Beim Gewinnen und Sichern von ausländischen Pflegefachkräften können sich Pflegeheime, Kliniken und Pflegedienste oft besser aufstellen. Das hat eine Podiumsdiskussion in der Kulturfabrik Koblenz gezeigt, zu der die Barmer in Koblenz, der Beirat für Migration und Integration in Koblenz, das Unternehmen Sigma Personal aus Koblenz und MATCH – Netzwerk zur Integration internationaler Fachkräfte im Gesundheitswesen eingeladen hatten. Bei der Veranstaltung wurde ein Pflegenetzwerk für die Region gegründet.
Die Barmer-Geschäftsführerin in Koblenz, Katja Stein sagte: „Erfolgreiches Rekrutieren von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem internationalen Markt wird in Zeiten des Fachkräftemangels immer wichtiger. Dabei spielen sowohl formelle als auch kulturelle Herausforderungen eine Rolle.“ Die Barmer unterstütze Unternehmen bei der zielgerichteten Integration neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ein Unternehmen und berate unter anderem bei der Einhaltung von Formalitäten wie der Wohnsitzanmeldung und der Beantragung einer Steuernummer.
Dirk Schaefer, Vorsitzender des Beirats für Migration und Integration in Koblenz sowie Geschäftsführer von Sigma Personal sagte: „Integration ist keine Einbahnstraße. Um die Fachkräfte und Auszubildenden aus anderen Ländern hierher zu locken, hier fachlich auszubilden und hier zu halten, bedarf es an interkultureller Kommunikation. Wir müssen verstehen, warum Menschen aus dem Ausland kommen und uns in unserer Personalmisere unterstützen möchten. Sie gesellschaftlich aufzuklären und hier zu halten, gehört ebenso auf die Agenda in der bundesweiten Migrations- und Integrationspolitik sowie in der kommunalen Politik.“
Duniel Cardenas-Rodriguez von MATCH – Netzwerk zur Integration internationaler Fachkräfte im Gesundheitswesen sagte: „Die erfolgreiche Anwerbung von internationalen Pflegekräften gelingt nur, wenn wir uns gemeinsam für eine nachhaltige Integration einsetzen. Ein umfassender Spracherwerb ist dabei fraglos ein Schlüsselfaktor. Darüber hinaus brauchen wir aber auch viel Engagement und noch mehr Empathie – sowohl in den Teams, in der jeweiligen Region als auch in der Gesellschaft.“
Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im rheinland-pfälzischen Landtag, Joseph Winkler (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN), sagte: „Wir müssen es ausländischen Pflegekräften bürokratisch leichtmachen, sich ins deutsche Arbeitsleben zu integrieren und ein Leben in Deutschland aufzubauen. Und zwar gemeinsam mit ihren Familien. Als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses und als Grüner ist mir das besonders wichtig. Es gab bisher einfach zu viele unnötige Hürden. Das ändert sich jetzt mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Der Mangel in der Pflege ist so groß, dass wir dringend die ausländischen Fachkräfte brauchen. Selbstverständlich benötigen wir auch weiterhin pflegerischen Nachwuchs, sodass auch Zuwanderung zum Zwecke einer Ausbildung in Deutschland weiter ausgebaut werden muss.“
Der Leiter des Bildungscampus‘ des Katholischen Klinikums Koblenz und Montabaur, Christoph Becker, sagte: „Die Ausbildung und Qualifikation von ausländischen Fachkräften ist ein wichtiger Baustein zur Sicherung des Personalbedarfs. Ein zentraler Aspekt neben der fachlichen Qualifikation ist insbesondere die sprachliche und kulturelle Integration. Unsere Verantwortung für Menschen, die wegen einer Tätigkeit im Gesundheitswesen zu uns kommen, geht nämlich weit über deren Funktion als Fachkraft hinaus.“
Frank Liebelt von ISA DOMIZIL betonte: „Die Erwartungen der Pflege-Einrichtungen überschreiten sehr oft die Möglichkeiten der Projekte zur Anwerbung und Integration ausländischer Pflegekräfte sowie deren Fähigkeiten. Die Akquise ausländischer Pflegekräfte ist nicht geeignet, um kurzfristige Personalengpässe in der Pflege zu kompensieren. Nur langfristig ausgelegte Projekte und realistische Erwartungen an die Mitarbeiter sind erfolgsversprechend.“