517,50 Euro hat die Barmer GEK im Jahr 2014 pro Kopf für Medikamente bezahlt, die Versicherten aus Rheinland-Pfalz verordnet wurden. Im Saarland betrugen die Arzneimittelkosten 515,35 Euro pro Kopf. Zu diesem Ergebnis kommt die Krankenkasse nach Auswertung ihrer Versichertendaten. "Das sind rund 27 Euro mehr als im Jahr davor", so Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis.
Insgesamt gab die Kasse für ihre rheinland-pfälzischen Versicherten 226 Millionen Euro für Arzneimittel aus. Im Jahr davor waren es noch 213,5 Millionen Euro, eine Kostensteigerung um 5,5 Prozent. Im Saarland lagen die Ausgaben bei knapp 63 Millionen Euro. 59 Millionen Euro waren es noch im Vorjahr, was einer Ausgabensteigerung von 6,6 Prozent entspricht.
Hohe Ausgaben für innovative Arzneimittel
In ihrem aktuellen Arzneimittelreport hat die Barmer GEK auch untersucht, welche Rolle innovative Medikamente und Spezialpräparate bei den Ausgaben spielen. Dazu zählen gentechnologisch oder biologisch hergestellte Arzneimittel, etwa zur Behandlung von Rheuma, Krebs oder - ganz aktuell - Hepatitis C. Ergebnis: Bundesweit machten Spezialpräparate bei der Barmer GEK mit rund 1,73 Milliarden Euro den größten Block aus.
Das erst 2014 neu eingeführte Hepatitis-C-Medikament Sovaldi schlug bei der Kasse im selben Jahr mit über 51 Millionen Euro und allein in Rheinland-Pfalz mit rund 2,6 Millionen Euro zu Buche. Eine Packung des Medikaments kostete demnach 19.995 Euro. "Unterm Strich verursachten 3,5 Prozent der Verordnungen 39 Prozent der gesamten Arzneimittelausgaben bei der Barmer GEK", stellt Kleis fest.
Im Jahr 2014 sind die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel von 30,39 auf 33,34 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht einem Plus von neun Prozent und ist der spürbarste Anstieg aller Leistungsbereiche der Krankenkassen.
Schnellbewertung neuer Arzneimittel notwendig
Die Barmer GEK fordert, die Preisfestsetzung ausgabenstarker Arzneimittel neu zu ordnen. Dazu soll das jetzige System sinnvoll ergänzt werden. „Für besonders versorgungsrelevante Arzneimittel sollte es künftig eine Schnellbewertung direkt bei Markteintritt und eine Kosten-Nutzen-Bewertung spätestens nach fünf Jahren geben“, sagt Landesgeschäftsführerin Dunja Kleis.
Patientennutzen stärker berücksichtigen
Die Barmer GEK wolle damit die bisherigen Prozesse wirkungsvoll weiter entwickeln, erläutert Kleis. Derzeit werden die Preise neuer patentgeschützter Arzneimittel auf der Grundlage des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (Amnog) festgesetzt. Dieser Prozess habe sich bewährt, trotz aller Kritik der Industrie. "Wir möchten nun den Patientennutzen noch stärker als bisher berücksichtigen", so Kleis.
Nach den Plänen der Barmer GEK soll die gesundheitsökonomische Schnellbewertung eines versorgungsrelevanten neuen Arzneimittels transparent erläutern, auf welcher Grundlage der Hersteller den Preis seines Arzneimittels festgesetzt hat. Damit lasse sich die frühe Nutzenbewertung für das Medikament sinnvoll ergänzen. In der letzten Phase des Prozesses sollen nach dem Willen der Barmer GEK die heutigen Hürden für eine Kosten-Nutzen-Bewertung aufgehoben werden. Auch dies beträfe allein versorgungsrelevante Arzneimittel oder Arzneimittelgruppen, jedoch erst drei bis fünf Jahre nach ihrem Markteintritt. Erarbeiten soll die Bewertung das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Beauftragt würde es dazu durch den Gemeinsamen Bundesausschuss auf Antrag des GKV-Spitzenverbandes, der auch die Kosten dafür zu tragen habe. Die Ergebnisse der Analyse könnten Erfahrungen aus dem Versorgungsalltag berücksichtigen und bildeten den Rahmen für neue Preisverhandlungen zwischen Kassen und Herstellern.