Magdeburg, 14. Oktober 2020 – Bei mehr als 3,6 Millionen Menschen in Deutschland haben Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2018 Neurodermitis diagnostiziert. „Die Betroffenheitsrate in Sachsen-Anhalt war nach Analyse der Barmer bundesweit die dritthöchste. Rund 120.000 Menschen mussten aufgrund des juckenden Ekzems einen Arzt aufsuchen“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Allem voran waren Kleinkinder und hier besonders Jungen im Alter bis fünf Jahren betroffen. So stellten Ärzte bei 14,2 Prozent der ein- bis fünfjährigen Jungen eine Neurodermitis fest. Bei den Mädchen derselben Altersgruppe lag der Anteil mit 12,3 Prozent etwas niedriger.
„Neurodermitis ist Ausdruck einer geschädigten Hautbarriere. Die Haut ist anfälliger für Keime, so dass es schneller zu Infektionen mit schlimmstenfalls lebensbedrohlichem Verlauf kommen kann. Auch wenn eine Neurodermitis nicht heilbar ist, sollte man frühzeitig den Arzt aufsuchen, um die Symptome zumindest zu lindern oder die symptomfreien Phasen zu verlängern. Das Ziel einer Neurodermitis-Therapie ist die Symptomfreiheit“, sagt Wiedemann.
Insgesamt mehr Frauen als Männer betroffen
Unter den Fünf- bis Neunjährigen lagen laut Barmer-Analyse die Betroffenenraten mit 9,9 Prozent bei Jungen und 9,8 Prozent bei Mädchen praktisch gleichauf. Ab dem zehnten bis zum 85. Lebensjahr leiden dann allerdings Frauen häufiger unter atopischem Ekzem als Männer. Besonders eklatant ist der Unterschied in der Altersklasse der 40- bis 45-Jährigen. Hier stellten Ärztinnen und Ärzte bei 2,47 Prozent der Männer und 4,43 Prozent der Frauen eine Neurodermitis fest.
„Das Auftreten einer Neurodermitis wird möglicherweise auch durch den Hormonhaushalt beeinflusst. So ließe sich erklären, dass vor der Pubertät häufiger die Jungen und danach verstärkt die Frauen betroffenen sind“, sagt Wiedemann. Mit der Pubertät würde bei jungen Männern die Talgproduktion in der Haut angeregt und es komme zu einer natürlichen Rückfettung. Das wiederum stärke die natürliche Schutzfunktion der Haut. Bei Mädchen allerdings steigerten Östrogene bei einer Neurodermitis das Risiko einer Symptomverschlechterung. Insgesamt würden mehr Frauen als Männer wegen Neurodermitis zum Arzt gehen, so Wiedemann.
Neurodermitis verstärkt in Ostdeutschland
Nach der Barmer-Analyse tritt Neurodermitis allem voran in den ostdeutschen Bundesländern auf. Im Jahr 2018 wurde die Krankheit bei 5,54 Prozent der Bevölkerung von Sachsen diagnostiziert, gefolgt von Thüringen (5,52) und Sachsen-Anhalt (5,43). Die niedrigsten Raten gab es in Bayern mit 3,82 Prozent und Schleswig-Holstein mit 3,83 Prozent. „Die vergleichsweise häufigen Neurodermitis-Fälle in Ostdeutschland können auch mit einem verstärkten Flug vereinzelter Pollenarten vor Ort zusammenhängen, wie es im Jahr 2018 der Fall war. Bis zu 80 Prozent der Neurodermitis-Patienten reagieren empfindlich auf Umweltallergene wie Pollen, die einen Ekzem-Schub auslösen können“, sagt Wiedemann.
Da Menschen mit Neurodermitis ohnehin eine sehr durchlässige Hautbarriere hätten, könnten Pollen leichter eindringen und dort eine Entzündungsreaktion auslösen. Neben dem schonenden Waschen sei regelmäßiges Eincremen bei Neurodermitis deshalb ganz entscheidend. „Mit speziellen Basiscremes kann man die Hautbarriere stärken und sie somit widerstandsfähiger machen. Das hilft der Haut auch gegen Allergene wie zum Beispiel Pollen. Daher sollten sich Neurodermitis-Patienten zumindest morgens und abends mit sachten, kreisenden Bewegungen gründlich eincremen, um weitere Hautirritationen zu vermeiden“, sagt Wiedemann.