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„Healthy Campus Mainz – gesund studieren“ zieht positive Bilanz

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Die Nachfrage von Studierenden für Gesundheitsangebote steigt. In einem fünfjährigen Modellvorhaben hat die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zusammen mit der Barmer sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Mainz (UM) ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement für Studierende aufgebaut. Ziel des Modellprojekts „Healthy Campus Mainz – gesund studieren“ (HCM) war, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse Maßnahmen und Strukturen zur Prävention und Gesundheitsförderung für Studierende zu schaffen. Denn viele Studierende sind gesundheitlich stark belastet, leiden unter psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen und sind äußerst vulnerabel für ungesundes Verhalten wie Alkoholkonsum oder lange Sitzzeiten. Prävention kann hier viele Probleme schon in der Entstehung verhindern. Bei dem Modellprojekt wurden für die über 30.000 Studierenden der JGU gesundheitsfördernde Angebote entwickelt, umgesetzt und wissenschaftlich begleitet. Zum Auslauf der Förderung ziehen die beteiligten Institutionen sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Bilanz des Projekts.

Das 2018 gestartete Modellprojekt „Healthy Campus Mainz – gesund studieren“ wurde von Prof. Dr. Stephan Letzel, Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der UM der JGU, initiiert, von der Barmer gefördert und federführend von der UM umgesetzt. Das Ziel: Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Prävention und Gesundheitsförderung von Studierenden zu sammeln, um daraus Maßnahmen zur Gesunderhaltung und Förderung einer gesundheitsbewussten Hochschule für die Studierenden der JGU zu schaffen.

„Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention haben für die Landesregierung hohe Priorität. Das schließt natürlich auch die Bereiche Resilienz, Bewegung und gesunde Ernährung ein. Gerade während des Studiums spielen Anforderungen, Erwartungs- und Leistungsdruck eine große Rolle. Die Corona-Pandemie, mit ihren Beschränkungen des studentischen Lernens und Lebens, hat auch bei Studierenden zusätzliche Belastungen hervorgerufen. Das Modellprojekt ‚Healthy Campus‘ an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist eine gute Ergänzung zu bereits bestehenden Angeboten, wie beispielsweise der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der Universität, den Sport- und Bewegungsangeboten und anderen. Ich danke allen Beteiligten für die geleistete Arbeit und wünsche den Projektverantwortlichen, dass es gelingen wird, eine nachhaltige, langfristige Verankerung voranzutreiben und zu ebnen“, sagte Daniel Stich, Ministerialdirektor im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit.

„Die Ergebnisse des Modellvorhabens ‚Healthy Campus Mainz – gesund studieren‘ geben uns Orientierung, die vielfältigen Aktivitäten der JGU zum Thema Gesundheit der Studierenden und Beschäftigten fortzuführen und systematisch und nachhaltig in die universitären Strukturen zu integrieren. Das Modellprojekt eröffnet uns damit Entwicklungsperspektiven und -potenziale für ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement, das allen Mitgliedern unserer Universität dienlich ist. Das Präsidium der JGU hat daher das Projekt von Beginn an ausdrücklich befürwortet und begleitet“, erklärt der Vizepräsident für Studium und Lehre der JGU, Prof. Dr. Stephan Jolie. „So sind gerade auch für eine auf Studienerfolg ausgerichtete Lernumgebung bedarfsgerechte Angebote und Strukturen der Gesundheitsförderung und Prävention unerlässlich, um das individuelle Wohlbefinden unserer Studierenden zu erhalten und auf diese Weise ein gelingendes Studium zu unterstützen.“

Um die Gesundheit der Mainzer Studierenden nachhaltig zu fördern, wurden im Rahmen von „Healthy Campus Mainz – gesund studieren“ eine Reihe konkreter Maßnahmen entwickelt und angeboten. Dazu zählen unter anderen der JGU-Wegweiser, das Online-Forum „Psychisch fit studieren“ sowie der Study Coach, mit dem die Studierenden lernen, ihren Studienalltag so zu gestalten, sodass sie ausgeglichener und zufriedener studieren können. Dazu kommt der ‚Health Express‘: Er vermittelt in drei- bis fünfminütigen Videos Inhalte, Kompetenzen und Methoden zur eigenen Gesundheitsförderung und zur besseren Bewältigung des Studiums. Die Videos können in Lehrveranstaltungen, sowohl digital als auch in Präsenz, integriert werden.

