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Sachsen: Immer mehr jungen Menschen mit Depressionen - Mentale Erste Hilfe“-Seminare

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Dresden, 11. November 2024 – Immer mehr junge Menschen in Sachsen erhalten die Diagnose Depression. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des BARMER-Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. 

Im Jahr 2018 bekamen sachsenweit gut 9.900 junge Menschen zwischen 5 und 24 Jahren eine depressive Episode diagnostiziert. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 14.600 Betroffene. Das entspricht einem Zuwachs um knapp 48 Prozent binnen sechs Jahren. Den mit Abstand größten Anstieg innerhalb eines Jahres gab es mit Ausbruch der Corona-Pandemie von 2020 auf 2021 von etwa 2.400, auf gut 13.800 Fälle. „Die deutliche Zunahme an Depressionen bei jungen Menschen ist besorgniserregend. Dabei hat die Erkrankung viele Gesichter und wird nicht immer sofort erkannt. Selbst wenn Betroffene oder Angehörige merken, dass etwas nicht stimmt, fällt ihnen konkrete Unterstützung mitunter schwer“, sagt Monika Welfens Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Vor diesem Hintergrund bietet die Barmer in Kooperation mit der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention e.V. ab sofort kostenlose digitale „Mentale Erste Hilfe“-Seminare für Jugendliche und junge Erwachsene an. 

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Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

„Es geht darum, erste Anzeichen psychischer Belastungen bei sich selbst und anderen frühzeitig zu erkennen. Die Teilnehmenden lernen zum Beispiel, wie sie Belastungen des Alltags von Erkrankungen unterscheiden. Außerdem erfahren sie wann, wo und wie professionelle Hilfe hinzu zu ziehen ist und wie sie ihre psychische Gesundheit stärken könnten“, sagt Seminarleiterin Dr. Ines Keita, Psychologin und stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention e.V.. Sie bekommen unter anderem Wege aufgezeigt, wie psychische Beschwerden im eigenen Umfeld passend angesprochen und Angehörige dabei unterstützt werden können, sich professionelle Hilfe zu suchen.

Mentale Erste Hilfe, wie geht das?

„Fuß verstaucht, mit dem Fahrrad gestürzt, in solchen Fällen wissen die meisten von uns, was zu tun ist“, sagt die Barmer-Chefin und verweist darauf, dass es sich bei körperlichen Notfällen und Nichtleistung von Erster Hilfe, um unterlassene Hilfeleistung handelt. „Was aber ist zu tun, wenn die Psyche Hilfe braucht? Hier gibt es immer noch zu viele Berührungsängste“, sagt sie. An genau dieser Stelle setzen Barmer und An genau dieser Stelle setzen Barmer und das Partnernetzwerk aus Stiftung Deutsche Depressionshilfe und dem Diskussionsforum Depression e.V. an. Nach der gemeinsam entwickelten Onlineplattform FIDEO, auf der junge Menschen ein fachlich moderiertes Austauschforum zum Thema Depression finden, der Schulbox Depression, mit der Lehrkräfte einen Werkzeugkoffer mit verschiedenen Materialien rund um das Thema Depression an die Hand bekommen, gibt es nun erstmalig ein Seminarangebot zur mentalen Ersten Hilfe. „Das Seminar schärft das Bewusstsein für psychische Erkrankungen und ermutigt Menschen, sich Hilfe zu suchen. Gesundheitswissen rund um das Thema Depression müsse bereits den Heranwachsenden noch leichter zugänglich gemacht werden, damit sie es auch im Alltag anwenden können. „Werden Warnsignale frühzeitig erkannt, können Hilfsangebote eher genutzt und damit unnötiges Leid und chronische Verläufe vermieden werden“, sagt Barmer-Chefin Welfens.

Anstieg vor allem bei Mädchen und jungen Frauen

Wie aus der Barmer-Auswertung weiter hervorgeht, leiden vor allem Mädchen und junge Frauen an Depressionen. Demnach ist die Fallzahl in Sachsen zwischen den Jahren 2018 und 2023 von circa 6.600 auf über 10.000 Betroffene gestiegen. Dies entspricht einem Plus von gut 52 Prozent. Bei Jungen und jungen Männern ist die Fallzahl von rund 3.300 auf fast 4.600 gestiegen, was einen Zuwachs von 39 Prozent ausmacht. „Wir wissen schon lange, dass geschlechtsspezifische Unterschiede existieren. Dafür gibt es unterschiedliche biologische und psychosoziale Erklärungen. Mädchen und Frauen sprechen beispielsweise eher über ihre Ängste und Stimmungsschwankungen und gehen damit auch zum Arzt, sodass die Diagnose häufiger gestellt wird. Das erklärt aber nicht die großen Häufigkeitsunterschiede. Unterschiede in den Genen, den Hormonen und anderen biologischen Aspekten werden ebenfalls in der Wissenschaft diskutiert“, so Dr. Ines Keita weiter.

Steigende Depressions-Diagnosen in allen Bundesländern

Laut der Barmer-Auswertung ist die Zahl der jungen Menschen mit Depressionen in allen Bundesländern zwischen den Jahren 2018 und 2023 gestiegen. Die größte Steigerung gab es geschlechtsübergreifend mit rund 51 Prozent in Sachsen-Anhalt von circa 6.100 auf 9.200 Betroffene und die geringste mit einem Zuwachs von 17 Prozent in Baden-Württemberg von 41.500 auf 48.600 Betroffene. Die meisten Fallzahlen gab es in Nordrhein-Westfalen, die von 75.300 auf 94.400 anstiegen. Die wenigsten Diagnosen erfolgten im Saarland, deren Zahl von 2.700 auf 3.300 zunahm.

Weitere Informationen und Anmeldung unter: www.barmer.de/mentaleerstehilfe 
Schulkoffer Depression unter: www.barmer.de/p028090 
FIDEO unter: www.fideo.de 

Mehr zur Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention e.V.: www.deutsche-depressionshilfe.de 
 

Zu sehen sind die Daten über die Diagnosen von Depressionen über alle Bundesländer hinweg.

 

Kontakt für die Presse:

Claudia Szymula
Pressesprecherin Barmer Sachsen
Telefon: 0800 333 004 152231
E-Mail: presse.sn@barmer.de
Twitter: twitter.com/BARMER_SN