Magdeburg, 19. Dezember 2019 – Die Sachsen-Anhalter gehen häufiger zum Zahnarzt als die Patienten in Westdeutschland. Zwischen Arendsee und Zeitz waren 75,8 Prozent der Versicherten im Jahr 2017 mindestens einmal in zahnärztlicher Behandlung, das entspricht Platz zwei im bundesweiten Ranking. In Sachsen ist die Quote mit 77,1 Prozent noch etwas höher, im Saarland waren nur 65,2 Prozent beim Zahnarzt. Der bundesweite Schnitt liegt bei 71,5 Prozent.
„Es ist erfreulich, dass die Menschen in Sachsen-Anhalt vergleichsweise häufig zum Zahnarzt gehen. Denn nur durch regelmäßige Kontrolle können Schäden frühzeitig erkannt werden“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Der regelmäßige Zahnarztbesuch könne mit einer gewissen Sozialisierung der Ostdeutschen und einem traditionell höheren Präventionsverhalten zu erklären sein, so Wiedemann mit Blick auf die regelmäßigen zahnärztlichen Untersuchungen zu DDR-Zeiten in Kitas und Schulen.
Füllungen besonders häufig
Dass die Sachsen-Anhalter deshalb auch bessere Zähne haben, kann daraus jedoch nicht automatisch abgeleitet werden. Insgesamt nahmen die Menschen überdurchschnittlich häufig Prophylaxe-, Diagnose- und Therapieleistungen in Anspruch. So bekamen zum Beispiel 33,7 Prozent Füllungen (Bund: 27,3 Prozent), 6,4 Prozent erhielten eine Wurzelkanalbehandlung (Bund: 5,5), und 9,8 Prozent mussten sich Zähne ziehen lassen (Bund: 8,5).
Deutliche Ost-West-Unterschiede beim Zahnersatz
Wie aus dem Barmer-Zahnreport 2019 hervorgeht, gibt es bei der zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland teils dramatische regionale Unterschiede. Ein Ost-West-Gefälle zeigt sich insbesondere bei der Versorgung mit neuem Zahnersatz. Tendenziell ist er in den östlichen Bundesländern preiswerter und der Eigenanteil geringer als in den westlichen Bundesländern. So beliefen sich in Sachsen-Anhalt die Gesamtausgaben für die „Dritten“ auf 1.316 Euro je versorgtem Versicherten. Sie lagen damit um rund 14 Prozent unter dem Bundesschnitt von 1.524 Euro und um knapp 30 Prozent unter dem Wert von Spitzenreiter Niedersachsen mit 1.877 Euro.
Geringster Eigenanteil in Deutschland
In Sachsen-Anhalt erhalten pro Jahr rund 7,4 Prozent der Versicherten Zahnersatz – das sind rund 160.000 Frauen und Männer. Dabei kommen die Versicherten beim Eigenanteil deutlich besser weg als alle anderen Deutschen: Dieser belief sich im Jahr 2017 auf rund 47,7 Prozent der Gesamtkosten, was 628 Euro ausmacht. Zum Vergleich: In Bayern war der Eigenanteil mit 1.228 Euro fast doppelt so hoch. „Der niedrigere Eigenanteil, aber auch die vergleichsweise niedrigen Gesamtausgaben für den Zahnersatz, könnten darin begründet sein, dass für viele Versicherte ästhetische Aspekte und Tragekomfort weniger im Vordergrund stehen und daher seltener der aufwändigere Zahnersatz gewählt wird, der teurer ist als die Regelversorgung“, sagt Wiedemann. Möglicherweise spiele aber auch das Budget der Versicherten eine Rolle. Insgesamt sei überall in Deutschland der Trend zu höheren Zuzahlungen beim Zahnersatz unverkennbar, so der Barmer-Landesgeschäftsführer. Das spiegelt sich besonders in Sachsen-Anhalt wieder: Im Jahr 2016 lag der Eigenanteil der Versicherten noch bei 549 Euro, ein Jahr später wendeten sie also 79 Euro mehr auf.
Sachsen-Anhalter pflegen fleißig ihr Zahnbonusheft
Versicherte, die regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt durch ihr Bonusheft nachweisen können, erhalten bei Zahnersatz und Kronen einen erhöhten Zuschuss. Dieser Zuschuss erhöht sich um 20 Prozent, wenn das Bonusheft über fünf Jahre und um 30 Prozent, wenn es über zehn Jahren lückenlos geführt wurde. Beim Pflegen des Zahnbonushefts sind die Sachsen-Anhalter sehr fleißig: 67,2 Prozent der Versicherten konnten bei ihrem Zahnersatz einen 30-prozentigen Extra-Bonus der Krankenkasse einsetzen, fast 16 Prozentpunkte mehr als im Bundesschnitt mit 51,4 Prozent.
Als erste Krankenkasse hat die Barmer mit dem digitalen Zahnbonusheft eine Smartphone-App zur Verfügung gestellt, die an Vorsorgetermine erinnert und die Besuche beim Zahnarzt automatisch erfasst. Das erleichtert den lückenlosen Nachweis. „Die Frage ‚Wo ist bloß das Zahnbonusheft?‘ hat sich damit für Barmer-Versicherte erledigt“, sagt Wiedemann. Das digitale Zahnbonusheft kann mit wenigen Klicks in der Barmer-App aktiviert werden. Die Daten werden automatisch gepflegt. Weder der Versicherte noch der Zahnarzt müssen aktiv etwas tun. Die benötigten Daten erhält die Barmer automatisch dadurch, dass der Zahnarzt den Vorsorgetermin mit der Krankenkasse abrechnet.
Grundlage für die Auswertungen im Barmer-Zahnreport 2019 waren die Daten von etwa 9,4 Millionen Versicherten – das entspricht mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Für Sachsen-Anhalt hat die Barmer die anonymisierten Daten von rund 280.000 Versicherten ausgewertet.