STANDORTinfo für Rheinland-Pfalz und das Saarland

Pflegebedürftige landen oft unnötig im Krankenhaus

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Bei einer besseren medizinischen und pflegerischen Versorgung wären pro Jahr bis zu 88.000 Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland vermeidbar. Das entspricht mehr als jedem dritten Krankenhausfall von Pflegebedürftigen aus beiden Bundesländern. Zu diesem Schluss kommt der Barmer-Pflegereport, den Autoren der Universität Bremen erstellt haben. „Aufenthalte im Krankenhaus sind für Pflegebedürftige oft mit großem Stress und einer Verschlechterung des Gesundheitszustands verbunden. Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen sollten daher durch eine medizinisch und pflegerisch optimale Versorgung möglichst vermieden werden“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Neu zu entwickelnde, wohnortnahe Einrichtungen, die verschiedene Gesundheitsberufe, Arztpraxen und Pflegedienste vereinen, könnten künftig die medizinische und pflegerische Versorgungssituation von Pflegebedürftigen verbessern.

Herzschwäche verursacht viele vermeidbare Klinikaufenthalte

Laut Pflegereport kamen im Jahr 2022 rund 239.000 Krankenhausfälle durch pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patientinnen und Patienten aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland zustande. Davon sind dem Report zufolge viele Fälle auf Diagnosen zurückzuführen, die von der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim ohne Krankenhauseinweisung hätten behandelt werden können. Hierzu zählen Herzschwäche mit 12.700 Fällen, Flüssigkeitsmangel mit 5.300 Fällen, Harnwegsinfekte mit 4.500 Fällen und Typ-2-Diabetes mit 2.800 Fällen. „Zahlreiche Erkrankungen lassen sich bei rechtzeitiger Behandlung auch ohne Krankenhausaufenthalt meist gut in den Griff bekommen. Herzschwäche und Typ-2-Diabetes sind dafür nur zwei Beispiele aus einer langen Liste derartiger Leiden“, erklärt Kleis. Wichtig sei eine frühzeitige und passgenaue Hilfe im medizinischen und pflegerischen Bereich für Pflegebedürftige.

Unnötig lange Verweildauer im Krankenhaus bei Pflegebedürftigen

Der Pflegereport belegt nicht nur vermeidbare, sondern auch unnötig lange Klinikaufenthalte von Pflegebedürftigen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. So lag im Jahr 2022 die durchschnittliche Klinikverweildauer bei Versicherten, die im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig wurden, bei 13 Tagen und bei Versicherten, die schon pflegebedürftig ins Krankenhaus kamen, bei zehn Tagen. Bei nicht pflegebedürftigen Menschen betrug die Verweildauer im Krankenhaus im Durchschnitt dagegen nur sieben Tage. „Ein entscheidender Faktor für die längere Verweildauer von Pflegebedürftigen in Kliniken ist die Schwere ihrer Grunderkrankungen. Ein weiterer Faktor für die spätere Klinikentlassung ist, dass Pflege zuhause oft erst organisiert werden muss“, erläutert Kleis. Kliniken sollten die Kranken- und Pflegekassen regelhaft informieren, sobald Entlassungstage klar seien. Das mache eine reibungslose Versorgung der Betroffenen etwa mit Hilfsmitteln wie Rollstühlen einfacher.

Ausbau der Kurzzeitpflege stärker fördern

Angesichts der Pflegereport-Ergebnisse fordert Kleis die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland auf, den Ausbau der Kurzzeitpflege in Pflegeheimen stärker zu fördern: „Gerade bei neu Pflegebedürftigen ist die Kurzzeitpflege sehr wichtig. Sie kann Angehörigen die nötige Zeit geben, die dauerhafte Pflege zuhause vorzubereiten und zu organisieren.“ Rheinland-Pfalz solle zudem ein Online-Portal einrichten, in dem freie Kapazitäten in Einrichtungen der Kurzzeitpflege und in Pflegeheimen stets aktuell einsehbar seien. Im Saarland sowie in Bayern und Nordrhein-Westfalen gebe es bereits ein solches Portal. Zugleich appelliert Kleis an die Politik, den Pflegeberuf nachhaltig aufzuwerten: „Gut ausgebildete Pflegekräfte können ärztliche Leistungen übernehmen, wo es sinnvoll und möglich ist. Angesichts des Fachkräftemangels muss das vorhandene Personal effizienter eingesetzt werden.“ Ziel müsse dabei immer die bestmögliche medizinische und pflegerische Versorgung von Patientinnen und Patienten sein.