Ein Mann öffnet nachts den Kühlschrank und isst dabei ein Stück Pizza.
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Essstörungen: Die Zahl der betroffenen Männer steigt

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Dresden, 05. März 2024 – Essstörungen können jeden treffen, auch jene Störungen, die zu krankhaftem Gewichtsverlust führen können. Oft werden diese Erkrankungen, zu denen vor allem Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Anorexie (Magersucht) gehören, in Verbindung mit jungen Mädchen oder Models gebracht. Dabei können Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft betroffen sein, immer häufiger auch Jungen und Männer. Der Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zeigt einen Anstieg an Essstörungen im Zeitraum von 2018 bis 2021 bei Frauen, aber auch bei den Männern. Wurden derartige Erkrankungen in Sachsen 2018 altersübergreifend bei etwa vier von 1.000 Frauen erfasst, so hatte bei den Männern nicht mal einer von 1.000 eine entsprechende Diagnose erhalten. Drei Jahre später hingegen ist die Anzahl der Betroffenen bei den Frauen auf fünf und bei den Männern auf rund einen von 1.000 gestiegen. Dabei liegen die Peaks bei den jungen Frau im Alter von 18 bis 29 Jahren, bei den Männern in der Zeitspanne zwischen dem 12. und 17. Lebensjahr. 

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

„Gerade bei Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Insbesondere Männer haben hier eine höhere Hemmschwelle, sich eine als ‚weiblich‘ angesehene Krankheit einzugestehen und Hilfe zu suchen“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Das trage dazu bei, dass derartige Erkrankungen bei Männern seltener und auch später diagnostiziert würden.

Die Sucht, wenig zu essen, kann tödlich enden

Essstörungen haben meist nicht nur einen Auslöser. Magersucht, Bulimie, aber auch die Binge-Eating-Störung (regelmäßige Essanfälle) sind psychosomatische Erkrankungen und haben einen Suchtcharakter. Von allen Personen, die an Essstörungen leiden, sind etwa die Hälfte zugleich von der Begleiterkrankung Depression betroffen. Dies zeigt, dass seelische Probleme zu körperlichen Auswirkungen bis hin zu Schädigungen führen können. Für alle Arten von Essstörungen gilt, man sieht sie den Betroffenen nicht unbedingt an, insbesondere im Anfangsstadium. Ist das Verhalten bei einer Essstörung zwanghaft geworden, haben Betroffene keine Kontrolle mehr darüber. Wenn durch die Nahrung zu wenig Energie, Nährstoffe und Vitamine aufgenommen werden, kann das schwere körperliche Folgen haben, beispielsweise verminderte Knochendichte, Haarausfall, niedriger Blutdruck, Ausfall der Regelblutung oder Potenzprobleme. Häufiges Erbrechen kann zu Zahnschäden, einem gestörten Elektrolyt- und Wasserhaushalt und einer Störung der Nierenfunktion führen. Diese Odyssee kann jahrelang oder auch ein Leben lang andauern. „Die Folgen von Essstörungen sind oft schwerwiegende Krankheitsverläufe, die sogar lebensbedrohlich sein können“, sagt Monika Welfens.

Veränderungen im Essverhalten rechtzeitig erkennen und handeln

Da die Gründe für Essstörungen individuell und vielfältig sind, sind ein frühzeitiges Erkennen und Vorbeugen wichtig. In Bezug auf das Essen an sich können Eltern Einfluss nehmen, indem sie eine förderliche Esskultur vorleben und Vorbilder sind. „Werden beispielsweise Speisen in der Familie gemeinsam zubereitet und gegessen und wird dabei auch Rücksicht auf die Vorlieben des Einzelnen genommen, stärkt das die Identitätsentwicklung und das Selbstbewusstsein von Heranwachsenden“, sagt Monika Welfens. Außerdem böten gerade diese gemeinsamen Aktivitäten Raum für Gespräche über verschiedene Alltagsthemen. Wenn dann auch ein Austausch über die Zutaten, Herstellung und Herkunft von Speisen dazukomme, könne manchem Werbetrick großer Lebensmittelhersteller Paroli geboten, aber auch über die eigene Körperwahrnehmung und die Idealfigur diskutiert werden. „Für ein selbstbestimmtes Essverhalten im Erwachsenenalter spielen Vorbildwirkung und das Vermitteln von Wissen eine entscheidende Rolle. Genauso wichtig ist es aber, auch negative Veränderungen im Essverhalten rechtzeitig zu erkennen und zu handeln“, so die Barmer-Chefin. Bemerkten Eltern, Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer oder Arbeitgebende starke Gewichtsveränderungen bei Betroffenen, sollten sie sich nicht scheuen über Hilfsangebote zu informieren.

Beratung und Unterstützung erhalten Betroffene, nahestehende Personen und Interessierte hier:

Weiterführende Information hier:

 

Blick auf zukünftige Entwicklungen

Im Juli 2024 startet eine durch den Innovationsfonds geförderte Studie, in der erprobt wird, ob für junge Menschen mit Magersucht eine telemedizinisch unterstützte familienbasierte Therapie (FBT) eine Alternative zu einer stationären Behandlung darstellen kann. Das Projekt FIAT, familienbasierte telemedizinische vs. institutionelle Anorexia nervosa Therapie-Studie, befindet sich derzeit in Vorbereitung. An bis zu 20 Studienzentren in ganz Deutschland, darunter auch in Sachsen, werden Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 17 Jahren telemedizinisch mit FBT behandelt. Sollte die Studie zeigen, dass diese Therapieform der stationären Regelversorgung nicht unterlegen ist, würden davon die Betroffenen profitieren, beispielsweise, weil sie in ihrem schulischen und sozialen Umfeld verbleiben und Wartezeiten auf Therapieplätze umgehen könnten.

Kontakt für die Presse:

Claudia Szymula
Pressesprecherin Barmer Sachsen
Telefon: 0800 333 004 152231
E-Mail: presse.sn@barmer.de
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