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NACHGEFRAGT UND AUF DEN PUNKT: Schulterverletzungen

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Dr. Kai-Axel Witt, niedergelassener Facharzt für Orthopädie in Münster

Welche Schulterverletzungen kommen am häufigsten vor?

Die Schulter ist ein komplexes Gelenk mit vielen schmerzleitenden Fasern. Patienten leiden besonders nachts unter Schmerzen, beim Umdrehen, aber auch beim normalen Liegen. Bei älteren Menschen stecken häufig Verschleißerscheinungen dahinter. Ein Großteil unserer Patienten sind aber auch junge Männer, die sich beim Sport die Schulter ausgekugelt haben. Typische Sportverletzungen sind außerdem Sehnen- und Muskelrisse im Bereich der Rotatorenmanschette oder Schultereckgelenksprengungen, die bei Stürzen vom Rad oder beim Skifahren passieren. Trotzdem ist gerade Sport wichtig, um Verletzungen vorzubeugen. Neben Ausdauer ist Krafttraining wichtig. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen, denn bereits ab dem 24. Lebensjahr baut der Körper ohne Training Muskulatur ab.

Wie lange dauert eine Schulterverletzung?

Durchschnittlich sind Menschen wegen Schulterproblemen sechs bis zwölf Wochen krankgeschrieben. Die meisten Patienten haben bereits eine lange orthopädische und schmerztherapeutische Behandlung von bis zu sechs Monaten hinter sich, bevor sie zu einem Spezialisten gehen. Oft hoffen sie, dass eine Operation ihnen hilft. Wichtig zu wissen ist aber: Ohne eine stabile Muskulatur und funktionierende Nebengelenke kann die Schulter ihre Aufgabe nicht leisten. Schäden entstehen meist durch schlechte Haltung, langes und häufiges Sitzen sowie wenig Bewegung. Diese jahrelangen Versäumnisse können nicht von einem Tag zum anderen aufgearbeitet werden. Eine Operation ist deshalb nicht immer die beste Lösung. Häufig sind konservative Methoden sind vorzuziehen. Dazu gehören etwa entzündungshemmende Medikamente, physikalische Therapie und Krankengymnastik. Das dauert natürlich, doch auch nach einer OP ist die Nachbehandlung aufwendig und langwierig - sie dauert zwischen sechs Wochen und neun Monaten.

Wie wird Ihrer Erfahrung nach bei Schulterverletzungen verfahren?

Bei fortgeschrittenen Arthrosen, oder beispielsweise Sehnenrissen ist die Operation die einzig sinnvolle Option. Es muss dann aber die richtige Operation gefunden werden, die auch technisch richtig durchgeführt werden muss. Bei anderen Beschwerden entscheiden sich viele Patienten zu schnell für eine Operation. Wenn das Problem gar nicht in der Schulter selbst, sondern zum Beispiel in der Halswirbelsäule liegt, hilft auch eine OP nicht. Außerdem bleiben auch nach einer Operation häufig Beschwerden zurück: Im Gegensatz zur gesunden Schulter ist die geheilte im Idealfall nur bis zu 80 Prozent wieder belastbar. Ich rate Patienten dazu, sich vor einer Operation umfassend zu informieren und die Meinung eines Spezialisten einzuholen.

Neues Angebot zur Zweitmeinung: Schulterspezialisten beraten

Komplexe Verletzungen stellen Patienten oftmals vor die Entscheidung, sich operieren zu lassen. Allerdings ist eine OP nicht zwangsläufig das Mittel der Wahl, weil alternative Behandlungen zur Verfügung stehen. Ein zweiter, unabhängiger Blick gibt Sicherheit und kann helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Die Barmer GEK NRW vermittelt daher Versicherte bei bevorstehenden Schulter-Operationen an Experten für eine Zweitmeinung.