In vielen Regionen Nordrhein-Westfalens ist Pflege längst nicht mehr nur Familiensache, wie der Barmer GEK Pflegereport 2016 zeigt. Während im Landkreis Aachen die meisten Pflegebedürftigen (rund 43 Prozent) von Angehörigen versorgt werden, sind es in Münster mit 19,69 Prozent die wenigsten. „Zwar bestimmt die Höhe des Einkommens, welche Form der Pflege man sich leisten kann. Aber die Situation im Ruhrgebiet verdeutlicht, dass dies als regionaler Faktor allein nicht ausschlaggebend ist“, betont Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in NRW.
So werden in Duisburg 40,18 Prozent der Pflegebedürftigen von Angehörigen betreut, im nahe gelegenen Mülheim und in Dortmund dagegen 31,51 bzw. 29,87 Prozent. „Vielmehr spielen auch familiäre Netzwerke dabei eine Rolle, ob Familien die Pflege zuhause bewältigen können oder überhaupt wollen“, erläutert Beckmann.
Ambulante Pflegedienste sind unterschiedlich oft gefragt
Wenn Angehörige die Betreuung nicht oder nur teils übernehmen, kommen ambulante Pflegedienste zum Einsatz. Der Anteil an Pflegebedürftigen, die professionell gepflegt werden, ist in Gütersloh (43,78 Prozent), den Kreisen Borken (42,05 Prozent) und Steinfurt (41,47 Prozent) am größten. Am wenigsten gefragt sind Pflegedienste im Rhein-Kreis Neuss (27,91 Prozent), Kreis Heinsberg (29,21 Prozent) und in Hagen (30,94 Prozent).
„Doch ein geringer Anteil an Familienpflege führt nicht zwangsläufig zum höheren Prozentsatz professionell versorgter Menschen“, sagt Beckmann. Beispielsweise kümmerten sich in Münster ambulante Pfleger um 34,56 Prozent der Pflegebedürftigen – trotz niedriger Familienpflege-Quote.
"Höchste Zeit für mehr Unterstützung pflegender Angehörige"
"Damit Pflege innerhalb der Familie dauerhaft funktionieren kann, müssen wir die Angehörigen noch mehr stärken", unterstreicht Beckmann. Dafür
seien flächendeckende Strukturen, beispielsweise in Form von speziellen Kompaktseminaren für Angehörige, und das Engagement aller Pflegekassen gefordert. Ein stabiles Netzwerk aus Familie und Freunden reduziere auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Menschen in einem Heim gepflegt werden.
So fällt der Anteil an Münsteranern, die in Pflegeheimen untergebracht sind, NRW-weit am höchsten aus (40,33 Prozent). Ebenfalls hoch ist der Anteil an stationär betreuten Pflegebedürftigen im Kreis Paderborn (35,89 Prozent) und in Hamm (35,39 Prozent). Die wenigsten Pflegebedürftigen leben in den Kreisen Olpe (21,89 Prozent), Aachen (22,69 Prozent) und Viersen (23,60 Prozent) im Pflegeheim.
Stationäre Pflege – Münster und Kreis Olpe stechen heraus
Auffällig ist hingegen, dass der Anteil der Menschen, die in Münster in Pflegeheimen untergebracht sind, NRW-weit am höchsten ausfällt (40,33 Prozent). Ebenfalls hoch ist der Anteil stationär betreuter Pflegebedürftige im Kreis Paderborn (35,89 Prozent) und in Hamm (35,39 Prozent). Die wenigsten Pflegebedürftigen leben in den Kreisen Olpe (21,89 Prozent), Aachen (22,69 Prozent) und Viersen (23,60 Prozent) im Pflegeheim.
Insgesamt ist die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in NRW seit 2011 um elf Prozent gestiegen. Beckmann: "Bis zum Jahr 2060 erwarten wir sogar eine Zunahme um mehr als 60 Prozent. Dabei soll der Anteil pflegebedürftiger Männer voraussichtlich um 64 Prozent steigen. Bei den Frauen werden es 58 Prozent mehr sein."