Der Bedarf an Pflegekräften in Rheinland-Pfalz und im Saarland wird in den nächsten Jahren größer ausfallen, als bisher angenommen. Grund dafür ist, dass bisherige Prognosen für die Jahre 2030 und 2050 die Zahl der Pflegebedürftigen in Rheinland-Pfalz um je 55.000 und im Saarland um je 13.000 unterschätzt haben. Das zeigt der Barmer-Pflegereport, den Wissenschaftler der Universität Bremen erstellt haben. „Die Situation in der Pflege ist angesichts des Pflegekräftemangels heute schon schwierig und wird sich in wenigen Jahren deutlich zuspitzen. Die Politik muss zügig gegensteuern, andernfalls bleibt die Pflege eine Großbaustelle auf schwachem Fundament“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Es müssten rasch die Weichen für eine verlässliche und qualitativ hochwertige Pflege gestellt werden.
Deutlich mehr Pflegekräfte benötigt
Laut Pflegereport braucht Rheinland-Pfalz im Jahr 2030 etwa 48.000 Pflegekräfte für die Versorgung seiner Pflegebedürftigen. Das sind 6.000 Pflegekräfte mehr, als im laufenden Jahr in dem Bundesland benötigt werden. Bis zum Jahr 2050 steigt der Bedarf an Pflegekräften in Rheinland-Pfalz auf 69.000. Bisherige Schätzungen gingen für die Jahre 2030 und 2050 davon aus, dass der Pflegekräftebedarf um je etwa 1.000 niedriger liegt. Das Saarland braucht im Jahr 2030 etwa 12.700 Pflegekräfte für die Versorgung seiner Pflegebedürftigen. Das sind 1.200 Pflegekräfte mehr, als im laufenden Jahr in dem Bundesland benötigt werden. Bis zum Jahr 2050 steigt der Bedarf an Pflegekräften im Saarland auf 16.600. Bisherige Schätzungen gingen für die Jahre 2030 und 2050 davon aus, dass der Pflegekräftebedarf um je etwa 400 niedriger liegt.
Zahl der Pflegebedürftigen wächst stark
Bei den Hochrechnungen für den Pflegereport wurden erstmals die neueste Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts und die jüngste Pflegegesetzgebung berücksichtigt, die zu einer Erweiterung des Kreises der Pflegeberechtigten führt. Demnach wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Rheinland-Pfalz im laufenden Jahr bei 254.000 liegen und nach 291.000 im Jahr 2030 auf etwa 378.000 im Jahr 2050 steigen. Im Saarland wird die Zahl der Pflegebedürftigen im laufenden Jahr bei 67.000 liegen und nach 73.000 im Jahr 2030 auf etwa 88.000 im Jahr 2050 steigen.
Steigender Pflegekräftebedarf bei Pflegediensten und Pflegeheimen
Nach den Auswertungen für den Pflegereport steigt der Pflegekräftebedarf in Rheinland-Pfalz sowohl in den Pflegeheimen wie auch bei den ambulanten Pflegediensten und über alle Qualifikationsniveaus der Pflegekräfte hinweg. „Angesichts der steigenden Zahl Pflegebedürftiger und der schon heute großen Zahl an fehlenden Pflegekräften ist Rheinland-Pfalz auf dem Weg, in einen dramatischen Pflegenotstand zu geraten“, mahnt Kleis. Die Vereinheitlichung der Pflegeausbildung und der Wegfall des Schulgelds durch das Pflegeberufegesetz seien wichtige Schritte gewesen. Es müsse weiter gezielt für die Ausbildung in der Pflege geworben werden. Hier sei auch die Eigeninitiative der Pflege-Einrichtungen gefragt.
BARMER fordert attraktivere Arbeitsbedingungen in der Pflege
Nach den Worten von Kleis gibt es mehrere Ansätze, um mehr Menschen für eine Tätigkeit in der Pflege zu begeistern: „Eine angemessene Bezahlung von Pflegekräften ist nötig bei gleichzeitiger Begrenzung der Eigenanteile für die Pflegebedürftigen. Ebenso wichtig sind bessere Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der stationären Langzeitpflege erleichtern.“ Zudem müsse mehr getan werden, um die Belastungen der körperlich und psychisch enorm anstrengenden Arbeit in der Pflege abzufedern. „Viele Berufstätige halten den Dauerstress in der Pflege nicht bis zur Rente durch. Frust und körperliche Belastung führen dazu, dass sie frühzeitig aussteigen“, erklärt Kleis. Durch eine Steigerung der Attraktivität des Pflegeberufs könne der Anteil derer, die aus dem Beruf aussteigen verringert werden.