Die Menschen im Saarland gehen bundesweit am seltensten zum Zahnarzt und in Rheinland-Pfalz unterdurchschnittlich oft. Das zeigen Auswertungen für den Barmer-Zahnreport, den Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden und Datenanalytiker des Unternehmens AGENON--Agenon erstellt haben. „Die Hygienemaßnahmen in Zahnarztpraxen bieten einen sehr guten Schutz vor Corona. Daher sollte man den Zahnarztbesuch in der Corona-Pandemie grundsätzlich nicht scheuen“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Wer den Gang in die Zahnarztpraxis meide, riskiere Zahnschmerzen und in der Folge hohe Zahnarztkosten.
Laut Zahnreport haben rund zwei von drei Menschen mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz oder im Saarland im Jahr 2019 ihren Zahnarzt aufgesucht (Rheinland-Pfalz: 68,0 Prozent, Saarland: 64,9 Prozent, Bundesdurchschnitt: 70,7 Prozent). Den Spitzenwert unter allen Bundesländern verzeichnete Sachsen (75,6 Prozent). Im Coronajahr 2020 sank die Zahl der Zahnarztbesuche je Barmer-Versicherten aus Rheinland-Pfalz um 7,1 Prozent (Saarland: 7,0 Prozent). Besonders deutlich war der Rückgang im zweiten Quartal des Jahres 2020 mit 20,4 Prozent (Saarland: 19,1 Prozent) im Vergleich zum Vorjahresquartal. Die Datenauswertungen der Barmer legen nahe, dass ein wesentlicher Teil beim Rückgang der Zahnarztbesuche auf das Konto von ausgefallenen Terminen zur Zahnvorsorge geht.
Inanspruchnahme von Zahnvorsorgeleistungen sinkt im Coronajahr
Zu den Zahnvorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenversicherung zählen die Zahnsteinentfernung für Erwachsene, die Individualprophylaxe für Sechs- bis 17-Jährige und die Früherkennungsuntersuchung im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren. Diese drei Leistungen der Zahnvorsorge rechneten Zahnärzte je Barmer-Versicherten aus Rheinland-Pfalz im Jahr 2020 zu 5,3 Prozent seltener ab als im Vorjahr (Saarland: minus 5,9 Prozent). Dabei standen Rheinland-Pfalz und das Saarland schon vor der Pandemie nicht gut da bei der Inanspruchnahme von Zahnvorsorgeleistungen. Im Jahr 2019 kamen sie lediglich bei jedem zweiten Rheinland-Pfälzer zum Einsatz (47,3 Prozent). Nur im Saarland (46,5 Prozent), in Nordrhein-Westfalen (44,0 Prozent) und in Bremen (42,5 Prozent) war der Anteil geringer (Bundesdurchschnitt: 50,9 Prozent).
Insgesamt sechs zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen für Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung. Allerdings haben Zahnärzte im Jahr 2019 nicht mal jedes dritte rheinland-pfälzische Kind zur Früherkennungsuntersuchung gesehen (28,4 Prozent). Auch hier liegt Rheinland-Pfalz unter dem Bundesschnitt (31,3 Prozent) und weit hinter Spitzenreiter Bayern (37,8 Prozent). Hinter Rheinland-Pfalz landen nur noch Niedersachsen (28,0 Prozent), Hamburg (27,5 Prozent), das Saarland (23,2 Prozent) und Bremen (22,2 Prozent). „Gerade kleine Kinder profitieren vom regelmäßigen Zahnarztbesuch. Gesunde Milchzähne senken das Risiko von Zahnfehlstellungen, die aufwändig korrigiert werden müssen“, erklärt Kleis.
Eltern stellen ihre Kinder zu selten beim Zahnarzt vor
Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren sollten sich zweimal jährlich zahnärztlich untersuchen lassen. Diese sogenannte Individualprophylaxe erhielten immerhin knapp zwei von drei Kindern und Jugendlichen aus Rheinland-Pfalz im Jahr 2019 (63,3 Prozent, Saarland: 57,6 Prozent). Auch hier liegt Rheinland-Pfalz unter dem Bundesdurchschnitt (65,7 Prozent) und weit hinter Bayern als Nummer eins im Länderranking (72,9 Prozent). Kleis sagt: „Die von den gesetzlichen Krankenkassen geförderte Gruppenprophylaxe in Kitas sowie Grund- und Förderschulen, bei der Zahnärzte unter anderem zur Zahnhygiene aufklären und die Zähne der Kinder kontrollieren, ist eine wichtige Ergänzung der Individualprophylaxe.“ Die Teilnahme sei für Kitas und Schulen freiwillig.
Der Zahnreport zeigt auch, dass sich der regelmäßige Zahnarztbesuch besonders für Menschen in Rheinland-Pfalz lohnt. Die durchschnittliche Höhe des Eigenanteils für Zahnersatz in dem Bundesland lag im Jahr 2019 bei 943,19 Euro je Versicherten (Bund: 892,96 Euro). Das waren 54 Prozent mehr als in Thüringen (613,17 Euro). Im Saarland lag der durchschnittliche Eigenanteil für Zahnersatz bei 855,56 Euro je Versicherten. Kleis erklärt: „Gesetzlich Krankenversicherte, die ihre jährliche Zahnvorsorgeuntersuchung im Bonusheft dokumentieren, erhalten einen Zuschuss zum Zahnersatz, der steigt, je länger das Bonusheft lückenlos geführt wird. Die Barmer hat wegen der besonderen Situation beschlossen, dass der Zuschuss zum Zahnersatz für das Jahr 2020 erhalten bleibt, auch wenn die Kontrolluntersuchung ausgeblieben ist.“