Mainz, 16. Januar 2025 – Immer mehr Menschen aus Rheinland-Pfalz suchen sich wegen Kokainmissbrauch ärztliche Hilfe. Das zeigt der Suchtatlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung. Im Jahr 2023 waren demnach landesweit 1.690 Patientinnen und Patienten wegen Kokainmissbrauch in ärztlicher Behandlung. Das sind 28 Prozent mehr als noch im Jahr 2019 (1.320). „Die Zunahme an ärztlichen Behandlungen wegen Kokainmissbrauch in Rheinland-Pfalz ist Besorgnis erregend. Das wahre Ausmaß beim Kokainmissbrauch wird noch viel größer sein, denn für gesetzliche Krankenversicherungen lässt sich nur der Teil der Betroffenen statistisch erfassen, der sich in ärztliche Behandlung begibt“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz. Der Befund aus dem Suchtatlas passe zur aktuellen bundesweiten Kriminalstatistik, laut der die Zahl der Kokaindelikte im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht habe und gut 27 Prozent höher gewesen sei als im Jahr 2022.
Männer zwischen 20 und 39 Jahren besonders oft betroffen
Gemäß Suchtatlas wurden im Jahr 2023 viermal mehr Männer (1.360) als Frauen (330) aus Rheinland-Pfalz wegen Kokainkonsum medizinisch versorgt. Meist waren die Männer in dem Bundesland dabei zwischen 20 und 39 Jahre alt (940). „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt, weshalb es häufig als Leistungsdroge bezeichnet wird. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck im Beruf oder im Privatleben hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen“, meint Kleis. In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere Menschen hätten oft nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Bei ihnen sei Cannabis-Konsum eher verbreitet. Bei älteren Menschen seien der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch das größte Problem.
Bei Suchtverdacht nicht wegsehen
Nach den Worten von Kleis ist es wichtig, Betroffene auf eine Sucht anzusprechen: „Abhängige merken oft nicht, dass der Suchtmittelkonsum schon den Alltag einschränkt und das Verhalten verändert hat. Daher sollte man ihnen von den eigenen Beobachtungen erzählen.“ Um eine Therapie erfolgreich zu beginnen und auch abzuschließen, müsse allerdings der Betroffene selbst einsehen, dass er ein Problem habe. „Wichtig ist, dass sich Familienangehörige oder Freundinnen und Freunde von Suchtkranken selbst Hilfe holen. Fachambulanzen oder Suchberatungsstellen sind in diesen Fällen die richtigen Anlaufstellen“, erklärt Kleis. Je früher Hilfe gesucht werde, desto leichter sei der Ausstieg aus der Sucht für die Betroffenen und desto weniger einschneidend wirke die Sucht auf die Familie und den Freundeskreis.