Donnerstags geht Kerstin Döller besonders gern zur Arbeit. Dann kocht die Pädagogin mit einer Gruppe von etwa zehn Kindern in der schuleigenen Küche an der Lindenbornschule in Köln.
„Es ist toll zu sehen, mit welch‘ großer Begeisterung die Kinder am Herd stehen und eigene Gerichte zubereiten,“ sagt Döller. Sie ist eine von rund 3.300 Genussbotschaftern in Nordrhein-Westfalen. Im vergangenen Jahr besuchte sie dafür eine eintägige Fortbildung der bundesweit größten Ernährungsinitiative Ich kann kochen!. „Seitdem bringe ich als Genussbotschafterin den Schülern die Grundlagen ausgewogener Ernährung bei und zeige ihnen, wie man etwas Gesundes zubereitet. Nahezu alle Kinder kochen gerne mit und sind mit viel Neugier bei der Sache“, freut sich die Pädagogin.
Die meisten Genussbotschafter gibt es in NRW
Schätzungsweise 80.000 Kinder in NRW profitieren von der Initiative seit deren Gründung im Jahr 2016. „Jede fünfte Kita und jede zehnte Grundschule in NRW nimmt bereits an Ich kann kochen! teil. An den bisherigen Erfolg möchten wir anknüpfen und 2019 mindestens 1.700 weitere Genussbotschafter in NRW fortbilden“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer. Bundesweit gebe es inzwischen ca. 13.800 Genussbotschafter, allerdings in keinem anderen Bundesland annähernd so viele wie in NRW.
Ernährungsbedingte Krankheiten nehmen zu
Verschiedene Studien belegen, dass sich immer weniger Kinder mit frischen Lebensmitteln und ausgewogener Ernährung auskennen. Gleichzeitig bringen Familien seltener ein selbst zubereitetes Essen auf den Tisch als früher. Alltagswissen rund um das Kochen geht so verloren und ernährungsbedingte Krankheiten bei Kindern nehmen kontinuierlich zu. Zusammen wollen die Barmer und die Sarah Wiener Stiftung diesem Trend entgegenwirken.
Selbstgemachtes Apfelmus und Kürbissuppe hoch im Kurs
„Wenn die Genussbotschafter mit den Mädchen und Jungen Apfelsorten verkosten oder das Gemüse für die Lieblingspizza selber schnippeln, wird Ernährung für sie ein besonderes und zugleich alltägliches Erlebnis. Als Vorbild und Vertrauensperson geben sie den Kindern etwas unglaublich Wichtiges mit auf den Weg: Verantwortungsbewusstsein für den eigenen Körper“, erklärt Köchin und Stiftungsgründerin Sarah Wiener. Bei den Schülern stehen einfache Gerichte hoch im Kurs. „Das Essen muss weder exotisch, noch aufwendig sein. Selbstgemachtes Apfelmus und Kürbissuppe schmecken den Kindern besonders gut“, verrät Döller. Auch die anfängliche Sorge der Pädagogin, dass die jungen Nachwuchsköche nicht mit scharfen Messern umgehen und sich verletzten könnten, war unbegründet.
Unterstützung über Fortbildungen und Onlineportal
In den eintägigen Ich kann kochen!-Fortbildungen erlernen Lehrer, Erzieher und Sozialpädagogen zuerst die Grundlagen des Kochens mit Kindern. Über das Onlineportal können die Teilnehmer später begleitende Bildungsmaterialien wie einen Einsteiger-Kochkurs, saisonale Rezepte und Tipps zur Umsetzung der Inhalte in der pädagogischen Praxis abrufen. Die Fortbildungen und alle Materialien sind kostenfrei. Außerdem bekommen teilnehmende Einrichtungen von der Barmer eine finanzielle Förderung von bis zu 500 Euro für den Einkauf von Lebensmitteln.