Magdeburg (08.12.2016) Seit Jahren klagen Schüler, Eltern und Lehrer zunehmend über die psychischen Belastungen im Schulalltag. Neben dem üblichen Lernstress belasten Versagensängste, Mobbing und Ausgrenzungen immer wieder für Schlafprobleme, Kopfschmerzen, Depressionen oder Störungen im Sozialverhalten. Auch viele Lehrer klagen über psychosomatische Erkrankungen und weitere arbeitsbedingte Beschwerden. Zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Schülern und Lehrkräften bietet die Krankenkasse Barmer GEK deshalb das Programm "MindMatters" auch in Sachsen-Anhalts an.
"Im besten Fall wirkt MindMatters wie ein Frühwarnsystem, weil die Wahrnehmung für psychische Alarmsignale gestärkt wird", sagt Andreas Ude, zuständiger Referent der Landesvertretung Sachsen-Anhalt der Barmer GEK.
Zum Auftakt für das Programm "MindMatters" gab es am 8. Dezember in Magdeburg ein eintägiges Seminar für Lehrer, Schulpsychologen und Präventionsexperten aus Schulen, dem Landesschulamt sowie der Landesvereinigung für Gesundheit Sachsen-Anhalt. "Wortwörtlich heißt MindMatters Geistes-Angelegenheiten. Das ursprünglich in Australien entwickelte MindMatters-Programm wurde mit Unterstützung der Barmer GEK im Rahmen eines Modellversuchs vom früheren Magdeburger Psychologieprofessor Peter Paulus an die Gegebenheiten im deutschsprachigen Raum angepasst", erläutert Andreas Ude. "Wir wollen eine gesunde Schulkultur im Umgang miteinander. Sowohl unter den Schülern als auch unter den Pädagogen. In Zeiten von Depressionen, Mobbing, Burnout und Reizüberflutung brauchen wir deshalb mehr Achtsamkeit. Diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgt MindMatters."
"… tagtäglich einer großen psychischen Belastung ausgesetzt"
Wissenschaftliche Studien belegen, dass mittlerweile fast 22 Prozent aller Schulkinder psychische Auffälligkeiten wie z.B. Ängste, Depressionen oder Hyperaktivität zeigen. "Schüler sind tagtäglich einer großen psychischen Belastung ausgesetzt. So leiden etwa 18 Prozent regelmäßig unter Einschlafprobleme und 13 Prozent unter Kopfschmerzen. Und 23.500 Kinder und Jugendliche in Sachsen-Anhalt sind wegen des Zappelphilipp-Syndroms (ADHS) in ärztlicher Behandlung", erläutert Ude. Wobei der Anteil bei Jungen (5,9 %) deutlich höher liegt als bei Mädchen (2,1 %). Bei den 8- bis 14-Jährigen sind sogar 10 bis 12 Prozent aller Jungen betroffen, was häufig auf den Zensuren- und Leistungsdruck aber auch auf hormonelle Veränderungen vor der Pubertät zurückzuführen ist.
Häufig fühlen sich Lehrkräfte mit diesen Themen überfordert. MindMatters bietet ihnen grundlegende Konzepte und vermittelt die Kompetenzen, um damit umzugehen. So gibt es altersdifferenzierte Module für Themenschwerpunkte wie den Umgang mit Verlust und Trauer, den Umgang mit Stress oder die Förderung von Resilienz in der Schule. "Es ist wichtig, dass Lehrer in die Lage versetzt werden, die Lern- und Arbeitsbedingungen an ihrer Schule gezielt zu verbessern", so der Experte von der Barmer GEK. Mit MindMatters erhalten die Lehrkräfte speziell entwickelte Unterrichtsmaterialien und praktische Handreichungen zum Umgang mit psychisch beeinträchtigten Schülern. Zugleich sollen die Pädagogen besser auf die eigene Gesunderhaltung achten. "Denn Untersuchungen zeigen, dass Lehrer ein erhöhtes Risiko für psychische und psychosomatische Erkrankungen haben", ergänzt Ude.
Weitere Informationen unter: www.barmer-gek.de/g100181 oder www.mindmatters-schule.de