Ein innovatives Präventionsprojekt für stationäre Pflegeeinrichtungen kommt nun auch nach Sachsen-Anhalt: Therapeutische Videospiele sollen den Alltag von Senioren bereichern und ihre Lebensqualität steigern. Über Körperbewegungen können pflegebedürftige Menschen mit der MemoreBox auf einfache Art und Weise ihr Gedächtnis und ihre Beweglichkeit trainieren. Unter der Schirmherrschaft des Schauspielers und Intendanten Matthias Brenner wurde das Projekt im Februar in Halle und Stendal vorgestellt. Die Barmer stattet in diesem Jahr fünf Einrichtungen in Sachsen-Anhalt mit der MemoreBox aus. „Die Menschen in unserem Land werden immer älter. Das ist eine gute Nachricht! Wir stellen uns dabei die Frage: Wie kann es eigentlich gelingen, beim Älterwerden jung zu bleiben? Die therapeutisch-computerbasierten Trainingsprogramme der MemoreBox fördern die körperlichen und geistigen Fähigkeiten, bringen Menschen zusammen, nehmen auf Entdeckungsreisen mit und sind auf spielerische Art und Weise herausfordernd“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt.
Egal ob die Sonntagsfahrt mit dem Motorrad, ein Ausflug auf die Kegelbahn oder ins Tanzlokal – das, worauf viele Pflegebedürftige aufgrund ihrer Mobilitätseinschränkungen manchmal viele Jahre verzichten mussten, ist plötzlich mit innovativen Spielen wieder erlebbar. „Moderne Technik und Älterwerden schließen sich nicht aus. Ich finde das Projekt deshalb richtig gut! Meine Mutter ist über 90 und beschäftigt sich heute noch regelmäßig mit ihrem Computer – das hält sie fit“, sagt Schirmherr Matthias Brenner. Der Schauspieler und Intendant des Neuen Theaters Halle unterstützt das Projekt deshalb „aus tiefster Überzeugung“. „Wenn meine Mutter von diesem Teil erfährt, kriege ich wahrscheinlich einen Auftrag. Dann muss ich ihr so eine MemoreBox besorgen“, so Brenner.
Positive Ergebnisse der ersten Modellphase
Die MemoreBox wurde vom Hamburger Digital Health StartUp RetroBrain R&D entwickelt. Im Rahmen eines zweijährigen Modellvorhabens hat die Barmer den praxisnahen Einsatz der MemoreBox in ersten Berliner und Hamburger Pflegeeinrichtungen erprobt und einer wissenschaftlichen Begleitung unterzogen. „Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Spiele eine präventive und gesundheitsförderliche Wirksamkeit erzielen konnten. Die Stand- und Gangsicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde gestärkt, Motorik-, Ausdauer und Koordinationsfähigkeiten haben sich verbessert“, erklärt Wiedemann. Videospiele in Alten- und Pflegeheimen seien dabei kein Widerspruch. „Menschen haben einen natürlichen Spieltrieb, in jedem Alter“, so Wiedemann.
Ausbau des Projektes
Die guten Ergebnisse aus der ersten Modellphase waren für die Barmer Anlass, die digitalen Gesundheitstrainings in Pflegeeinrichtungen in allen Bundesländern einzusetzen. In den nächsten Monaten werden 100 ausgewählte Pflegeinrichtungen, darunter fünf aus Sachsen-Anhalt (Halle, Stendal, Aschersleben, Naumburg, Burg), an der zweiten Projektphase beteiligt. „Neu sind dabei auch genderrelevante Aspekte, Fragen und Spiele. Damit greifen wir aktiv die Wünsche der Senioren und eine Empfehlung der Nationalen Präventionskonferenz auf“, sagt Wiedemann. Darin heißt es unter anderem, dass bei der Planung und Erbringung von Präventions- und Gesundheitsförderungsleistungen auch geschlechterbezogene Aspekte zu berücksichtigen sind.
Wissenschaftliche Entwicklung und Begleitung
Die Humboldt-Universität zu Berlin wertet seit 2016 die präventiven und gesundheitsförderlichen Aspekte der Modellversuche in Hamburg und Berlin aus. Gemeinsam mit der Alice Salomon Hochschule Berlin und der Charité Universitätsmedizin Berlin wird sie auch die bundesweite zweite Projektphase wissenschaftlich begleiten.