Die Fehlzeiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen sind im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Nach dem Rekordjahr 2022, in dem die Beschäftigten in NRW im Schnitt an 22,6 Tagen krankgeschrieben waren, stieg die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) 2023 auf 23,2. „2022 wurde der Rekordwert vor allem deshalb erreicht, weil die Fehlzeiten wegen Atemwegserkrankungen nach Aufhebung der Corona-Beschränkungen sprunghaft angestiegen waren“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. „Dass wir 2023 nun erneut Fehlzeiten auf diesem hohen Niveau haben, ist besorgniserregend – zum einen mit Blick auf die Betroffenen selbst, zum anderen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diese Fehlzeiten in den Unternehmen abfedern müssen.“
Die Hauptursache dafür, dass die Fehlzeiten in NRW erneut ein Rekordniveau erreicht haben, sind laut Barmer-Gesundheitsreport die psychischen Erkrankungen. Im Schnitt waren die Beschäftigten im bevölkerungsreichsten Bundesland an 4,9 Tagen wegen psychischer Belastungen arbeitsunfähig. Im Vergleich zu 2022 mit 4,4 AU-Tagen bedeutet dies einen Anstieg um rund elf Prozent. „Die Fehlzeiten wegen der psychischen Erkrankungen steigen seit Jahren stetig an. Wachsender Stress und Druck im beruflichen Alltag können eine Ursache sein, ebenso die Folgen des Fachkräftemangels“, so Rodrigues. Die Beteiligten des Gesundheitssystems, aber auch die Unternehmerinnen und Unternehmer seien gefragt, um den psychischen Problemen bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern präventiv entgegenzuwirken. „Ein Mittel sollte ein Betriebliches Gesundheitsmanagement sein, wie es unter anderem die gesetzlichen Krankenkassen anbieten“, ergänzt der Landeschef der Barmer.
Weiterhin auf einem hohen Niveau waren 2023 die Fehlzeiten wegen Erkrankungen des Atmungssystems. Nach dem Rekordjahr 2022 mit 4,6 AU-Tagen pro Beschäftigtem verzeichnete die Barmer im vergangenen Jahr mit 4,5 AU-Tagen nur einen leichten Rückgang. Auch bei den Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems gab es kaum Veränderungen. Wegen Rücken- und Gelenkerkrankungen waren die Beschäftigten in NRW 2023 durchschnittlich an 4,1 Tagen arbeitsunfähig (2022: vier Tage).
Wie schon in den Vorjahren sind die Belastungen bei den Mitarbeitenden in der Altenpflege laut Barmer-Analyse besonders hoch. In Nordrhein-Westfalen waren Beschäftigte dieser Berufsgruppe 2023 durchschnittlich an 41,5 Tagen und damit zwei Tage länger als 2022 arbeitsunfähig. 10,3 AU-Tage der Pflegenden entfielen 2023 auf psychische Belastungen – 2022 waren es 9,8 AU-Tage. „Die langen Fehlzeiten verschärfen den bereits vorhandenen Fachkräftemangel. Der Anstieg der Zahlen sollte erneut ein Beleg dafür sein, dass dieses Berufsfeld dringend strukturelle Veränderungen braucht“, sagt João Rodrigues. Um den Beruf attraktiver zu machen und Fachkräfte zu gewinnen, will die Bundesregierung im Rahmen des Pflegekompetenzgesetzes Veränderungen auf den Weg bringen. Die Grundsatzentscheidung, qualifizierten Pflegefachkräften mehr Befugnisse zu übertragen, könne ein wichtiger Schritt sein, um die Versorgung Pflegebedürftiger zu sichern, so Rodrigues. Die vorhandenen Fachkräfteressourcen könnten so zielgerichteter und effizienter zum Einsatz kommen.
Der Gesundheitsreport basiert auf den Daten von bundesweit rund 3,7 Millionen Erwerbstätigen, die bei der Barmer versichert sind. Dazu zählen rund 900.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwischen 15 und 64 Jahren aus NRW.
Zu den interaktiven Grafiken des Gesundheitsreports: www.bifg.de/publikationen/reporte/gesundheitsreport