Liebe Leserinnen und Leser,
die gesundheitliche Versorgung in Nordrhein-Westfalen befindet sich an einem richtungsweisenden Punkt: Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) auf Bundesebene und der Krankenhausplan in NRW sind auf der Zielgeraden. Insbesondere im bevölkerungsreichsten Bundesland ist die Reform der Kliniklandschaft konkret – und wird mit Zusendung der Feststellungsbescheide an die Krankenhäuser 2025 umgesetzt. Beide Reformen sind von zentraler Bedeutung, um den Herausforderungen sowohl in der stationären als auch ambulanten Versorgung erfolgreich zu begegnen. Deshalb haben wir beide Sektoren vor ein paar Tagen beim „Düsseldorfer Dialog“ der Barmer-Landesvertretung in den Fokus gerückt.
Eine nachhaltige und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung erfordert eine sektorenübergreifende Herangehensweise. Nur durch eine bessere Verzahnung des stationären und ambulanten Bereichs können wir eine optimale und effiziente Versorgung unserer Versicherten gewährleisten. Ein unabdingbarer Schritt zum Aufbau dieser sektorenübergreifenden Strukturen ist die elektronische Patientenakte (ePA), die nun im Januar 2025 eingeführt wird. Durch die ePA wird die umfassende Vernetzung des deutschen Gesundheitssystems vorangetrieben. Die digitale Dokumentation kann Mehrfachuntersuchungen vermeiden und Fehlerquoten verringern. Als Barmer stehen wir bereit, um diesen bedeutenden Schritt in der Versorgung gemeinsam mit unseren Versicherten zu gehen.
Für eine sektorenübergreifende Versorgung ist eine tiefergehende Vernetzung aller Beteiligten über die Telematik-Infrastruktur von wesentlicher Bedeutung. Alle relevanten Akteure müssen schnellstmöglich an diese Struktur angeschlossen werden. Dann bietet die Digitalisierung vor allem in dünn besiedelten oder unterversorgten Regionen große Chancen. Die Telemedizin und der Einsatz von digitalen Lösungen werden die klassische ärztliche Versorgung keinesfalls ersetzen. Sie bieten jedoch ein enormes Unterstützungspotenzial, um eine hochwertige und flächendeckende medizinische Versorgung sicherzustellen.
Der Aufbau der sektorenübergreifenden Strukturen wird ohne Frage neue Anforderungen an das medizinische Personal stellen. Vernetztes Arbeiten zwischen Praxis, Krankenhaus und Pflegeeinrichtung erfordert interprofessionelles Arbeiten und die Koordination von Behandlungsprozessen. Vor dem Hintergrund der Alterung der Bevölkerung, der zunehmenden Komplexität von Erkrankungen sowie einer höheren Inanspruchnahme medizinischer Leistungen müssen die zum Teil knapp vorhandenen Fachkräfteressourcen zielgerichteter eingesetzt werden. Es braucht deshalb ein neues Rollenverständnis und eine neue Arbeitsteilung zwischen ärztlichen und nicht-ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In diesem Zusammenhang sollten zum Beispiel heilkundliche Tätigkeiten auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe übertragen werden.
Liebe Leserinnen und Leser, in dieser Ausgabe der STANDORTinfo gehen wir intensiv auf den Austausch zur sektorenübergreifenden Versorgung beim „Düsseldorfer Dialog“ ein. Außerdem werfen wir einen Blick auf ein Barmer-gefördertes Präventionsprojekt im Kreis Viersen. Auch die zahnärztliche und kieferorthopädische Versorgung von Kindern und Jugendlichen ist ein Thema dieser Ausgabe. Ich wünsche Ihnen eine spannende und informative Lektüre!
João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der BARMER in Nordrhein-Westfalen