Mutter schmust mit ihrem neugeborenen Baby
Pressemitteilungen 2023

Klassische Kinderkrankheiten und Frühgeburten im Fokus

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Dresden, 04. Mai 2023 – Ein verfrühter Start ins Leben, mit einem geringen Geburtsgewicht birgt Risiken für die gesunde Entwicklung von Kindern. Ebenfalls deutliche Auswirkungen auf die Kindergesundheit hat die Corona-Pandemie gezeigt. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle Arztreport der BARMER für Sachsen, in welchem die Entwicklung verschiedener „klassischer“ Kinderkrankheiten und die Frühgeburtlichkeit untersucht worden ist. 

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

„Bei den Infektionskrankheiten, die besonders häufig im Kindesalter auftreten, beispielsweise  Scharlach, Ringelröteln oder auch Atemwegsinfekte, sind angesichts intensiver Nachholeffekte teils außergewöhnlich schwere Verläufe nicht auszuschließen. Um solche negativen Effekte für die Zukunft zu vermeiden, müssen jetzt die richtigen Lehren gezogen werden. Wir brauchen evidenzbasierte Konzepte mit Augenmaß, die zukünftig als eine Art Blaupause vorliegen. Mit unserer Versorgungsforschung leisten wir hierfür einen Beitrag“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen. Und mit dem Blick auf das Thema Frühgeburtlichkeit plädiert sie auf konsequentes Impfen und Inanspruchnahmen von Früherkennungsuntersuchungen. Das regelhafte Auswerten und Zusammenführen von Gesundheitsdaten spiele hierbei eine wichtige Rolle. Es helfe Risikofaktoren schneller zu identifizieren und damit auch Folgen von Erkrankungen nicht nur bei den Jüngsten abzumildern oder zu vermeiden.

Kindern droht nach Corona heftige Infektionswelle

Sachsens Kinder haben während der Corona-Pandemie unter vielen Entbehrungen gelitten. Sie tragen heute die Konsequenzen für ihre Gesundheit. Viele sonst übliche Infektionen sind während der Pandemie ausgeblieben, weswegen nun heftige Krankheitswellen drohen oder bereits im Gange sind. Wie aus dem BARMER Arztreport hervorgeht, ist während der Pandemie unter anderem die übliche Scharlach-Welle bei Kindern in der Kita nahezu ausgeblieben. In Sachsen haben sich im Jahr 2019 noch rund 10.900 Kinder mit Scharlach infiziert, im Jahr 2021 waren es nur noch rund 1.400. Das entspricht einem Rückgang von 89 Prozent. Ein massiver Nachholeffekt lässt sich aktuell bereits angesichts der Zahlen des Robert-Koch-Instituts vermuten. So haben die gemeldeten Fälle für 2023 fast die Anzahl des gesamten Jahres 2019 erreicht. Jedoch ist bei den Daten des RKI von erheblichen Meldelücken auszugehen. Die sehr niedrigen Werte des RKIwiesen auf eine Untererfassung hin. „In Sachsen besteht für Scharlach eine Meldepflicht. Es ist wichtig, dass diese ernst genommen wird“, sagt Monika Welfens. Nur so könne auf aktuelle Entwicklungen schnell reagiert werden.

Anzahl an Hand-Fuß-Mund-Krankheit Infizierten schnellt in die Höhe

Den Analysen im BARMER Arztreport zufolge sind neben Scharlach weitere klassische Kinderkrankheiten während der Pandemie seltener aufgetreten als in den Jahren zuvor. Das gelte beispielsweise für Ringelröteln und das Pfeiffersche Drüsenfieber. „Einzig bei der Hand-Fuß-Mund-Krankheit gibt es einen gegenteiligen Effekt“, sagt Monika Welfens. Nach einem deutlichen Rückgang im Jahr 2020 auf weniger als 3.200 seien im vierten Quartal 2021, mit rund 11.600 Sächsischen Kindern, bereits schon wieder fast so viele von dieser Erkrankung betroffen wie im Jahr 2019 (14.800). „Eine weitere Beobachtung der Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist aufgrund dieser besonderen Entwicklung der Erkrankung sinnvoll“, betont Welfens. Das gelte vor allem vor dem Hintergrund, dass sich ein Kind durchaus mehrfach anstecken könne. Diese Krankheit könne auch an Erwachsene übertragen werden. „Wir sollten genau im Blick haben, wie sich die Fallzahlen entwickeln“, so Welfens. Es sei nicht auszuschließen, dass es trotz ohnehin schon hoher Fallzahlen einen Nachholeffekt ähnlich wie bei Scharlach geben werde. 

