Liebe Leserinnen und Leser,
2024 geht zu Ende und hinter uns liegt ein Jahr mit immensen Kraftanstrengungen. Im Schatten der besorgniserregenden politischen Weltlage mit dem immer noch andauernden brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, dem bevorstehenden Machtwechsel in den USA und dem Ampel-Aus in Berlin sind die Herausforderungen im Gesundheitswesen nicht kleiner geworden. Und auch 2025 wird uns mit der dringend notwendigen Umsetzung der Krankenhausreform in NRW und im Bund fordern. Das neue Jahr bietet für die Verbesserung der Versorgung unserer Versicherten aber auch große Chancen. Die wohl größte liegt meines Erachtens in der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA).
Was am 15. Januar in den Modellregionen Nordrhein, Westfalen-Lippe, Hamburg und Franken starten und anschließend bundesweit ausgerollt wird, kann eine echte Initialzündung für den Fortschritt eines digitalen Gesundheitssystems sein. Gemeinsam mit den anderen Krankenkassen in Deutschland stehen wir als Barmer bereit, um diesen Prozess zu begleiten und die ePA als Instrument zur Verbesserung der Versorgung unserer Versicherten zu etablieren.
Aber was bringt die ePA denn nun den Patientinnen und Patienten? Das bin ich in den vergangenen Wochen – unter anderem bei den Essen-Kettwiger-Gesprächen – immer wieder gefragt worden. An erster Stelle ist hier zu nennen, dass die ePA für einen besseren Überblick sorgen wird – sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte. In der digitalen Akte wird die Behandlungshistorie mit Medikamenten, Diagnosen, Klinikaufenthalten und Co. auf einen Blick sichtbar. Fehler in der Medikation können einfacher vermieden werden – die Sicherheit der Patientinnen und Patienten wird sich erhöhen.
Auch im Bereich der Prävention kann die elektronische Patientenakte eine Schlüsselrolle einnehmen: zum Beispiel beim Thema Impfen. Dies wird durch den jüngsten Arzneimittelreport der Barmer deutlich. Hier wurde festgestellt, dass die Impfquote bei Mädchen und Jungen gegen das krebsverursachende Humane Papillomvirus (HPV) viel zu gering ist. Dies liegt wohl schlicht und einfach daran, dass diese Impfung für Kinder ab neun Jahren vergessen wird beziehungsweise bei den Eltern ein Informationsdefizit zur Bedeutung der Impfung besteht. Ein digitaler Impfplaner innerhalb der ePA könnte dies verhindern. Auf den Arzneimittelreport gehen wir in dieser Ausgabe des Newsletters näher ein.
Um die elektronische Patientenakte zu einem Erfolgsmodell werden zu lassen, sind wir alle im Gesundheitssystem gefordert. Eine große Akzeptanz bei Behandlerinnen und Behandlern sowie bei Patientinnen und Patienten ist für den Erfolg der ePA unerlässlich. Im Rahmen dieser Überzeugungsarbeit müssen wir die Vorteile herausstellen und gleichzeitig deutlich machen, dass niemand zur ePA gezwungen wird. Gegen die Nutzung der ePA kann Widerspruch eingelegt werden – darüber haben wir unsere 8,6 Millionen Versicherten in den vergangenen Wochen und Monaten ausführlich informiert. Die gute Nachricht für den Erfolg der ePA: Bei der Widerspruchsquote liegen wir als Barmer ganz deutlich unter den von der Bundesregierung prognostizierten 20 Prozent.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen eine friedvolle und besinnliche Weihnachtszeit und alles Gute fürs neue Jahr. Wir sehen, hören und lesen uns in 2025.
João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der BARMER in Nordrhein-Westfalen