Im Januar startet unter der Konsortialführung des Instituts für Allgemeinmedizin (ifam) Essen ein Forschungsprojekt, das die künftige Versorgung durch hausärztliche Teampraxen zum Thema hat: „PAAM – Physician Assistants meet Allgemeinmedizin“. Das multizentrische Projekt wird durch den Innovationsfonds mit fast sieben Millionen Euro gefördert und möchte in einer Studie überprüfen, ob und wie der akademisierte Gesundheitsberuf des Physician Assistant (PA) im Rahmen der Delegation und Kooperation ärztliche Aufgaben übernehmen kann, um Ärzte zu entlasten, Patienten eigenständig zu behandeln und somit einen Beitrag zur zukünftigen Versorgung der Bevölkerung zu leisten.
Die Zusammenarbeit von Ärzten mit anderen akademisierten Gesundheitsberufen soll dabei Teil der Lösung sein, den wachsenden medizinischen Bedarf der Bevölkerung bei rückläufiger Anzahl an Ärzten zu gewährleisten, gerade in ländlichen und strukturschwachen Regionen. „Im Erfolgsfall zeigt die neue Versorgungsform, wie etablierte Aufgabenteilungen und Rollenverständnisse durch die Integration von PA in Richtung interprofessioneller und kooperativer Teampraxen umgestaltet werden können“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer, die als Konsortialpartner am Projekt beteiligt ist.
Das Berufsbild des PA ist in der deutschen Öffentlichkeit zwar noch wenig bekannt, wird jedoch von Fachleuten zunehmend als wichtige Ergänzung in der medizinischen Versorgung wahrgenommen. PAs durchlaufen einen sechs- bis achtsemestrigen medizinnahen Bachelorstudiengang und übernehmen delegierbare ärztliche Aufgaben, was sie zu wertvollen Unterstützern insbesondere in Zeiten eines fortschreitenden Fachkräftemangels macht. Bisher sind die meisten PAs im klinischen Sektor tätig, allerdings konnten in einigen Best-Practice-Praxen bereits vielversprechende Erfahrungen bei der Implementierung dieses Berufsbildes in der ambulanten Hausarztpraxis gesammelt werden.
Im Projekt soll nun innerhalb der Laufzeit von 45 Monaten im Rahmen einer groß angelegten Interventionsstudie in insgesamt 24 Interventions- und 28 Kontrollpraxen in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein untersucht werden, welchen Beitrag PAs in der hausärztlichen Versorgung leisten können. Dabei werden primär Patientensicherheit und Versorgungsqualität geprüft, daneben sollen auch Auswirkungen auf Versorgungskapazitäten, Arzt- und Patientenzufriedenheit und Effizienz evaluiert werden. Die Ergebnisse dieses Projekts werden Hinweise darauf geben, wo die Potenziale von PAs in der hausärztlichen Versorgung liegen und wie ihre Rolle in diesem Setting in Zukunft weiter auszugestalten ist.
Konsortialführung:
Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Essen
Konsortialpartner
Abteilung für Allgemeinmedizin (AMRUB), Ruhr- Universität Bochum (RUB); Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (AMIB), RUB;; AOK Bundesverband GbR, Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO); BARMER; Deutsche Gesellschaft für Physician Assistants e.V.; Deutscher Hochschulverband Physician Assistant (DHPA) e.V.; Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH (EsFoMed); Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Düsseldorf; Institut für Allgemeinmedizin u. amb. Gesundheitsversorgung (IAMAG), Universität Witten/Herdecke; Institut für Staatsrecht, Universität zu Köln; Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen; Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung.
Kooperationspartner:
Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.; EU|FH Hochschule für Gesundheit, Soziales und Pädagogik; Fliedner Fachhochschule (FFH), Düsseldorf; Forschungsstelle Medienrecht, TH Köln; Institut für Ärztliche Qualität Schleswig-Holstein gGmbH; Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL); Verband medizinischer Fachberufe e.V.