Mainz/Saarbrücken, 18. März 2019 – Pflegende Angehörige in Rheinland-Pfalz und im Saarland sind öfter krank als Menschen, die nicht pflegen müssen. Das belegt der Pflegereport der Barmer, den Professor Heinz Rothgang von der Universität Bremen erstellt hat. „Unsere Gesellschaft ist auf die aufopferungsvolle Arbeit pflegender Angehöriger angewiesen. Allerdings fühlen sie sich oft so sehr belastet, dass sie kurz davor sind, die Pflege aufzugeben“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Laut Pflegereport litt im Jahr 2017 fast jeder vierte (23 Prozent) pflegende Angehörige in Rheinland-Pfalz an Depressionen und mehr als jeder achte (13 Prozent) unter Belastungsstörungen wie Nervenzusammenbrüchen. In einer nach Alter und Geschlecht vergleichbaren Gruppe von nicht pflegenden und nicht pflegebedürftigen Versicherten aus Rheinland-Pfalz kamen Depressionen (19 Prozent) und Belastungsstörungen (neun Prozent) seltener vor. Im Saarland litt im Jahr 2017 jeder vierte (25 Prozent) pflegende Angehörige im Saarland an Depressionen und mehr als jeder siebte (15 Prozent) unter Belastungsstörungen wie Nervenzusammenbrüchen. In einer nach Alter und Geschlecht vergleichbaren Gruppe von nicht pflegenden und nicht pflegebedürftigen Versicherten aus dem Saarland kamen Depressionen (20 Prozent) und Belastungsstörungen (neun Prozent) ebenfalls seltener vor.
Pflegende Angehörige leiden öfter unter Rückenschmerzen
Auch der körperliche Zustand von pflegenden Angehörigen in Rheinland-Pfalz und im Saarland ist schlechter als der von Nicht-Pflegenden. So war laut Pflegereport mehr als jeder zweite (Rheinland-Pfalz: 56 Prozent, Saarland: 58 Prozent) pflegende Angehörige in den Bundesländern im Jahr 2017 wegen Rückenschmerzen bei seinem Arzt. Die nach Alter und Geschlecht vergleichbare Gruppe nicht pflegender und nicht pflegebedürftiger Versicherter musste sich seltener wegen Rückenschmerzen in ärztliche Behandlung begeben (Rheinland-Pfalz: 50 Prozent, Saarland 52 Prozent).
Für den Pflegereport wurden zudem pflegende Angehörige zu den Belastungen ihres Alltags befragt. „Die Umfrage zeigt, dass bundesweit rund 185.000 von ihnen kurz davor sind, die Pflege ihrer Angehörigen zu beenden, weil sie sich überlastet fühlen. Heruntergebrochen auf die Bevölkerung von Rheinland-Pfalz dürfte es bei uns rund 9.300 und im Saarland 2.300 pflegenden Angehörigen so gehen“, rechnet Barmer-Landesgeschäftsführerin Kleis vor. Sie betont: „Pflegende Angehörige, die an ihre Grenze kommen und nicht mehr pflegen können, weil sie körperlich und geistig erschöpft sind, kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten.“
Zahl der Pflegebedürftigen steigt
Die Ergebnisse des Pflegreports sind alarmierend, denn die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und damit der Bedarf an Pflegenden. In Rheinland-Pfalz waren im Jahr 2015 insgesamt 141.000 Menschen pflegebedürftig (Saarland: 40.000). Zehn Jahre zuvor waren es nur 98.000 (Saarland: 28.000). Knapp drei von vier Pflegebedürftigen wurden im Jahr 2015 in Rheinland-Pfalz (74,3 Prozent) und im Saarland (72,4 Prozent) zuhause gepflegt, teils mit Unterstützung eines ambulanten Pflegediensts.
„Pflegende Angehörige werden oft als größter Pflegedienst der Nation bezeichnet. Der Pflegereport zeigt, wie dringend sie Hilfe für sich selbst brauchen“, sagt Kleis. Daher biete die Barmer für ihre Versicherten kostenlos das Seminar „Ich pflege – auch mich“ an. Hier würden die Teilnehmer lernen, wie sie sich trotz der anstrengenden Pflegesituation entlasten könnten.
Kostenfreie Unterstützung finden pflegende Angehörige und Pflegebedürftige auch bei den 135 Pflegestützpunkten in Rheinland-Pfalz. Sie beraten und informieren zu allen Fragen rund um die Pflege. „Meist schauen sich die Pflegeberater der Stützpunkte die häusliche Situation vor Ort an, denn sie kennen alle regionalen Anbieter und Angebote, die in der jeweiligen Situation unterstützen können“, erklärt Kleis. Getragen und finanziert werden die Pflegestützpunkte von den gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen, den Landkreisen und kreisfreien Städten sowie dem Land Rheinland-Pfalz. Im Saarland werden die Pflegestützpunkte gemeinschaftlich von den Kranken- und Pflegekassen sowie den Landkreisen und dem Regionalverband Saarbrücken getragen.