Mainz/Saarbrücken, 22. Oktober 2018 – Immer mehr junge Erwachsene in Rheinland-Pfalz und im Saarland leiden unter Depressionen. Das zeigt der Barmer Arztreport. Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sagt: „Diese Entwicklung ist dramatisch, denn junge Erwachsene mit Depressionen sind überdurchschnittlich oft von weiteren psychischen und körperlichen Erkrankungen betroffen.“
Laut Arztreport litten im Jahr 2016 rund 26.000 der 18- bis- 25-jährigen Rheinland-Pfälzer an Depressionen. Der Anteil der jungen Erwachsenen mit Depressionen ist in Rheinland-Pfalz von 4,4 Prozent im Jahr 2006 auf 6,9 Prozent im Jahr 2016 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme von 56,8 Prozent. Im Saarland stieg der Anteil im gleichen Zeitraum von 4,6 Prozent auf 6,9 Prozent (6.100 Betroffene). „Besonders oft von Depressionen betroffen sind junge Erwachsene, wenn bei ihnen oder ihren Eltern schon vorher andere psychische Erkrankungen bekannt waren“, erläutert Kleis. Junge Erwachsene in Studium und Beruf seien einem stetig steigenden Leistungs- und Zeitdruck ausgesetzt, der zunehmend zu psychischen Störungen führe.
Deutliche Unterschiede innerhalb von Rheinland-Pfalz und im Saarland
Rund 12.300 der von Depressionen betroffenen jungen Erwachsenen in Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2016 medikamentös behandelt und erhielten von ihrem Arzt ein Antidepressivum. Das waren 3,3 Prozent aller 18- bis 25-Jährigen in dem Bundesland (2006: 2,2 Prozent). Im Saarland lag der Anteil bei 3,4 Prozent aller 18- bis 25-Jährigen, was rund 3.000 Betroffenen entspricht (2006: 2,1 Prozent).
Kleis sagt: „Die deutlichsten Unterschiede bei von Depressionen betroffenen jungen Erwachsenen gibt es zwischen den Landkreisen und kreisfreien Städten in Rheinland-Pfalz.“ So seien im Mittel der Jahre 2013 bis 2016 bei 8,9 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Landau Depressionen diagnostiziert worden, aber nur bei 3,9 Prozent im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Den größten Unterschied im Saarland gebe es zwischen dem Regionalverband Saarbrücken (7,5 Prozent) und dem Landkreis St. Wendel (5,3 Prozent).
Depressionen – ein Problem junger Großstädter?
Zudem scheinen 18-25-jährige Großstädter tendenziell öfter von Depressionen betroffen zu sein als Landbewohner. Unter den fünf rheinland-pfälzischen Orten mit den höchsten Anteilen von jungen, depressiven Erwachsenen befinden sich mit Landau, Ludwigshafen, Speyer, Koblenz und Kaiserslautern ausschließlich Städte. Unter den fünf Orten mit der geringsten Rate von depressiven 18- bis 25-Jährigen findet sich keine Stadt.
Barmer Landesgeschäftsführerin Kleis fordert angesichts der Zunahme depressiver Erkrankungen bei jungen Erwachsenen mehr niederschwellige Angebote, die psychische Erkrankungen vermeiden und junge Erwachsene erreichen, bei denen Depressionen schon ausgebrochen sind: „Ein großes Potenzial beim Kampf gegen Depressionen haben Online-Angebote. Deshalb hat die Barmer das von der Weltgesundheitsorganisation unterstützte Projekt StudiCare aufgelegt.“ Darin würden Maßnahmen für Studierende in Deutschland entwickelt und erforscht, wie von Depressionen Betroffene frühzeitig erreicht werden.
Laut Kleis biete die Barmer mit PRO MIND als erste Krankenkasse ein Online-Training an, mit dem nachweislich Depressionen erfolgreich verhindert werden könnten: „PRO MIND ist gedacht für Menschen mit leichten psychischen Beschwerden und soll eine Therapie nicht ersetzen. Das Training ist ein Angebot, das genutzt werden kann, wenn die Beschwerden noch nicht so ausgeprägt sind, dass eine Psychotherapie nötig ist.“ Hausärzten käme eine wichtige Lotsenfunktion zu bei der Frage, ob der Gang zum Psychotherapeuten ratsam sei.