Bluttransfusionen kommen in rheinland-pfälzischen und saarländischen Kliniken bei planbaren Operationen zu oft zum Einsatz und gefährden so unnötig die Gesundheit von Patienten. Zu diesem Ergebnis kommt der Krankenhausreport der Barmer, den Wissenschaftler vom RWI erstellt haben. Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland, sagt: „Blut ist eine kostbare Ressource. Durch die Alterung der Gesellschaft steigt die Zahl der Operationen, bei denen Spenderblut benötigt wird.“ Zugleich sinke die Zahl potenzieller Spender, denn aus medizinischen Gründen sei Blutspenden nicht bis ins hohe Alter möglich.
Im Jahr 2017 erhielten laut Krankenhausreport 6,6 Prozent der Klinikpatienten mit Wohnsitz in Rheinland-Pfalz bei ihrer Operation eine Bluttransfusion. Im Saarland waren es 6,4 Prozent. Im Vergleich aller Bundesländer liegt Rheinland-Pfalz auf Platz sieben und das Saarland auf Platz fünf. Die niedrigste Patientenrate mit Bluttransfusionen bei Operationen im Krankenhaus weisen Bayern (6,1 Prozent) und Baden-Württemberg (6,3 Prozent) aus, die höchste Mecklenburg-Vorpommern (7,7 Prozent) und Sachsen (7,3 Prozent). „Die Bundesländer-Unterschiede entstehen womöglich durch die Häufigkeit, mit der blutsparenden Operationstechniken zum Einsatz kommen, oder durch verschiedene Grenzwerte, ab wann Bluttransfusionen verabreicht werden“, sagt Kleis.
Deutschland mit internationalem Spitzenplatz bei Bluttransfusionen
Laut Weltgesundheitsorganisation finden in Deutschland weltweit die meisten Bluttransfusionen pro Kopf statt. Allerdings sind Bluttransfusionen mit gesundheitlichen Risiken verbunden. „Jede Bluttransfusion belastet das Immunsystem und kann zu Lungenschwäche oder der Übertragung unbekannter Viren und Bakterien führen. Die Zahl der Bluttransfusionen in Rheinland-Pfalz und im Saarland könnte gesenkt werden“, erklärt Barmer-Landesgeschäftsführerin Kleis. Unnötige Bluttransfusionen ließen sich vermeiden durch ein spezielles Behandlungskonzept in Kliniken, das sogenannte „Patient Blood Management“ (PBM). Das Konzept komme aber an zu wenigen rheinland-pfälzischen und saarländischen Kliniken zum Einsatz.
Das PBM besteht aus über 100 Einzelmaßnahmen, die auf die Stärkung körpereigener Blutreserven vor Operationen, die Minimierung des Blutverlusts bei operativen Eingriffen und den rationalen Einsatz von Blutkonserven abzielen. So wird der Patient bei der Anwendung des PBM in der Klinik zunächst auf Blutarmut untersucht und gegebenenfalls erst dagegen behandelt vor einer Operation. Auch blutsparende chirurgische Techniken oder der Einsatz kleinerer Entnahmeröhrchen für Blutproben sind Teil des PBM. „In Deutschland sind viele Kliniken, die PBM anwenden, im PBM-Netzwerk organisiert. Das Netzwerk sichert die Qualität der PBM-Maßnahmen und unterstützt Kliniken bei der Einführung des PBM-Konzepts“, erläutert Kleis.
Kliniken sollen ihren PBM-Status offenlegen
Nach den Worten der Barmer-Landesgeschäftsführerin gibt es zwar ärztliche Richtlinien, die einen sparsamen Umgang mit Blutkonserven anmahnen, diese sind aber weniger konkret und umfangreich als die vom Deutschen PBM-Netzwerk empfohlenen Maßnahmen. Die Mitgliedschaft in dem Netzwerk ist kostenfrei und freiwillig. In Rheinland-Pfalz gehören fünf Kliniken dem Netzwerk an. Im Saarland sind es zwei. „Manche Kliniken dokumentieren die Anwendung von PBM dadurch, dass sie dem PBM-Netzwerk beigetreten sind. Andere nutzen zwar PBM, dokumentieren dies aber nicht nach außen. Wir appellieren an die rheinland-pfälzischen und saarländischen Kliniken, PBM möglichst umfassend anzuwenden und diese Information den Patienten zugänglich zu machen“, sagt Kleis.
Die Auswertungen für den Krankenhausreport zeigen, dass PBM vor allem den Millionen Menschen in Deutschland mit Blutarmut helfen kann. Der Report zeigt auf, dass Patienten mit einer unbehandelten Blutarmut nach einer Operation im Krankenhaus schlechtere Behandlungsergebnisse aufweisen und bei bestimmten Eingriffen auch eine höhere Sterblichkeitsrate. Auch ist ihre Verweildauer im Krankenhaus erhöht. „Planbare Operationen sollten möglichst nur noch nach einer Behandlung der Blutarmut erfolgen. PBM kann laut Krankenhausreport die Zahl der Bluttransfusionen verringern, ohne dass es dabei negative Auswirkungen auf andere Behandlungsergebnisse gibt“, erklärt Kleis.