Mainz, 30. Juni 2017 - In Rheinland-Pfalz und im Saarland leiden junge Erwachsene besonders oft unter Kopfschmerzen. Das zeigt der Arztreport der Barmer, der sich auf Daten aus dem Jahr 2015 stützt. Demnach erhielten von den 18- bis 27-Jährigen in Rheinland-Pfalz 14,5 Prozent und im Saarland 13,4 Prozent eine Kopfschmerzdiagnose von ihrem Arzt. Über alle Altersgruppen hinweg war dies bei nur 9,4 Prozent der Rheinland-Pfälzer und 9,0 Prozent der Saarländer der Fall. „Die Zahlen könnten ein Indiz für einen besonders hohen Leistungsdruck bei Jüngeren sein“, sagt Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Junge Frauen (18,7 Prozent) in Rheinland-Pfalz erhalten deutlich öfter Kopfschmerzdiagnosen als junge Männer (10,6 Prozent). Auffällig sind aber auch die Unterschiede zwischen den rheinland-pfälzischen Landkreisen und kreisfreien Städten. Während im Landkreis Vulkaneifel mit 10,6 Prozent die wenigsten Kopfschmerzfälle unter jungen Erwachsenen dokumentiert wurden, lagen sie in Zweibrücken mit 19,4 Prozent deutlich darüber. Unterschiede gibt es auch im Saarland. Während im Landkreis Merzig-Wadern mit 12,2 Prozent die wenigsten Kopfschmerzfälle unter jungen Erwachsenen dokumentiert wurden, lagen sie im Landkreis Neunkirchen bei 14,8 Prozent.
„Kopfschmerzen sind eines der häufigsten Volksleiden“
Unterschiede zeigt auch die Betrachtung über alle Altersgruppen hinweg in Rheinland-Pfalz. Während im Landkreis Vulkaneifel nur 8,0 Prozent der Einwohner eine Kopfschmerz-Diagnose erhielten, waren es zum Beispiel im Landkreis Kusel 12,0 Prozent. Geringere Unterschiede zeigt die Betrachtung über alle Altersgruppen hinweg im Saarland. Während im Landkreis Saarlouis nur 8,6 Prozent der Einwohner eine Kopfschmerz-Diagnose erhielten, waren es im Regionalverband Saarbrücken 9,1 Prozent.
Insgesamt haben rund 380.000 Rheinland-Pfälzer und rund 89.000 Saarländer im Jahr 2015 eine Kopfschmerzdiagnose erhalten. 69.000 von ihnen in Rheinland-Pfalz und 15.000 von ihnen im Saarland waren zwischen 18 und 27 Jahre alt. „Die Dunkelziffer der von Kopfschmerzen Betroffenen dürfte höher liegen“, vermutet Kleis. Kopfschmerzen seien eines der häufigsten Volksleiden.
Junge Erwachsene leiden selten an Migräne
Eine besondere Form des Kopfschmerzes ist die Migräne. Sie zeichnet sich durch pochende und pulsierende Schmerzen aus, die mit Übelkeit und Erbrechen sowie einer Überempfindlichkeit gegen Licht und Lärm einhergehen. In keinem anderen Bundesland leiden anteilig weniger Menschen an Migräne als im Saarland. Nur 4,2 Prozent der Saarländer sind von Migräne betroffen. Das sind rund 42.000 Menschen. Auch in Rheinland-Pfalz leiden vergleichsweise wenige Menschen unter Migräne. „Nur im Saarland und in Bremen gibt es weniger Menschen, die von ihrem Arzt die Diagnose Migräne erhalten“, sagt Kleis. 4,3 Prozent der Rheinland-Pfälzer sind von Migräne betroffen. Das sind rund 173.000 Menschen.
Ein ähnliches Bild zeigt sich mit Blick auf die jungen Erwachsenen in Rheinland-Pfalz. Nur bei 6,0 Prozent von ihnen wurde die Diagnose Migräne im Jahr 2015 gestellt. Das sind rund 29.000 junge Menschen mit Migräne in dem Bundesland. Damit liegt Rheinland-Pfalz beim Anteil der jungen Erwachsenen mit Migränediagnose knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 6,1 Prozent und auf Platz elf im Vergleich aller Bundesländer. Im Saarland wurde bei 6,1 Prozent der 18- bis 27-Jährigen die Diagnose Migräne im Jahr 2015 gestellt. Das sind rund 6.800 junge Menschen.
Migränemittelverordnungen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland
Beim Bevölkerungsanteil, dem ein Migränemittel verordnet wurde, liegt das Saarland im Ländervergleich mit 0,9 Prozent auf Platz dem letzten Platz. Das sind rund 8.600 Saarländer. Von den jungen Saarländern zwischen 18 und 27 Jahren bekamen 1,2 Prozent im Jahr 2015 ein Migränemittel verordnet. Das sind rund 1.300 Personen. Geringe Unterschiede offenbart die Betrachtung der Landkreise und Städte im Saarland. Während im Rheinpfalz-Kreis 0,9 Prozent der Bevölkerung ein Migränemittel verordnet wurden, waren es Landkreis Saarlouis 0,8.
In Rheinland-Pfalz haben rund 37.000 Menschen ein Migränemittel verschrieben bekommen. Von den jungen Rheinland-Pfälzern zwischen 18 und 27 Jahren bekamen 1,1 Prozent im Jahr 2015 ein Migränemittel verordnet. Das sind rund 5.200 Personen. Größere Unterschiede als im Saarland offenbart die Betrachtung der Landkreise und Städte in Rheinland-Pfalz. Während in Frankenthal 1,1 Prozent der Bevölkerung ein Migränemittel verordnet wurden, waren es in Mainz nur 0,7 Prozent.
Vorsicht bei der Einnahme von Migränemitteln
Als Migränemittel wurden fast ausschließlich Mittel aus der Substanzgruppe der Triptane verordnet. Sie gelten als Wundermittel für Migräne-Patienten, können aber unerfreuliche Nebenwirkungen haben, nämlich Kopfschmerzen. Barmer Landesgeschäftsführerin Kleis mahnt: „Kommen Kopfschmerz- und Migränemittel richtig zum Einsatz, sind sie eine wichtige Hilfe. Aber die Dosis macht das Gift.“ Wer immer wieder zu Medikamenten greife, um Kopfschmerzen loszuwerden, lande im schlimmsten Fall in einem Teufelskreislauf aus Tablettenkonsum und Dauerkopfschmerzen. „Die Betroffenen sitzen dann oft in einer Pillenfalle“, erläutert Kleis.
Zu bevorzugen sei Kopfschmerzprävention. Teils könne schon regelmäßiger Sport zumindest Linderung verschaffen. Die Barmer unterstütze die Aktion „KopfHoch!“, die sich an Studierende richtet und Kopfschmerzattacken deutlich mindern soll. Kleis erklärt: „Erfolgsversprechend ist auch die von der Barmer geförderte Migräne- und Kopfschmerz-App M-Sense. Sie analysiert den Verlauf von Migräne und Spannungskopfschmerz. Das kann dem behandelnden Arzt eine wichtige Hilfe bei der Therapie sein.“