Saarbrücken, 21. Juni 2022 – Noch nie haben Beschäftigte aus dem Saarland öfter wegen psychischer Erkrankungen im Job gefehlt als im Jahr 2021. Psychische Leiden wie Depressionen sorgten im letzten Jahr bei jedem Beschäftigten aus dem Bundesland für rechnerisch 4,8 Fehltage im Job (2020: 4,7 Tage). Das zeigen repräsentative Auswertungen der Barmer, für die die Krankenkasse die Arbeitsunfähigkeitsmeldungen von rund 52.000 bei ihr versicherten Erwerbspersonen mit Wohnsitz im Saarland anonymisiert ausgewertet hat. „Im Saarland ist die Zahl der Fehltage im Beruf wegen seelischer Leiden auch ohne Corona seit Jahren gewachsen. Arbeitgeber sollten dieser Entwicklung mit betrieblichem Gesundheitsmanagement gegensteuern“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Bundesweiter Höchstwert bei Fehltagen wegen seelischer Leiden
Laut Barmer verzeichnete das Saarland im letzten Jahr so viele Fehltage im Beruf wegen seelischer Beschwerden wie kein anderes Bundesland. Die wenigsten Tage von Arbeitsunfähigkeit infolge psychischer Erkrankungen registrierte die Krankenkasse in Baden-Württemberg und Bayern (je 3,3 Tage, Bund: 3,9 Tage). Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Leiden je Beschäftigten mit Wohnsitz im Saarland lag im Jahr 2021 um 37 Prozent höher als im Jahr 2011 (3,5 Tage). Erstmals waren damit seelische Erkrankungen der häufigste Grund für Krankschreibungen im Saarland. Unter den 20 Landkreisen und kreisfreien Städten mit den bundesweit höchsten Fehlzeiten infolge psychischer Probleme befinden sich gleich zwei saarländische Landkreise. Der Saarpfalz-Kreis nimmt Platz acht ein (5,5 Tage) und der Regionalverband Saarbrücken Platz 18 (5,1 Tage).
Muskel-Skelett-Leiden zweithäufigster Grund für Krankmeldungen
Der zweithäufigste Grund für Fehlzeiten im Beruf von Beschäftigten mit Wohnsitz im Saarland waren im Jahr 2021 Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen. Sie sorgten im Land für 4,7 Fehltage je Erwerbsperson (2020: 4,7 Tage, Bund: 3,9 Tage). Seit dem Jahr 2011 ist dieser Wert um 15 Prozent gestiegen. Nur in Sachsen-Anhalt, Thüringen (je 5,0 Tage) und Mecklenburg-Vorpommern (4,9 Tage) war er höher. Unter den sechs Landkreisen im Saarland verzeichnete der Landkreis Neunkirchen bei den Muskel-Skelett-Leiden den höchsten Wert (5,1 Tage) und der Landkreis Saarlouis den geringsten (4,1 Tage). „Arbeitgeber können Rückenleiden ihrer Beschäftigten vorbeugen, indem sie unter anderem die Ausstattung des Arbeitsplatzes auf die Körpergröße abstimmen. Wichtig sind auch häufige Haltungs- und Belastungswechsel am Arbeitsplatz“, erklärt Kleis. Psychische Faktoren könnten Rückenschmerzen verstärken.
Mehr Verletzungen, Atemwegserkrankungen gehen zurück
Dritthäufigster Grund für Arbeitsunfähigkeitstage von Beschäftigten aus dem Saarland waren im Jahr 2021 Verletzungen wie Bänderrisse oder Verstauchungen (2,4 Tage, 2020: 2,4 Tage). Auf Rang vier landeten Atemwegserkrankungen wie Erkältungsschnupfen und Bronchitis (1,9 Tage). Die Zahl der Fehltage im Job wegen Erkrankungen der Atemwege ist im Saarland im Vergleich mit dem Jahr 2020 (2,7 Tage) stark gesunken. „Hauptverantwortlich für den Rückgang bei den Fehltagen im Job wegen Atemwegserkrankungen dürfte das Ausbleiben einer Grippe- und Erkältungswelle im Frühjahr 2021 gewesen sein. Zu diesem Ausbleiben dürften die Corona-Schutzmaßnahmen und die mit der Pandemie zusammenhängenden Veränderungen der Lebensumstände und Verhaltensweisen beigetragen haben“, erläutert Kleis.
Saarland: Krankenstand sinkt leicht
Über alle Krankheiten hinweg zählten die Barmer-Statistiker im letzten Jahr 20,4 Arbeitsunfähigkeitstage je Beschäftigten aus dem Saarland (2020: 21,3 Tage, Bund: 17,5 Tage). Über zwei Drittel der Fehltage im Job von saarländischen Beschäftigten gingen dabei im Jahr 2021 auf das Konto von psychischen Leiden (23,5 Prozent), Muskel-Skelett-Erkrankungen (23,0 Prozent), Verletzungen (11,8 Prozent) und Atemwegserkrankungen (9,3 Prozent). Im Durchschnitt meldete sich jede Erwerbsperson aus dem Saarland 1,2 Mal krank im Jahr 2021 (2020 und Bund: 1,1). Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (52,7 Prozent) aus dem Bundesland blieb mindestens einmal arbeitsunfähig zuhause (2020: 53,8 Prozent, Bund: 48,4 Prozent). Der Krankenstand von saarländischen Beschäftigten lag bei 5,6 Prozent (2020: 5,8 Prozent, Bund: 4,8 Prozent). „Das bedeutet, dass an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1.000 Beschäftigten aus dem Saarland 56 arbeitsunfähig gemeldet waren“, erläutert Kleis.