Magdeburg, 2. März 2021 – Im Jahr 2019 haben rund 80 Prozent der Barmer-Versicherten in Sachsen-Anhalt mindestens ein Medikament verordnet bekommen. Pro Kopf übernahm die Barmer für ihre Versicherten mit Arzneitherapie Medikamente im Wert von durchschnittlich 809 Euro – das ist der höchste Wert in Deutschland. Zum Vergleich: In Bremen fielen nur 500 Euro pro Versichertem an. „Für die hohen Ausgaben sind unter anderem bundesweit steigende Preise für neu zugelassene Arzneimittel verantwortlich. Aber auch der hohe Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt spielt eine Rolle, da die Versicherten mit steigendem Alter häufig mehr Medikamente verschrieben bekommen“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt.
Biosimilars – gleiche Wirkung, anderer Preis
„Ganz neu entwickelte und damit sehr hochpreisige Medikamente mit Patentschutz kommen zumeist selten und in sehr speziellen Fällen zum Einsatz“, sagt Wiedemann. Ist die Patentzeit abgelaufen, haben meist andere Hersteller bereits Nachahmerprodukte entwickelt, die den Ärzten als Alternative in der Versorgung ihrer Patienten zur Verfügung stehen. Ein Beispiel dafür sind Biosimilars, auf biotechnologischer Basis hergestellte Arzneimittel. Sie sind dem Originalmedikament strukturell und funktionell so ähnlich, dass es keine klinisch relevanten Unterschiede in Sicherheit und Wirksamkeit gibt. Im Preis liegen sie deutlich unter dem des Originalpräparats. „Trotz unstrittiger wissenschaftlicher Datenlage scheint die Akzeptanz der Ärzte, Biosimilars statt Originalpräparate zu verordnen, leider noch nicht ausreichend und regional sehr unterschiedlich zu sein. Mediziner in Sachsen-Anhalt verordnen diese Alternativen eher zögerlich“, stellt Wiedemann fest. Ein Beispiel ist das Medikament Infliximab, welches zum Beispiel zur Behandlung von Patienten mit Morbus Crohn, Rheuma und Schuppenflechte angewandt wird. Während Infliximab in Bremen zu 100 Prozent als Biosimilar verordnet wird, bildet Sachsen-Anhalt mit Sachsen (je 43 Prozent) das Schlusslicht. Wiedemann fordert in diesem Bereich ein verstärktes Weiterbildungsangebot für Mediziner. Insbesondere sieht er die Kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht, für mehr Aufklärung zu sorgen.