Regionale telemedizinische Verbünde
Insbesondere für den ländlichen Raum muss es in Zukunft telemedizinische Verbünde niedergelassener Ärzte in regionalen Clustern geben. So können Ärzte von ihrem Praxissitz aus gleichzeitig die Versorgung von Menschen gewährleisten, die fernab der Arztpraxis leben. Hinzu kommen andere Akteure der Gesundheitsversorgung, die sich in diese Netzwerke einbringen können (bspw. Apotheken, Physiotherapeuten, etc.). Gewissermaßen stellen diese Verbünde dann digitale MVZs dar, in denen Einzelpraxen digital zusammenkommen und als gebündelte Angebote für die Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen. Eine gemeinsame Termin- und Servicekoordination könnte die Leistungserbringer von organisatorischen Aufwänden entlasten und als zentrale Stelle Ansprechpartner im Sinne eines digitalen „Service-Desks“ in der Region sein. Hier sollten Land und Kommunen in enger Kooperation zunächst Modellprojekte auf den Weg bringen, die beispielgebend für das gesamte Land sein können.
Die Möglichkeiten telemedizinscher Sprechstunden und deren Bezahlung haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Bislang fehlt es aber oft an niedergelassenen Ärzten, die telemedizinische Angebote offensiv nutzen und im Kontakt mit ihren Patienten oder auf ihren Webseiten bewerben. Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, dass es auch anders geht. Telemedizinische Sprechstunden werden – sofern sie angeboten werden – von den Patienten als gute Ergänzung angenommen und genutzt.
Entlastung von Ärzten
Für eine flächendeckende Versorgung ist es wichtig, Ärzte zu entlasten und anderen Berufsgruppen – wie etwa Pflegekräften – mehr Kompetenzen einzuräumen. Der Katalog der delegierbaren heilkundlichen Leistungen muss stetig erweitert werden, damit Ärzte anderen Berufsgruppen vermehrt Aufgaben übertragen können. Damit würden nicht nur Ärzte entlastet werden, sondern auch andere Berufe wie etwa der von Pflegekräften an Attraktivität gewinnen.
Kommunale MVZ
Kommunen haben die Möglichkeit, selbst MVZs zu gründen. Das sollte insbesondere in Gebieten genutzt werden, in denen die kassenärztliche Vereinigung Arztsitze nicht besetzen kann und damit Versorgungslücken entstehen. Hier kann auch das Land entsprechende Unterstützung leisten. Denkbar wäre ein vom Land unterstütztes Leuchtturmvorhaben, in dem unterversorgte Kommunen selbst als Arbeitgeber und Investor für Ärzte ein MVZ gründen. Häufig scheuen junge Mediziner die Investitionskosten, die insbesondere zu Beginn einer Niederlassung getätigt werden müssen. Das Management betriebswirtschaftlicher, technischer und organisatorischer Aspekte ist ein weiterer Hinderungsgrund, sich in die Niederlassung zu begeben. Ein medizinisches Versorgungszentrum nimmt den Ärzten diese Aufgaben in der Regel weitestgehend ab, ermöglicht mehr Zeit am Patienten und ist deshalb für jüngere Ärzte attraktiv. Auch für den Patienten ergeben sich eine Reihe von Vorteilen. So sind in der Regel mehrere Fachdisziplinen räumlich unter einem Dach untergebracht und direkt erreichbar. Lange Wege zur nächsten Arztpraxis nach einer Überweisung werden damit zum Teil hinfällig. Klar ist aber auch, dass die Lebensbedingungen auf dem Land maßgeblichen Einfluss auf den Erfolg und Misserfolg bei der Rekrutierung von Ärzten haben. Eine attraktive Infrastruktur ist Voraussetzung für die Ansiedlung junger Mediziner.
Hebammengeleiteter Kreissaal
Als Alternative für Geburtsstationen an Krankenhäusern wären hebammengeleitete Kreissäle, die an integrierte Versorgungszentren angeschlossen sind, sinnvoll. So wäre eine enge Kooperation und örtliche Nähe zwischen Hebammen und niedergelassenen Ärzten sichergestellt. Auf diese Weise kann auch ohne Krankenhaus eine Versorgung unter der Geburt sichergestellt werden. Dabei arbeiten niedergelassene Ärzte und Hebammen eng zusammen. Gerade in Regionen, in denen Geburtsabteilungen aufgrund mangelnder Fallzahlen schließen müssen, kann das eine sinnvolle Erweiterung des regionalen, wohnortnahen Versorgungsspektrums sein.
Die Apotheke digital vor Ort
Die Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche. Auch vor Apotheken und dem Verkauf von Medikamenten macht diese Entwicklung nicht halt. Sachsen-Anhalt hat im bundesweiten Vergleich eine sehr hohe Apothekendichte. Der Online-Handel macht im Vergleich zum klassischen Verkauf in den Apotheken vor Ort noch einen sehr kleinen Anteil aus. Richtig ist aber auch, dass der Verkauf von Medikamenten über das Internet zukünftig eine größere Rolle spielen wird. Wer sich schon heute auf diese Entwicklung einstellt und bspw. einen eigenen Online-Shop für die eigenen Produkte ins Leben ruft, stellt sich dieser Entwicklung. Auch die Möglichkeit von Online-Beratungen in Apotheken muss weiter ausgebaut werden. Nur so machen sich Apotheken zukunftsfest und eröffnen ihren Kunden gleichzeitig neue Möglichkeiten. Das Land muss beim Breitbandausbau Gesundheitseinrichtungen – und dazu gehören eben auch Apotheken – vorrangig behandeln.