Magdeburg, 13. November 2020 – Immer mehr Menschen in Sachsen-Anhalt leiden unter Diabetes Typ 1 und 2. In Sachsen-Anhalt waren im Jahr 2019 rund 260.000 Frauen und Männer von der Volkskrankheit betroffen – das ist jeder neunte Einwohner. Der Bevölkerungsanteil der Erkrankten ist in den Jahren 2014 bis 2019 von 11,0 auf 11,7 Prozent gestiegen. Mit dieser Zunahme hat Sachsen-Anhalt Sachsen (11,5 Prozent) überholt und ist nun bundesweit Spitzenreiter. Das geht aus dem aktuellen Diabetes-Atlas der Barmer hervor. „Die deutliche Steigerung der Diabeteserkrankten ist alarmierend. Dabei gibt es mit gesunder und ausgewogener Ernährung eine einfache und wirksame Möglichkeit, vor allem den Diabetes Typ 2 vorzubeugen. Hier benötigen die Bürgerinnen und Bürger offensichtlich noch mehr Unterstützung. Es ist höchste Zeit für eine verpflichtende und leicht verständliche Nährwertkennzeichnung an Lebensmitteln“, fordert Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Erforderlich sei eine einfache Übersicht zum Beispiel über den Zucker- und Fettgehalt in Lebensmitteln. Das helfe den Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich bewusst für eine gesündere Ernährung zu entscheiden, die auch das Risiko für Diabetes Typ 2 senke.
Diabetes vor allem im Osten der Republik
Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, tritt Diabetes mellitus verstärkt in den ostdeutschen Bundesländern auf. Die höchsten Prävalenzraten gab es im vergangenen Jahr nach Sachsen-Anhalt in Sachsen (11,5 Prozent), Brandenburg (11,3 Prozent) und Thüringen (11,0). „Der demographische Wandel ist eine, bei weitem aber nicht die alleinige die Ursache für immer mehr Diabetiker. Da er regional sehr unterschiedlich zu Buche schlägt, bedarf es nun weiterer Untersuchungen in den Bundesländern“, sagt Wiedemann. Doch nicht nur im Osten, sondern auch in anderen Teilen Deutschlands steigen die Zahlen. Während im Jahr 2014 bundesweit rund 6,9 Millionen Personen (8,5 Prozent der Bevölkerung) die Zuckerkrankheit hatten, waren es im Jahr 2019 bereits 7,7 Millionen Betroffene. „Wir brauchen eine verstärkte Ernährungsbildung. Hier muss man möglichst früh ansetzen, da sich Essgewohnheiten bereits in der Kindheit manifesteren. Deshalb sollte das Thema gesunde Ernährung in den Schullehrplänen verbindlich verankert werden, damit bereits Kinder dafür sensibilisiert werden“, so Wiedemann. Erforderlich seien auch verpflichtende Standards für eine gesunde Kita- und Schulverpflegung.
Krankenkassen unterstützen Versicherte
Die Barmer setzt bewusst auf das Präventionsprogramm „Ich kann kochen!“, mit dem Kinder bereits im frühen Alter lernen, sich gesund zu ernähren. In Sachsen-Anhalt wurden auf diese Weise bereits 848 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 489 Kitas, Schulen und Horten im pädagogischen Kochen ausgebildet, die das Programm mit den Kindern in ihren Einrichtungen anwenden. „Wichtig ist, dass man nicht erst im Alter mit einem gesunden Lebensstil beginnt, sondern schon in jungen Jahren. Neben einer ausgewogenen Ernährung verringert ausreichend Bewegung die Wahrscheinlichkeit erheblich, Diabetes zu bekommen“, sagt Wiedemann. Die Krankenkassen würden die Versicherten mit verschiedenen Angeboten wie Gesundheitskursen und Ernährungsberatungen unterstützen, so der Landesgeschäftsführer der Barmer.