Die Digitalisierung durchdringt sämtliche Lebensbereiche – auch von Pflegenden und Pflegebedürftigen. In einer Befragung der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) unter Pflegekräften gaben 87 Prozent an, dem Einsatz moderner Technik in ihrem Berufsalltag aufgeschlossen gegenüber zu stehen. Wie können Roboter bei der Pflege entlasten? Wo sind ihnen ethische Grenzen gesetzt? Um diese Fragen ging es kürzlich bei der Veranstaltung „Digitalisierung in der Pflege“, zu der die Barmer nach Düsseldorf einlud. Ein Gast zog dabei besonders viel Aufmerksamkeit auf sich: Der humanoide Roboter Pepper.
Pepper macht sich nicht die Hände schmutzig
Mit piepsiger Stimme, großen Kulleraugen und einem schelmischen Lächeln unterhält der 1,20 Meter große Roboter pflegebedürftige Menschen. Er animiert zum Tanzen, erklärt Bewegungsspiele und stimmt beliebte Schlager an. Seit eineinhalb Jahren ist der Roboter in Pflege- und Altenheimen sowie Kliniken im Einsatz. Hans-Werner Hüwel, Bereichsleiter Pflege und Gesundheit bei der Caritas in Paderborn, berichtete zwar von positiven Reaktionen auf den Roboter. „Aber Pepper erledigt keine unangenehmen Aufgaben und macht sich nicht die Hände schmutzig.“ Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, sträubte sich gegen den Begriff „Pflegeroboter“: „Ein Roboter übernimmt nicht alle Aufgaben einer Pflegeperson.“ Auch Dr. Rainer Wieching (Universität Siegen) betonte: „Roboter ersetzen keine Pflegekräfte oder Angehörige. Sie sind aber durchaus in der Lage, Freiräume für mehr menschliche Nähe zu schaffen.“
Alarmierende Zahlen im Barmer Pflegereport
Momentan gibt es in NRW ca. 723.100 Pflegebedürftige, etwa 74 Prozent von ihnen leben zuhause. Rund 590.000 pflegende Angehörige kümmern sich um mehr als eine halbe Million Menschen. Laut dem Barmer Pflegereport stehen bereits jetzt mehr als 44.000 pflegende Angehörige in NRW kurz davor, die Pflege aufzugeben. Bis zu zwölf Stunden täglich versorgen sie ihre Eltern, Partner oder pflegebedürftigen Kinder. Die Folge: Sie haben Existenzängste und leiden im Vergleich zu Nicht-Pflegenden mehr an Depressionen, Rückenbeschwerden sowie Belastungsstörungen. Rund 38.800 Angehörige möchten nur noch mit mehr Hilfe pflegen, etwa 5.800 wollen dies keinesfalls länger tun.