Mainz, 18. April 2017 - In Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind die Ausgaben für Heilmittel stark gestiegen. Allein bei der Barmer haben sie sich in Rheinland-Pfalz von 2013 bis 2015 um 17,3 Prozent von 39,4 Millionen Euro auf 46,2 Millionen Euro erhöht. Je Versicherten ist das ein Anstieg von 84,87 Euro auf 99,56 Euro. Nur in Berlin, Sachsen und Hamburg wird mehr für Heilmittel ausgegeben. Das zeigt der Heil- und Hilfsmittelreport der Barmer. Im Saarland wuchsen die Ausgaben für Heilmittel um 17,8 Prozent von 9,2 Millionen auf 10,8 Millionen Euro. Je Versicherten ist das ein Anstieg von 75,81 Euro auf 89,29 Euro.
„Auffällig sind erhebliche Unterschiede zwischen den Bundesländern bei den Ausgaben für Heilmittel”, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Betrugen die Kosten für Heilmittel im Jahr 2015 je Barmer Versicherten in Bremen 65,86 Euro, lagen sie in Berlin mit 121,85 Euro 85 Prozent darüber. In der Podologie waren die Pro-Kopf-Ausgaben in Sachsen fast 210 Prozent höher als in Bremen. Bei der Ergotherapie lagen die Kosten je Versicherten in Hamburg fast 120 Prozent über denen in Bremen. Die Daten wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert. Die Bevölkerungsstrukturen in den Bundesländern können diese Unterschiede also nicht erklären.
Heilmittel: Leitlinien konkretisieren
„Ärzte müssen das verordnen, was medizinisch erforderlich und wirtschaftlich ist. Die massiven regionalen Ausgabendifferenzen bei Heilmitteln sind aber rein medizinisch und durch Vergütungsunterschiede nicht erklärbar“, sagt Kleis. Offenbar gebe es sehr unterschiedliche Herangehensweisen bei deren Verordnung. „Viele wissenschaftliche Leitlinien thematisieren den gezielten Gebrauch von Heilmitteln nicht. Es wäre ein erster Schritt, die Leitlinien zu konkretisieren“, fordert Kleis.
Die Physiotherapie-Kosten je Barmer Versicherten sind in Rheinland-Pfalz zwischen 2013 und 2015 um 15,6 Prozent von 58,92 Euro auf 68,12 Euro und im Saarland um 16,1 Prozent von 47,58 Euro auf 55,25 Euro gestiegen. Zur Physiotherapie gehört zum Beispiel Krankengymnastik. Die Ergotherapie-Kosten erhöhten sich im gleichen Zeitraum in Rheinland-Pfalz um 17,8 Prozent von 10,80 Euro je Versicherten auf 12,72 Euro und im Saarland um 13,6 Prozent von 12,22 Euro je Versicherten auf 13,88 Euro. Ergotherapie-Maßnahmen sind motorisch-funktionelle Behandlungen zur Entwicklung oder Verbesserung der Grob- und Feinmotorik.
Saarland: Spitze bei der Zahl der Logopäden und Podologen
Die Sprachtherapie, auch Logopädie genannt, dient der Wiederherstellung der sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten. Die Ausgaben für logopädische Leistungen sind zwischen 2013 und 2015 in Rheinland-Pfalz um 24,7 Prozent gestiegen von 6,43 Euro je Versicherten auf 8,02 Euro und im Saarland um 33,1 Prozent von 6,65 Euro je Versicherten auf 8,85 Euro. Am größten ist der Ausgabenanstieg bei der Podologie. Er beträgt im gleichen Zeitraum in Rheinland-Pfalz 47,7 Prozent, was einer Steigerung von 1,09 Euro je Versicherten auf 1,61 Euro entspricht. Im Saarland wuchsen die Ausgaben um 35,3 Prozent. Das ist eine Steigerung von 1,56 Euro je Versicherten auf 2,11 Euro. Podologische Therapie wird verordnet, wenn eine Erkrankung an Diabetes mellitus zu krankhaften Fußschädigungen geführt hat.
„Zwischen 2013 und 2015 ist in Rheinland-Pfalz und im Saarland auch die Zahl der Leistungserbringer für Heilmittel gestiegen“, berichtet Kleis. Bei der Anzahl der Leistungserbringer je 1.000 Einwohner liegt das Saarland dadurch inzwischen bei den Logopäden und Podologen sogar auf dem ersten Platz im Vergleich aller Bundesländer. Bei der Anzahl der Ergotherapeuten je 1.000 Einwohner stehen Platz vier und bei den Physiotherapeuten Platz neun unter den 16 Bundesländern zu buche.
Bei Betrachtung der Hilfsmittelversorgung fällt auf, dass das Saarland bei den Ausgaben für Schuhe und Einlagen mit 13,77 Euro pro Versichertem Spitze ist im Vergleich aller Bundesländer. Die Ausgaben im Saarland sind damit um ein Drittel höher als die in Schleswig-Holstein (9,34 Euro). Im Bundesdurchschnitt fielen pro-Kopf-Ausgaben für Schuhe und Einlagen von nur 11,13 Euro an.