Der Wissenschaftliche Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann, erklärt dazu: „Gesundes Studieren geht nämlich mit erfolgreichem Studieren einher. Das Projekt konnte neben der Etablierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen und Netzwerken einen enormen Beitrag zum Forschungsstand leisten, was über 20 Aufsätze in führenden wissenschaftlichen Fachzeitschriften belegen. Studentisches Gesundheitsmanagement ist wichtig für wissenschaftlichen und insbesondere medizinischen Nachwuchs, denn der Fachkräftemangel im Gesundheitssystem ist enorm.“

Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sagt: „Die flächendeckende Einführung eines Gesundheitsmanagements für Studierende ist dringend angezeigt, denn im Bereich der psychischen Gesundheit gibt es besorgniserregende Tendenzen an deutschen Universitäten. Auswertungen der Barmer zeigen, dass bei den Studierenden mehr als jeder Sechste von einer psychischen Erkrankung wie Depressionen, Angststörungen oder Panikattacken betroffen ist.“ Das sei einer der Punkte, an dem ein Gesundheitsmanagement für Studierende wertvolle Dienste leisten könne. Das Modellvorhaben „Healthy Campus Mainz“ habe alle Strukturen geschaffen, die ein Gesundheitsmanagement für Studierende brauche.

Auch „Healthy Campus Mainz“-Projektleiter Prof. Dr. Pavel Dietz merkte an: „Das Modellvorhaben HCM hat die Grundlage für ein erfolgreiches studentisches Gesundheitsmanagement geschaffen. Die langfristige Umsetzung ist noch nicht realisiert worden. Bisher war es nicht möglich, das studentische Gesundheitsmanagement fest in den Strukturen der Universität zu verankern, da es an personellen und finanziellen Ressourcen mangelt, um die bisherigen Aktivitäten des Modellvorhabens über den Förderzeitraum hinaus fortzuführen.“

Dietz bekam dabei Unterstützung von Prof. Dr. Ulrich Förstermann: „Es wäre wünschenswert, wenn die etablierten Strukturen und Maßnahmen von ‚Healthy Campus Mainz – gesund studieren‘ an der JGU weitergeführt werden würden.“

„Studierendengesundheit hat zwei Perspektiven: Zum einen geht es um die Erhaltung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Studierenden selbst, dies ist eine wichtige Grundlage für ein erfolgreiches Studium. Zum anderen dürfen wir nicht vergessen, dass Akademikerinnen und Akademiker nach erfolgreichem Studium häufig in Führungspositionen mit Personalverantwortung tätig sind und dann im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht Kenntnisse über das Gesundheitsmanagement haben müssen“, so der Initiator des Modellvorhabens Prof. Dr. Stephan Letzel.

Aus Sicht der Studierenden ist das Thema „Gesund studieren“ enorm wichtig: „Der Eintritt ins Studium geht meist mit vielen Veränderung einher und stellt oftmals eine vulnerable Phase dar, da es viele neue Anforderungen im Studium aber auch im Sozialleben zu bewältigen gibt“, so die Studentin Yvonne Stefani. „Gesundheit und Prävention sind vor allem bei den jüngeren Generationen zunehmend eine Lebenseinstellung und Teil des eigenen Weltbildes. Daher ist es so wichtig, dies auch in der Uni zu integrieren. Wir als junge Generation sind die Zukunft der Gesellschaft, daher ist es notwendig, uns adäquate Rahmenbedingungen zur Entfaltung zu ermöglichen.“

Weitere Informationen zum „Healthy Campus Mainz“: https://healthycampus.uni-mainz.de.

Fünf Projektverantwortliche stehen vor einem Geländer und halten den Abschlussbericht zu Healthy Campus Mainz in die Kamera.

Prof. Dr. Stephan Jolie (Vizepräsident für Studium und Lehre der JGU), Prof. Dr. Stephan Letzel (Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der UM), Daniel Stich (Ministerialdirektor im Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit), Yvonne Stefani (Studentin an der JGU), Prof. Dr. Pavel Dietz („Healthy Campus Mainz“-Projektleiter) (v.l.n.r.). Foto: Universitätsmedizin Mainz/Peter Pulkowski