Eine grüne Collage zeigt einen Mann, der auf einem Rollcontainer sitzt und in sein Smartphone schaut.
Pressemitteilungen 2023

10. Dresdner Dialog am Flughafen: Entwicklungsland Deutschland — Was bringt die elektronische Patientenakte?

Lesedauer unter 4 Minuten

Dresden, 24. Mai 2023 – Wer in Sachsen lebt und älter als 40 Jahre ist, erhält binnen zehn Jahren im Schnitt 36 verschiedene Diagnosen, 80 Rezepte und 125 Arzneimittelpackungen. Durchschnittlich 20 Ärztinnen und Ärzten sowie fünf verschiedene Apotheken sind an der Versorgung eines durchschnittlichen Patienten beteiligt, hinzu kommen im Schnitt noch zwei Krankenhausaufenthalte. Ohne vollständige Kenntnis der aktuellen Medikation und Vorgeschichte der Patientinnen und Patienten wird beispielsweise die Arzneimitteltherapie zu einem unkalkulierbaren Risiko.

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

„Schon heute werden die Gesundheitsdaten digital erfasst. Allerdings haben Patienten selbst darauf keinen unmittelbaren Zugriff. Denn sie liegen nicht zentral ab, sondern bei unterschiedlichen Ärzten, in Kliniken oder Apotheken“ sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen, anlässlich des 10. Dresdner Dialogs am Flughafen, der gestern in Sachsen den Diskurs um den Einsatz der elektronische Patientenakte (ePa) in den Fokus rückte. Mit der ePa würden Patienten erstmals die Möglichkeit bekommen ihre Daten selbst einzusehen, zu verwalten und zu entscheiden, wer darauf Zugriff haben soll. „Mit dieser digitalen Akte wird der Austausch wichtiger medizinischer Informationen schneller und die Behandlungssicherheit deutlich höher. Wir sehen darin einen wichtigen Meilenstein hin zu mehr Transparenz und Behandlungssicherheit für die Patienten“, so Welfens.

Erweiterung der digitalen Gesundheitskompetenzen – die Menschen mitnehmen

Rund 50 Akteure des sächsischen Gesundheitswesens diskutierten beim 10. Dresdner Dialog am Flughafen über eines der zentralen Vorhaben im Digitalisierungsprozess des deutschen Gesundheitswesens, der flächendeckenden Einführung der elektronischen Gesundheitsakte. So begrüßte die Verbraucherzentrale Sachsen die Digitalisierung im Gesundheits- und Pflegebereich und die Einführung der elektronischen Patientenakte ausdrücklich. „Wir begreifen die digitale Akte als große Chance. Digitale Anwendungen erleichtern den Patientenalltag und den Überblick über die Gesundheitsdaten“, sagt Andreas Eichhorst, geschäftsführender Vorstand der Verbraucherzentrale Sachsen. Aktuell würden allerdings noch große Defizite bei der Information der sächsischen Bevölkerung über die Digitalisierungsvorhaben gesehen. Hier gäbe es Nachbesserungsbedarf. „Alle in der Bevölkerung müssen informiert und abgeholt werden. Menschen, die aus verschiedenen Gründen keine digitalen Gesundheitsanwendungen nutzen können, müssen andere Zugangsmöglichkeiten erhalten“, fordert Eichhorst. 

Digitalisierung muss schneller gehen

„Es wird alles so langsam umgesetzt, dass es schon während der Umsetzung technologisch überholt ist“, beschreibt Dr. Thomas Lipp, Vorsitzender Hartmannbund Sachsen, seine Sicht auf die aktuelle Situation im Gesundheitswesen. Der Austausch von Patientendaten zwischen Praxen, Kliniken und Apotheken könnten Mehrfachuntersuchungen verhindern, Therapien besser abgleichen und so am Ende zudem Kosten sparen. Praktikable Schnittstellen fehlten bis heute. Nicht zuletzt auch, weil die Anbieter von Praxis-Verwaltungssystemen, diese nicht rechtzeitig zur Verfügung stellten. Die gesetzlichen Krankenkassen sind bereits seit Januar 2021 verpflichtet, allen Versicherten eine elektronische Patientenakte anzubieten.

