Zu sehen ist ein Fläschchen mit dem Impfstoff HPV und eine Spritze
Pressemitteilung

Barmer-Arzneimittelreport 2024 - Massiver Rückgang der HPV-Impfungen in Sachsen-Anhalt

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Magdeburg, 18. Dezember 2024 – Die Rate der gegen das humane Papillomavirus Geimpften ist in Sachsen-Anhalt massiv eingebrochen. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Arzneimittelreport hervor, in dem Versichertendaten der Kasse analysiert werden. Demnach ist die Impfrate hierzulande vom Jahr 2021 auf 2022 von 108 auf 81 Impfungen je 1.000 Mädchen gesunken. Das entspricht einer Verringerung um 25 Prozent. Im Vergleich zum Rekordjahr 2016 beträgt der Rückgang sogar 54 Prozent. „Die Akzeptanz und Sensibilität für die HPV-Impfung muss wieder steigen, um die Impfrate deutlich zu verbessern. Hilfreich wäre eine zusätzliche Kindervorsorgeuntersuchung im Alter von neun bis zehn Jahren, in der unter anderem der Impfstatus überprüft und über den Nutzen und die Risiken fehlender Impfungen aufgeklärt wird“, fordert Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Die Einführung einer solchen Untersuchung als Regelleistung prüfe derzeit der Gemeinsame Bundesausschuss.

Rückgang der Impfquote auch bei Jungen

Eine HPV-Impfung schütze vor Gebärmutterhalskrebs, aber auch vor weiteren virusbedingten bösartigen Tumoren, wie beispielsweise Penis-, Anal- oder Rachenkrebs. Die Ständige Impfkommission empfehle die HPV-Impfung daher nicht nur für Mädchen zwischen neun und 14 Jahren, sondern seit dem Jahr 2018 auch für gleichaltrige Jungen. Der Arzneimittelreport der Barmer belegt, dass die Impfbereitschaft auch bei den Jungen in Sachsen-Anhalt seit dem Ende der Corona-Pandemie eingebrochen ist. Demnach ist die Impfrate vom Jahr 2021 auf 2022 von 121 auf 76 Impfungen je 1.000 Jungen gesunken. Das entspricht einem Rückgang um 37 Prozent. In keinem anderen Bundesland war diese Abnahme derart erheblich. „Ein Erinnerungssystem für nicht und unvollständig HPV-Geimpfte kann zusätzlich helfen, die Impfquote zu erhöhen“, so der Barmer-Landeschef. Die Barmer nehme derzeit schriftlich Kontakt zu Eltern auf, deren Kinder bislang nur einmal gegen HPV geimpft worden sind und seit mindestens zwölf Monaten keine weitere Impfung bekommen haben. Im Schreiben erinnere die Krankenkasse daran, dass für einen vollständigen Schutz eine zweite Impfung erforderlich ist. Möglich sei dies, weil im März 2024 das Gesundheitsdatennutzungsgesetz in Kraft getreten sei, das Krankenkassen erlaube, ihre Versicherten auf potenzielle Gesundheitsrisiken wie beispielsweise Impflücken aktiv hinzuweisen.

Sachsen-Anhalt mit höchster HPV-Impfquote

Wie aus dem Barmer-Arzneimittelreport weiter hervorgeht, gibt es bei den HPV-Impfquoten deutliche regionale Unterschiede. In Sachsen-Anhalt sind 75,7 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig geimpft. Kein anderes Bundesland kann eine höhere Impfquote vorweisen. Die niedrigste Quote gibt es in Bayern mit 51,3 Prozent. Bei den Jungen ist der Anteil der Geimpften deutlich niedriger. Es zeichnen sich aber ähnliche regionale Unterschiede ab. Die höchste HPV-Impfquote gibt es auch hier mit 41,8 Prozent in Sachsen-Anhalt. In Bayern sind mit einem Anteil von 15,7 Prozent die wenigsten Jungen geimpft. „Unser Bundesland hat im Vergleich Spitzenwerte bei den Impfquoten. Dennoch sollten wir uns auf diesen Ergebnissen nicht ausruhen, im Gegenteil. Die Impfraten bedeuten, dass jedes vierte Mädchen in Sachsen-Anhalt nicht oder nicht vollständig gegen HPV geimpft ist. Dabei schützt diese Impfung vor Krebs“, so Wiedemann. Bei den Jungen sei die Lage noch dramatischer. 58 Prozent von ihnen seien hierzulande nicht oder aber unvollständig geimpft.

Krebsformen im Mund- und Rachenbereich in Kalbe behandelt

„Das HP-Virus ist eine tickende Zeitbombe. Zwischen einer Infektion und der Entstehung von Krebs liegen nicht selten Jahrzehnte. Eine Impfung in der Kindheit oder Jugend kann schützen“, sagt Dr. Beatrice Schwarz, onkologische Oberärztin in der Median Klinik Kalbe, die sich um die Rehabilitation von Krebserkrankten kümmert. Während die Behandlung von HPV-bedingtem Mund- und Rachenkrebs eine Kombination aus chirurgischen Eingriffen, Strahlen oder Chemotherapie erfordere, sei nach der akuten Therapie auch eine umfassende Rehabilitation entscheidend. Sie beinhalte Sprach- und Schlucktherapien sowie psychosoziale Unterstützung, um die emotionalen Herausforderungen zu bewältigen. „Wir nehmen wahr, dass die Anzahl an Mund- und Rachenkrebs-Fällen in den vergangenen Jahren zunimmt“, erklärt Stefan Beneke, Leiter der Logopädie in der Median Klinik Kalbe.

Service für Redaktionen

Zusätzliche Informationen zum Arzneimittelreport finden Interessierte unter: www.bifg.de - Arzneimittelreport 2024.

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Annemarie Söder
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