Dresden, 28. August 2018 – Bei der Barmer sind seit Inkrafttreten des Cannabis-Gesetzes am 10. März vergangenen Jahres 6.583 Anträge auf die Kostenübernahme Cannabis-haltiger Arzneimittel eingegangen. Das geht aus einer Auswertung der Kasse hervor. Davon wurden 4.436 Anträge genehmigt und 2.147 abgelehnt. In Sachsen wurden 182 Anträge gestellt, davon wurden 131 bewilligt. Die meisten Anträge auf Kostenübernahme von Cannabis-Präparaten wurden in Bayern mit 1.413 und in Nordrhein-Westfalen mit 1.270 gestellt. Die Bewilligungsquoten schwanken je nach Bundesland zwischen 53 und 76 Prozent. „In Sachsen sehen wir, dass Mediziner Cannabis als Medikament sehr bewusst einsetzen, nach sorgfältiger Abwägung für jeden Fall individuell“, so Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.
Der Hype um Cannabis
In Anbetracht der bundesweiten Fallzahlen warnt die Barmer vor übertriebenen Erwartungen. Häufig ist der Nutzen von Cannabis nicht erwiesen. „Um Cannabis als Medizin ist ein Hype entstanden, der nur im Einzelfall berechtigt ist. Cannabis-haltige Arzneimittel dürfen seit dem letzten Jahr bei vielen Erkrankungen verordnet werden, auch wenn deren Wirkung wissenschaftlich nicht hinlänglich erwiesen ist. Bei Schmerzen etwa sollte Cannabis möglichst nur als Ergänzung zu bewährten Konzepten wie der multimodalen Schmerztherapie zum Einsatz kommen“, so Magerl, mit Blick auf Analysen, wonach im Jahr 2017 mehr als die Hälfte der Cannabis-Verordnungen bei Schmerzen ausgestellt worden sei. Es liege kein klarer Nachweis vor, dass Cannabis bei Tumor-, Skelett- und Muskelschmerzen wirke.
Cannabis-Blüten kaum dosierbar und unverhältnismäßig teuer
Laut Auswertung betrugen die Gesamtkosten der Barmer für Cannabis-Präparate rund acht Millionen Euro. Dabei gab es große Kostendifferenzen. Während etwa im Mai 2018 die Ausgaben für Fertigarzneimittel und Rezepturen im Schnitt zwischen 350 und 721 Euro je Cannabis-Patienten betrugen, beliefen sie sich bei Cannabis-Blüten auf 1.708 Euro. „Cannabis-Blüten sind nicht nur unverhältnismäßig teuer, sondern in der Praxis auch kaum dosierbar, da es verschiedene Sorten, Stärken und Verabreichungsformen gibt. Blüten sollten daher nicht zum Einsatz kommen, zumal es alternative Cannabis-Präparate gibt“, sagt Magerl.