist als gut bis ideal empfinden, liegt die Lebenszufriedenheit in Sachsen unter dem Bundesdurchschnitt. www.barmer.de/u000383