Unternehmen werden künftig mehr für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun müssen, wenn sie sich vor ungewollten Arbeitsausfällen infolge von Krankheit schützen wollen. Dies zeigte das Länderforum Gesundheit der Barmer GEK im Mainzer Schloss, zu dem die Landesgeschäftsstellen Rheinland-Pfalz/Saarland sowie Hessen eingeladen hatten.
Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer GEK in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, sagte: "Betriebliche Gesundheitsförderung ist das Trendthema der Zukunft. Arbeitgeber sollten sich in den nächsten zehn Jahren intensiv mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement beschäftigen, um die Zunahme von Fehlzeiten zu mindern." Kleis berichtete vom Präventionsgesetz, das der Gesetzgeber 2015 beschlossen habe. Mindestens zwei Euro pro Versichertem müssen die Kassen seit diesem Jahr für die betriebliche Gesundheitsförderung aufwenden. "Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit werden laut Gesetz künftig mehr in die Zusammenarbeit mit den Kassen zur betrieblichen Gesundheitsförderung einbezogen", erklärte die Landesgeschäftsführerin.
Prävention als Teil des Alltags
"Die gesetzliche Krankenversicherung hat ihr freiwilliges Präventionsengagement bei der betrieblichen Gesundheitsförderungen stetig ausgebaut", betonte der Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Hessen, Norbert Sudhoff. So seien 2014 rund 293 Millionen Euro für Maßnahmen in diesem Leistungsbereich ausgegeben worden, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. In über 11.000 Betrieben und Standorten habe die gesetzliche Krankenversicherung das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) gefördert. "Nachhaltige, positive Auswirkungen auf die Gesundheit in allen Lebensphasen lassen sich erreichen, indem Prävention und Gesundheitsförderung ein selbstverständlicher Teil des Alltags werden. Dies kann gelingen, wenn die Lebenswelten - dort wo Menschen leben, arbeiten, lernen und spielen - gesundheitsförderlich ausgerichtet werden. Das Präventionsgesetz leistet dazu einen wichtigen Beitrag", unterstrich Sudhoff.
Die wissenschaftliche Sicht auf das BGM brachte Dr. Christiane Wilke vom Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Sporthochschule Köln ein (siehe dazu "Nachgefragt und auf den Punkt"). Der aus dem Fernsehen bekannte Motivationstrainer und Sportwissenschaftler Mathias Herzog animierte auf unterhaltsame Art, mehr für eine gesunde Lebensführung zu tun: "Die Deutschen kennen sich in Europa am besten mit gesunder Lebensführung aus. Gleichzeitig sind wir die dicksten Europäer." Die Menschen würden das Motto "kurzfristig Freude, langfristig Schmerz" leben: "Kurzfristig macht ungesundes Verhalten viel mehr Spaß und fällt uns leichter. Langfristig bringt es körperliche und seelische Gebrechen mit sich." Gesundheitsfördernder sei das Motto "kurzfristig Schmerz, langfristig Freude". Herzog unterstrich: "Wer beginnt, etwas für seine Gesundheit zu tun, hat anfangs einen hohen Aufwand und einen geringen messbaren Erfolg. Mit der Zeit fällt es uns jedoch immer leichter und die Lebensqualität steigt."
Nachgefragt und auf den Punkt
Dr. Christiane Wilke im Interview
Inwiefern steigert die Gesundheitsförderung die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen?
Der Einsatz der betrieblichen Gesundheitsförderung in einem Unternehmen wirkt sich sowohl auf monetärer als auch nicht-monetärer Ebene auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens aus. Zu den monetären Faktoren zählen die Verringerung der Arbeitsunfähigkeitstage und die Verbesserung des Gesundheitszustands der Mitarbeiter. Hier spielt auch das Phänomen des Präsentismus eine Rolle. Nicht-monetäre Faktoren wie eine erhöhte Motivation und Bindung der Mitarbeiter sowie ein verbessertes Image des Unternehmens tragen ebenso zur Wettbewerbsfähigkeit bei.
Was müssen KMUs beherzigen, wenn Sie betriebliche Gesundheitsförderung im Betrieb erfolgreich integrieren wollen?
Einen guten Einstieg in die betriebliche Gesundheitsförderung für KMU bilden bewegungsbezogene Präventionsmaßnahmen. Diese sollten an den Leitfaden Prävention angelehnt sein, sich an den Mitarbeitern orientieren und somit zielgruppenspezifisch sowie zielorientiert sein. Die Individualisierung von Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg – ebenso zeigt sich der Einsatz eines Gesundheitsmanagers im Betrieb als ein erfolgreicher Aspekt. Studien zeigen, dass die Kombination von verhaltens- und verhältnisorientierten Maßnahmen die größten gesundheitsförderlichen Effekte hervorrufen.
Könnten Sie bitte zwei Beispiele für Maßnahmen nennen, die sich leicht von KMU umsetzen lassen?
Konkrete Beispiele für Maßnahmen zu nennen, ist im Kontext der KMU sehr schwierig, da besonders hier oft die Ressourcen für Umsetzung von umfangreichen Maßnahmen fehlen. Eine Fokussierung auf die betriebliche Gesundheitsförderung als Teilaspekt des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist hierbei für KMU von Vorteil. Gesundheitsfördernde Maßnahmen müssen jeweils an den Bedarf und die eigenen Mitarbeiter angepasst werden. Hier gibt es keine universellen Lösungen, sondern diese müssen von jedem Unternehmen selbst erarbeitet und angepasst werden.