Mainz/Saarbrücken, 21. Dezember 2020 – Beschäftigten bei rheinland-pfälzischen und saarländischen Post-, Kurier- und Zustelldiensten geht der Beruf besonders stark auf die Knochen. Das zeigt der Barmer-Gesundheitsreport. „In der Vorweihnachtszeit müssen Beschäftigte bei Post- und Zustelldiensten oft Sonderschichten einlegen. Die Corona-Epidemie hat zu einem Boom beim Online-Shopping geführt und dürfte die Paketzusteller zusätzlich belasten. Die Arbeitgeber in der Branche der Post-, Kurier- und Expressdienste müssen ihre Anstrengungen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement intensivieren“, fordert Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Der Gesundheitsreport hat die 25 Branchen untersucht, in denen besonders viele Menschen einer Beschäftigung nachgehen. Demnach waren die Beschäftigten bei Post-, Kurier- und Expressdiensten im Jahr 2019 in Rheinland-Pfalz durchschnittlich 22,8 Tage arbeitsunfähig zuhause (Saarland: 36,6 Tage). Das ist einer der höchsten Werte unter allen untersuchten Branchen in dem Bundesland und übertrifft den branchenunabhängigen Landesdurchschnitt von 18,5 Arbeitsunfähigkeitstagen deutlich (Saarland: 20,7 Arbeitsunfähigkeitstage). Knapp 15.000 Menschen in Rheinland-Pfalz und rund 4.200 Menschen im Saarland gingen im Jahr 2019 in der Branche der Post-, Kurier- und Expressdienste einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach.
Muskel-Skelett-Erkrankungen belasten Kuriere besonders oft
Besonders Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen plagen die Beschäftigten bei rheinland-pfälzischen und saarländischen Post-, Kurier- und Zustelldiensten. Durchschnittlich 7,3 Tage blieben sie ihretwegen in Rheinland-Pfalz arbeitsunfähig im Jahr 2019 zuhause (Saarland: 11,6 Tage). Öfter kam dies in Rheinland-Pfalz nur bei Beschäftigten der Heimbranche vor (7,4 Tage). Im Saarland weist keine eine andere der untersuchten Branchen höhere Ausfallzeiten wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen auf. Der branchenunabhängige Durchschnitt bei den Fehlzeiten wegen Arbeitsunfähigkeit durch Muskel-Skelett-Erkrankungen in Rheinland-Pfalz lag bei nur 4,1 Tagen (Saarland: 4,6 Tage). Den geringsten Krankenstand wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen verzeichneten in Rheinland-Pfalz die Branchen „Rechts- und Steuerberater, Wirtschaftsprüfer“ sowie „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“ mit je 1,5 Tagen. Im Saarland wurden die wenigsten Fehltage wegen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems ebenso in der Branche „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“ registriert (1,3 Tage).
Auch Verletzungen wie Knochenbrüche, Verstauchungen oder Prellungen spielten unter den rheinland-pfälzischen und saarländischen Beschäftigten von Post-, Kurier- und Zustelldiensten im Jahr 2019 eine große Rolle (Rheinland-Pfalz: 4,0 Tage von Arbeitsunfähigkeit, Saarland: 5,1 Tage). In keiner der untersuchten Branchen wurden deswegen in beiden Bundesländern mehr Fehltage gezählt. Der branchenunabhängige Landesdurchschnitt in Rheinland-Pfalz und im Saarland lag dagegen bei je nur 2,3 Arbeitsunfähigkeitstagen. Die wenigsten Tage von Arbeitsunfähigkeit wegen Verletzungen verzeichnete die Branche „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“ (0,9 Tage) in Rheinland-Pfalz und die Branche „Rechts- und Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung“ (1,0 Tage) im Saarland.
Psychische Erkrankungen
Psychische Leiden spielen im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen der rheinland-pfälzischen Beschäftigten bei Post- und Zustelldiensten eine geringe Rolle. 3,3 Tage von Arbeitsunfähigkeit zählten die Statistiker bei den Beschäftigten rheinland-pfälzischer Post-, Kurier- und Zustelldienste infolge seelischer Erkrankungen. Dieser Wert liegt unter dem branchenübergreifenden Landesdurchschnitt (3,6 Tage). Psychische Leiden treten bei saarländischen Beschäftigten der Post-, Kurier- und Expressdienste dagegen oft auf. Sie verursachten bei jedem von ihnen rechnerisch 7,7 Tage von Arbeitsunfähigkeit. Dieser Wert liegt über dem branchenübergreifenden Landesdurchschnitt für seelische Erkrankungen (4,3 Tage) und ist im Saarland die zweithäufigste Ursache für Krankentage von Beschäftigten der Post-, Kurier- und Expressdienste. Nur auf die Heimbranche entfielen in dem Bundesland mehr Fehltage (8,6 Tage). „Die Arbeit bei Post- und Zustelldiensten belastet offenbar sehr stark den Körper, aber teils auch die Seele. Arbeitgeber sollten ihre Angebote beim betrieblichen Gesundheitsmanagement entsprechend ausrichten“, meint Kleis.
Die Barmer-Landesgeschäftsführerin sagt: „Die Kosten durch Arbeitsunfähigkeit sind riesig und motivieren immer mehr Firmen, ein betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen. Gesundheitsförderung ist immer auch eine Führungsaufgabe.“ Sie könne allerdings nur erfolgreich sein, wenn die Mitarbeiter aktiv in die Ausgestaltung einbezogen werden würden. Kurse wie „Richtig tragen und heben“ zur Stärkung der Rückenmuskulatur und Vermeidung von Fehlhaltungen würden an Bedeutung gewinnen bei Post-, Kurier- und Zustelldiensten. „Die Deutsche Post und die DHL gehen mit gutem Beispiel voran. Sie arbeiten beim betrieblichen Gesundheitsmanagement seit Jahren mit der Barmer zusammen“, berichtet Kleis.