Leipzig, 11. April 2017 - Chronische Erkrankungen werden bereits in jungen Jahren zum Problem. Zu diesem Ergebnis kam der aktuelle Gesundheitsreport der Barmer. Ausgewertet wurden Diagnosen, Arzneimittelverordnungen und Krankschreibungen der sogenannten „Generation Z“, der Beschäftigten im Alter von 16 bis 30 Jahren. Die Volkskrankheiten Bluthochdruck, Rückenschmerzen oder Depressionen machen sich schon bei Berufseinsteigern bemerkbar. 16 Prozent dieser Altersgruppe schmerzt explizit der Rücken. Knapp ein Viertel bekam mindestens einmal eine psychische Erkrankung diagnostiziert und 5,5 Prozent der 26- bis 30-jährigen berufstätigen Männer bekamen hohen Blutdruck bescheinigt. Auffällig dabei ist: Junge Berufstätige haben mehr Probleme mit ihrer Gesundheit als Studierende im gleichen Alter. „Viele Unternehmen unterschätzen die gesundheitlichen Probleme ihrer jungen Mitarbeiter, da die Älteren in der Regel krankheitsbedingt länger ausfallen. Doch Diagnosen wie Bluthochdruck und Rückenschmerzen, die wir schon heute bei den Jungen feststellen, können in einigen Jahren ernsthafte Folgeerkrankungen mit langen Fehlzeiten verursachen“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.
Berufsstarter – schon krank und ausgebrannt?
Junge Beschäftigte legen ihren Arbeitgebern mit Abstand am häufigsten Krankschreibungen vor. Durchschnittlich zweimal pro Jahr ist jeder junge Erwerbstätige aus gesundheitlichen Gründen arbeitsunfähig. Rund eine Woche bis 10 Tagen dauerte eine Krankschreibung. Die 60- bis 64-Jährigen sind durchschnittlich nur einmal im Jahr krankgeschrieben. Im Einzelfall allerdings schlagen chronischer Erkrankungen zu Buche und sie fallen mit rund 22 Tagen doppelt so lange aus. „Noch sind für das Mehr an Krankschreibungen bei den Jungen meist Atemwegs- oder Magen-Darm-Erkrankungen verantwortlich. Daneben zeigen sich zunehmend aber auch immer mehr Vorboten von chronischen Krankheiten“, mahnt Magerl. So sind laut Barmer Report bundesweit 4,5 Prozent aller jungen Beschäftigten adipös, rund 3 Prozent haben Bluthochdruck, weiterhin leiden 3 Prozent unter psychischen Erkrankungen und fast ein Prozent unter Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen. „Hier muss gegengesteuert werden“, fordert Magerl. Auch der Ausbildungsreport 2016 des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigte überraschende Ergebnisse. „Viele junge Beschäftigte leisten regelmäßig Überstunden, haben eine Wochenarbeitszeit von über 40 Stunden und müssen noch Berufsschulzeiten nacharbeiten. Auch fehlt es häufig an verbindlichen Übernahmezusagen nach Abschluss der Ausbildung“, erläutert Daniel Herold, Landesjugendsekretär ver.di für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und verweist auf die psychischen Belastungen. Die Hälfte der Azubis fühlt sich durch die Arbeitsanforderungen oder schlechte Arbeitsbedingungen stark bis sehr stark belastet. „Negative Auswirkungen auf Gesundheit und Leistungsfähigkeit sind daher wenig verwunderlich“, so Herold.
Dabei ist die Generation Z zielorientiert und gesundheitsbewusst
„Wir leben in einer Arbeitswelt, die gekennzeichnet ist durch extremen Stress, Anzeichen von individuellem Burnout und psychischer sowie physischer Überforderung“, beschreibt Prof. Dr. Christian Scholz von der Universität des Saarlandes als Gastautor des Barmer Gesundheitsreportes die aktuelle Situation. Gehören die Beschäftigten im Alter von 35 – 45 Jahren noch einer Generation an, die in der Arbeit Sinn, persönliche Weiterentwicklung und Selbstentfaltung sieht, bei der es häufig zum Verschmelzen von Privatleben und Beruf kommt, so ist die Generation Z völlig anders. Sie will nicht länger im betrieblichen Hamsterrad laufen. „Die Generation Z ist durchaus zielorientiert und gesundheitsbewusst“, kontert Scholz. Versprechungen von Unternehmen nach dem Motto „Bei uns steht der Mitarbeiter im Mittelpunkt“ schenkt diese Generation keinen Glauben. Dafür konzentriert sie sich voll und ganz auf eine klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben. Gleichzeitig lebt die Generation Z auch gesünder. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, mehr Bewegung und Work-Life-Separation ist für sie wichtig. Die Arbeit soll sich durch eine klare Trennung gut mit Privatleben und Familie vereinbaren lassen. Das lässt sich nur mit weniger Überstunden und festen Arbeitszeiten realisieren. „So gesehen, will die Generation Z damit auch gesünder arbeiten. Durch ihren bewussten, zielorientierten Lebensstil kann sie Stress zum Teil kompensieren. Gleichzeitig stellt sie aber auch klare Forderungen an ihre künftigen Arbeitgeber. Wenn sich Unternehmen dieses Verhalten zunutze machen und für beide Seiten einen Konsens finden, bekommen sie motivierte und gesündere Mitarbeiter“, rät Scholz.
Nichtwissen und nichthandeln macht eine kranke Belegschaft
Die Auswirkungen von ungesunden Lebensgewohnheiten und mangelnder Bewegung werden immer früher sichtbar. „Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Um den Folgen des demografischen Wandels entgegenzuwirken reicht es für Unternehmen nicht mehr aus, sich nur um die älteren Beschäftigten zu kümmern. Mindestens genauso wichtig ist es, den Blick auch auf die Bedürfnisse der jungen Menschen zu richten und zu handeln“, fordert Magerl. Es besteht die Chance der Arbeitgeber in Kooperation mit Krankenkassen nachhaltige Konzepte der Betrieblichen Gesundheitsförderung zu entwerfen und umzusetzen. „Das sollten noch viel mehr Unternehmen nutzen. Am besten bezieht man die jungen Beschäftigten bei der Konzipierung gleich mit ein“, rät Magerl und fordert Arbeitgeber auf, selbst aktiv zu werden. Magerl: “Arbeitgeber sollten ihren Teil dazu beitragen, dass gesunde Lebensweise auch im Arbeitsalltag möglich ist. Wir helfen gern dabei!“
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