Mainz, 21. Januar 2022 – Beschäftigte aus Rheinland-Pfalz, die in der Kindererziehung und -betreuung arbeiten, melden sich deutlich öfter krank, als der Durchschnitt aller Beschäftigten in dem Bundesland. Das zeigt der Barmer-Gesundheitsreport, der das Krankheitsgeschehen in 26 Berufsgruppen im Jahr 2020 untersucht. Demnach waren Erwerbspersonen aus Rheinland-Pfalz, die in der Kindererziehung und -betreuung arbeiten, im Durchschnitt 26,7 Tage arbeitsunfähig zuhause. Über alle Berufe hinweg zählte die Barmer nur 18,3 Arbeitsunfähigkeitstage unter rheinland-pfälzischen Beschäftigten. „Die Arbeitgeber in den Einrichtungen zur Kindererziehung und -betreuung müssen ihre Anstrengungen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement intensivieren“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Laut Gesundheitsreport lag der Krankenstand unter den Beschäftigten in den Berufen der Kinderbetreuung und -erziehung aus Rheinland-Pfalz bei 7,3 Prozent. Das bedeutet, dass an einem durchschnittlichen Kalendertag von 1.000 Beschäftigten dieser Berufsgruppe 73 krankgemeldet waren. Im Durchschnitt aller Berufe betrug der Krankenstand landesweit nur 5,0 Prozent. „Wer in der Kindererziehung und -betreuung arbeitet, leistet einen unverzichtbaren Beitrag für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in unserer Gesellschaft. Die Gesundheitsförderung dieser Berufsgruppe muss stärker in den Fokus gerückt werden“, sagt Kleis. Knapp 45.000 Menschen in Rheinland-Pfalz arbeiteten im Jahr 2020 sozialversicherungspflichtig in Berufen der Kinderbetreuung und -erziehung.
Psychische Leiden dominieren bei den Krankschreibungen
Der häufigste Grund für Krankschreibungen bei den Beschäftigten in der Kinderbetreuung und -erziehung aus Rheinland-Pfalz waren psychische Erkrankungen wie Depressionen. Sie verursachten bei jedem von ihnen durchschnittlich 6,6 Arbeitsunfähigkeitstage. Der Landesdurchschnitt über alle Berufe hinweg lag laut BARMER-Erhebung bei lediglich 3,7 Tagen von Arbeitsunfähigkeit. „Die Arbeit mit Kindern ist sehr fordernd und bringt eine hohe Verantwortung mit sich. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie dürften die Belastungen unter anderem durch die Umsetzung von Hygienekonzepten und Notbetreuungen weiter gestiegen sein“, erläutert Kleis. Auch vor diesem Hintergrund seien die für den Gesundheitsreport ermittelten Zahlen alarmierend.
Zweithäufigster Grund für Krankschreibungen bei rheinland-pfälzischen Beschäftigten in der Kinderbetreuung und -erziehung waren Erkrankungen der Atemwege wie Erkältungsschnupfen oder Husten. Sie verursachten bei ihnen im Durchschnitt 5,0 Arbeitsunfähigkeitstage. Im Landesdurchschnitt aller Erwerbspersonen sorgten Atemwegserkrankungen für nur 2,4 Tage von Arbeitsunfähigkeit. Zu den Atemwegserkrankungen gehören auch Covid-19-Diagnosen, die rechnerisch bei jedem Beschäftigten in der Kinderbetreuung und -erziehung aus Rheinland-Pfalz zu 0,2 Arbeitsunfähigkeitstagen führten. Muskel-Skelett-Leiden wie Rückenschmerzen waren die dritthäufigste Ursache für Krankschreibungen unter rheinland-pfälzischen Beschäftigten in der Kindererziehung und -betreuung. Sie sorgten bei ihnen für 4,5 Tage von Arbeitsunfähigkeit (Landesdurchschnitt aller Erwerbspersonen: 4,2 Tage).
Kita-Fachkräfteverband bemängelt Rahmenbedingungen in Kitas
Claudia Theobald, Vorsitzende des Verbands Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz, sagt: „In den letzten 25 Jahren wurde die Kinderbetreuung in Deutschland quantitativ massiv ausgebaut. Immer jüngere Kinder werden über längere Zeiträume betreut. Personal und Räumlichkeiten wurden nie adäquat an diese Entwicklung angepasst. Dazu kommt ein seit Jahren zunehmender Fachkräftemangel. Die Rahmenbedingungen in unseren Kitas belasten Erzieherinnen und Erzieher stark. Oft können sie ihren fachlichen Aufgaben und den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht werden. Permanenter Stress, Frust und nicht selten Resignation wirken sich auf die Gesundheit von Kita-Fachkräften negativ aus. Als Erzieherin und Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbands Rheinland-Pfalz wundern mich die alarmierenden Ergebnisse des Barmer-Gesundheitsreports zu meiner Berufsgruppe nicht, erfüllen mich aber mit großer Sorge.“