16.01.2017 - Fast jeder vierte Rheinland-Pfälzer und Saarländer war 2015 einmal im Krankenhaus. Nur in Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt wurden mehr Menschen stationär behandelt. Das ist das Ergebnis des „Reports Krankenhaus“ der Barmer, den das Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung zusammen mit AGENON – Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen erstellt hat. „Mit den Bevölkerungsstrukturen in den Bundesländern lassen sich die Unterschiede nicht erklären. Die Ergebnisse wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
So kamen in Rheinland-Pfalz auf 1.000 Einwohner durchschnittlich 234 stationäre Behandlungen (2014: 233). Im Saarland waren es 235 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner (2014: 236). Die Rheinland-Pfälzerinnen waren dabei mit 241 stationären Behandlungen je 1.000 Einwohner öfter im Krankenhaus als die rheinland-pfälzischen Männer (227). Auch die Saarländerinnen waren mit 245 stationären Behandlungen je 1.000 Einwohner öfter im Krankenhaus als die Männer im Saarland (226). Bundesweit waren 223 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner gezählt worden.
Deutliche Unterschiede zwischen den Landkreisen
„Teils deutliche Unterschiede zeigt die Betrachtung der rheinland-pfälzischen und saarländischen Städte und Landkreise“, sagt Kleis. Die Stadt Zweibrücken verzeichnete 279 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner. Das ist für Rheinland-Pfalz der Spitzenwert. In Mainz wurden dagegen nur 185 Fälle je 1.000 Einwohner gezählt und damit so wenige wie sonst nirgends in Rheinland-Pfalz. Im Saarland wurde für den Landkreis Neunkirchen mit 249 stationäre Behandlungen je 1.000 Einwohner der Spitzenwert registriert. Die wenigsten stationären Behandlungen gab es im Saarpfalz-Kreis (229 Fälle je 1.000 Einwohner). Die häufigste Ursache für einen Krankenhausaufenthalt in Rheinland-Pfalz und dem Saarland ist eine Erkrankung des Kreislaufsystems.
Laut Krankenhausreport sind zudem die Kosten je Versicherten für vollstationäre Krankenhausbehandlungen gestiegen. Sie betrugen in Rheinland-Pfalz 926 Euro im Jahr 2015. Das sind 33 Euro oder 3,7 Prozent mehr als noch 2014 (893 Euro). Im Saarland lagen die Kosten je Versicherten für vollstationäre Krankenhausbehandlungen bei 951 Euro. Das sind 46 Euro oder 5,1 Prozent mehr als im Vorjahr (905 Euro). Nur in Thüringen (960 Euro) und Nordrhein-Westfalen (953 Euro) waren die Kosten 2015 höher. Am niedrigsten waren sie in Baden-Württemberg mit 780 Euro. Die Männer (Rheinland-Pfalz: 938 Euro, Saarland: 961 Euro) verursachen dabei höhere Kosten als die Frauen (Rheinland-Pfalz: 914 Euro, Saarland: 942 Euro).
Auch innerhalb von Rheinland-Pfalz und dem Saarland variieren die Kosten für Klinikbehandlungen erheblich. Rheinland-pfälzischer Spitzenreiter sind der Donnersbergkreis und der Landkreis Altenkirchen mit Kosten von 1.081 Euro je Versicherten für vollstationäre Krankenhausaufenthalte, Schlusslicht ist der Landkreis Bad Dürkheim mit 798 Euro. Im Saarland liegt der Landkreis Neunkirchen mit Kosten von 1.126 Euro je Versicherten für vollstationäre Aufenthalte auf Platz eins. Auf dem letzten Platz befindet sich der Landkreis St. Wendel mit 869 Euro.
Krankhafte Fettleibigkeit nimmt zu
„Sorge macht der Anteil krankhaft fettleibiger Menschen an der Bevölkerung“, betont Kleis. In Rheinland-Pfalz stieg er zwischen 2003 und 2013 von 13,6 Prozent auf 17,0 Prozent und im Saarland von 11,2 Prozent auf 16,0 Prozent. Damit liegt Rheinland-Pfalz im Vergleich mit den anderen Bundesländern auf dem fünften Platz und das Saarland auf Platz acht. Beide Länder stehen exemplarisch für eine bundesweite Zunahme krankhafter Fettleibigkeit.
Im Jahr 2014 mussten sich bundesweit rund sieben Millionen Menschen wegen Adipositas in Praxen behandeln lassen und damit 14 Prozent mehr als noch 2006. Von diesen haben immer mehr einen Eingriff zur Gewichtsreduktion vornehmen lassen. So hat sich die Anzahl der sogenannten bariatrischen Operationen im selben Zeitraum bei den BARMER Versicherten auf 1.070 Fälle mehr als versechsfacht und bei allen Krankenkassen auf 9.225 Eingriffe mehr als verfünffacht.
Kleis: Bariatrische Operationen nur in zertifizierten Zentren durchführen
„Wenn eine bariatrische Operation unvermeidbar ist, sollte sie nur in einem zertifizierten Zentrum erfolgen. Dort hat sie einen besonders hohen Qualitätsstandard und ist sicherer“, unterstreicht Kleis. Der Report Krankenhaus legt eine Operation in einem Zentrum nahe, das von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert ist. Dies bedeutet, dass die Operateure nach den Vorgaben eines normierten Zertifizierungssystems der Fachgesellschaft besonders qualifiziert und die Kliniken für bariatrische Eingriffe entsprechend gut ausgerüstet sind.
Neben mehr Patientensicherheit sprechen auch wirtschaftliche Aspekte für den Eingriff in einem zertifizierten Zentrum. Dort sind die Operation und die Folgebehandlungen nach fünf Jahren im Schnitt um mehr als 3.800 Euro günstiger als in nicht zertifizierten Einrichtungen. Allerdings hat im Jahr 2014 nur die Hälfte der betroffenen Barmer Versicherten ihre Schlauchmagen-OP in einem zertifizierten Zentrum vornehmen lassen. Bei einem Magenbypass waren es mehr als zwei Drittel.