Pandemiemaßnahmen bremsen Windpocken zusätzlich aus 

Bereits vor der Pandemie hätten vor allem Schutzimpfungen dazu geführt, dass Kinderkrankheiten eine rückläufige Tendenz zeigen. Das belege exemplarisch die Diagnoserate für Windpocken. Eine Empfehlung für die Schutzimpfung gegen Windpocken gebe es in Deutschland seit dem Jahr 2004. Vor der Einführung der Schutzimpfung hätten sich mehr als 90 Prozent aller Kinder mit dem für die Windpocken verantwortlichen Varizella-Zoster-Virus infiziert. Von 2005 bis 2019 sei die Diagnoserate bei Sächsischen Kindern bis 14 Jahren um 84 Prozent gesunken. Während der Pandemie habe es nochmal rund 51 Prozent weniger Windpocken-Erkrankungen gegeben. So seien landesweit im Jahr 2021 nur noch 1.604 Kinder mit Windpocken infiziert gewesen. „Der Rückgang der Fallzahlen ist auch deswegen eine gute Nachricht, da Kinder, die auf natürlichem Weg eine Windpocken-Infektion durchgemacht haben, als Erwachsene an einer Gürtelrose erkranken können. So wird diese mögliche Folgeerkrankung ebenfalls ausgebremst“, erklärt Monika Welfens. 

Frühgeborene haben häufiger „mitwachsende“ Folgeerkrankungen 

Der BARMER Arztreport hat bundesweit die Behandlungsdaten von Neugeborenen über 10 Jahre hinweg analysiert, bei denen Angaben zum Geburtsgewicht und zu den Müttern vorlagen. Verantwortlich für Geburtsgewichte unter 2.500 Gramm sind oftmals Frühgeburten, die in den meisten Fällen durch Mehrlingsschwangerschaften, Vorbelastung der Mutter infolge von Vorerkrankungen, Medikamenten-, Nikotin-, Alkoholkonsum veranlasst waren. Laut Arztreport scheint auch Alter und Bildungsstand der Mütter Einfluss auch das Geburtsgewicht zu haben. So weisen beispielsweise Mütter mit Abitur ein rund 18 Prozent geringeres Risiko für die Geburt eines Kindes mit einem Gewicht von weniger als 1.500 Gramm auf als Mütter ohne Abitur. Die höchsten Risiken für Geburten mit stark reduziertem Geburtsgewicht dagegen wiesen Mütter im Alter ab 45 Jahren auf. „Die Früherkennung der Risiken bei Frühgeburt ist der erste Schritt zur Prävention. Schwangere mit Risiken zur Frühgeburt sollen über präventive Maßnahmen informiert werden.“ Denn ein zu geringes Geburtsgewicht ziehe nicht selten Folgeerkrankungen nach sich. Das macht der aktuelle Report sichtbar. So litten beispielsweise Kinder mit einem Gewicht unter 2.500 Gramm bis zum 10. Lebensjahr deutlich häufiger an Asthma oder unter Entwicklungsstörungen, insbesondere des Sprechens und der Sprache, was häufig erst vor Beginn der Grundschulzeit aufzufallen scheint. „Hingegen profitierten Frühgeborene von der Herdenimmunität und auch sehr regelmäßig durchgeführten Impfungen. So lag exemplarisch bei Windpocken die Infektionsrate dieser Kinder zumeist unter derer der Normalgewichtigen“, sagt die BARMER Landesgeschäftsführerin. Sie appelliere daher an alle Eltern, sowohl für sich selbst als auch mit ihren Kindern die regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen und Impftermine wahrzunehmen. Alle pandemiebedingt verschobenen Termine sollten schnellstmöglich nachgeholt werden. Auch mache sie sich dafür stark, dass das Thema Gesundheit in Sachsens Lehrplänen eine viel stärkere Rolle als bislang spielen sollte. Es sei von immenser Bedeutung für die gesamte Gesellschaft, die individuelle Gesundheitskompetenz zu stärken.

 Interaktive Grafiken zum Arztreport 2023

Kontakt für die Presse:

Claudia Szymula
Pressesprecherin Barmer Sachsen
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