Magdeburg, 22. April 2020 – Einen roten und wunden Po kennen viele Eltern von ihrem Baby – in Sachsen-Anhalt leidet jedes achte Kleinkind unter einer Windeldermatitis. Bundesweit stellten Ärzte im Jahr 2018 bei etwa 300.000 Kindern bis zu drei Jahren Entzündungen im Bereich der Windelregion fest, allein zwischen Arendsee und Zeitz waren rund 6400 Mädchen und Jungen betroffen. Das geht aus der Hochrechnung einer aktuellen Barmer-Analyse zur Windeldermatitis hervor. „Von der Dermatitis betroffene Kleinkinder weinen häufiger und schlafen schlechter, wenn der wunde Po sie stört“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Eine Windeldermatitis sollten Eltern nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wird sie nicht umgehend behandelt, besteht die Gefahr, dass sie sich großflächig ausbreitet und die medizinische Behandlung immer schwieriger wird. In schweren Fällen sei die Haut nicht nur gereizt, gerötet und jucke, sondern könne sich zusätzlich mit Bakterien oder Pilzen infizieren, so Wiedemann. Bei komplizierten Infektionen können sich größere Blasen bilden. Dann drohen auch Gewebeschäden. „Wenn das Kleinkind über längere Zeit eine entzündete Haut hat, sollten die Eltern sich vom Kinder- oder Hautarzt beraten lassen, um mögliche Sekundärinfektionen auszuschließen“, sagt Wiedemann.
Massive regionale Unterschiede bei Betroffenenraten
Wie aus der Barmer-Analyse hervorgeht, wird die Windeldermatitis verstärkt in den ostdeutschen Flächenländern ärztlich diagnostiziert. Bei den Barmer-versicherten Kindern im Alter von bis zu drei Jahren kam sie im Jahr 2018 zu 12,4 Prozent in Brandenburg, zu 12,0 Prozent in Sachsen-Anhalt, zu 11,7 Prozent in Sachsen und zu 10,9 Prozent in Thüringen vor. Die geringsten Betroffenenraten gab es in Hamburg mit 6,5 Prozent sowie Schleswig-Holstein und Hessen mit jeweils 7,8 Prozent. „Die massiven regionalen Unterschiede im Auftreten der Windeldermatitis sind rein medizinisch nicht erklärbar. Dass der Anteil der betroffenen Kleinkinder in manchen Bundesländern fast doppelt so hoch ist wie in anderen, lässt Fragen offen“, sagt Wiedemann.
Wetter spielt indirekt eine Rolle
Häufig entsteht eine Windeldermatitis, wenn die Windel nicht häufig genug gewechselt wird und Bestandteile des Stuhls oder Abbauprodukte des Urins, beispielsweise Ammoniak, die empfindliche Babyhaut reizen. Allerdings scheint auch das Wetter eine zumindest indirekte Rolle zu spielen: In der warmen, sonnigen Jahreszeit diagnostizieren Ärzte seltener Entzündungen im Windelbereich als in den nasskalten Monaten. „Wegen der niedrigen Temperaturen kommt die Windelzone seltener an die frische Luft, was der Haut eigentlich guttäte. Stattdessen werden vermehrt Pflegeprodukte verwendet. Wählt man hier unpassende Produkte, kann sich eine Windeldermatitis leichter entwickeln“, sagt Wiedemann.
Tägliches Baden stresst die Babyhaut
Wer seinem Baby Hautreizungen im Windelbereich ersparen möchte, sollte ihm windelfreie Zeiten auf der Krabbeldecke gönnen, damit die Haut gelüftet wird. Auch beim Waschen ist weniger mehr, denn tägliches Baden stresst die Babyhaut unnötig und macht sie zudem anfällig für Entzündungen. Am Wichtigsten ist es, die Windel ausreichend häufig zu wechseln. Bei Neugeborenen bedeutet das etwa alle zwei Stunden, später alle drei bis vier Stunden, und nach jeder Stuhlentleerung. Zudem sollte man geeignete Pflegeprodukte nutzen. Grundsätzlich kann man die Haut schonen, indem man den Babypo mithilfe eines feuchten Waschlappens und ein wenig Baby-, Mandel- oder Speiseöl reinigt und anschließend schonend abtrocknet. Werden zusätzlich Pflegeprodukte eingesetzt, sollten diese möglichst wenig Inhaltsstoffe enthalten und den Feuchtigkeitsabtransport der Haut nicht behindern.