Bérengère Codjo, Vordenkerin und Digitalbotschafterin der Barmer.i

Bérengère Codjo, Vordenkerin und Digitalbotschafterin der Barmer.i

„Diese Verpflichtung haben wir als gesetzliche Krankenkasse erfüllt. Die ePa der Barmer heißt eCare und kann in den jeweiligen App-Stores heruntergeladen und auf dem Smartphone oder Tablet eingerichtet werden“, sagt Bérengère Codjo, Vordenkerin und Digitalbotschafterin der Barmer.i. Ihre Mission ist es, die Menschen für digitale Projekte zu begeistern, Prozesse nutzerzentriert zu optimieren und eine Kultur der Innovation in Unternehmen und damit auch der Gesellschaft zu etablieren. Auch sie sieht Beschleunigungspotential. “Alle, Versicherte sowie Leistungserbringende müssen lernen mit neuen digitalen Instrumenten umzugehen. Das braucht Zeit, denn es erfordert die Erweiterung der digitalen Gesundheitskompetenzen von jeder und jedem“, sagt Codjo. 

Was kann die ePa schon jetzt? - Nutzen für Versicherte

Seit 2021 können alle gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte (ePa) von ihrer Krankenkassen erhalten. In dieser können medizinische Befunde und Informationen aus vorhergehenden Untersuchungen und Behandlungen über Praxis- und Krankenhausgrenzen gespeichert und bei Bedarf mit den behandelnden Arztpraxen geteilt werden. Ebenfalls seit 2021 sollten Ärzte in Praxen und Krankenhäusern auf Wunsch des Patienten die digitalen Akten mit Befunden, Therapieplänen Medikationsplänen aus dem aktuellen Behandlungskontext in dessen ePa speichern können. „Doch das passiert noch zu selten. Viele Verwaltungssysteme egal ob in Praxen oder in Krankenhäusern verfügen noch immer nicht über die notwendigen ePa-Funktionen. Hier gibt es deutliches Entwicklungspotential“, sagt Codjo. Es müsse eine Priorität sein, die Ärzteschaft sowie ihre Praxisteams schnell an Bord zu holen, denn bei der Integration der ePa in die Versorgung würden gerade sie eine zentrale Rolle spielen. Entscheidend für die Nutzung durch Patienten seien ebenfalls ein leichter Zugang sowie nützliche Services, die die Versicherten beim Gesundheits- und Therapiemanagement unterstützten. Daran arbeite die Barmer beständig. So stehe Barmer Versicherten in der eCare bereits jetzt schon einen Mediplaner, ein Schwangerschafts-Begleiter und eine ausführliche Behandlungshistorie zur Verfügung.

Blick auf die Benutzeroberfläche der eCare-App auf einem Smartphone

App statt Aktenordner

Mit der elektronischen Patientenakte können Patientinnen und Patienten ihre Gesundheitsdokumente sicher digital organisieren. Sie können diese mit Leistungserbringern beispielsweise Arztpraxen teilen und weitere Dokumente einstellen lassen. Der digitale Austausch ermöglicht einen leichteren Überblick über die Gesundheitshistorie und unterstützt so die Behandlung.

Der Dresdner Dialog am Flughafen feierte zehnjähriges Jubiläum. „Wir freuen uns, dass es gelungen ist, ein Format zu etablieren, das regelmäßig gesundheitspolitische Themen mit großer Bedeutung für die Zukunft der medizinischen Versorgung, in den Focus rückt“, sagt die Barmer Landeschefin. In der besonderen Location des Dresdener Flughafens sei auch in diesem Jahr wieder mit Akteuren des sächsischen Gesundheitswesens über aktuelle Fragen der Gesundheitsversorgung diskutiert worden.

Mehr Informationen 
Elektronische Patientenakte der Barmer:  www.barmer.de/a004878 

Kontakt für die Presse:

Claudia Szymula
Pressesprecherin Barmer Sachsen
Telefon: 0800 333 004 152231
E-Mail: presse.sn@barmer.de
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