Düsseldorf, 1. Februar 2017 - In Nordrhein-Westfalen gibt es große Unterschiede beim Medikamentenverbrauch, wie der Arzneimittelreport der Barmer zeigt. Die höchsten Ausgaben in NRW haben Kölner: Jeder Einwohner der Domstadt nimmt im Jahr verschreibungspflichtige Medikamente in Höhe von ca. 546 Euro ein. Am niedrigsten fallen die Kosten in Gütersloh aus (etwa 393 Euro). Allein mit dem Gesundheitszustand der Einwohner beider Städte ist der Kostenunterschied von ca. 153 Euro nicht zu erklären. „Häufig unterscheidet sich das ärztliche Verordnungsverhalten regional sehr. Mit Blick auf steigende Arzneimittelausgaben appellieren wir an eine verantwortungsvolle, aber auch wirtschaftlich sinnvolle Verordnung“, betont Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer.
Im Ländervergleich liegt NRW mit jährlich 480 Euro an Medikamentenkosten pro Einwohner im Mittelfeld. Außer Köln sind Leverkusen (ca. 539 Euro) und Bochum (ca. 537 Euro) hierzulande Spitzenreiter beim Arzneimittel-verbrauch. Deutlich unter dem NRW-Schnitt liegen Kleve und Wuppertal mit jährlichen Pro-Kopf Ausgaben von rund 423 Euro bzw. etwa 418 Euro.
Biologika sind Kostentreiber
Auswirkungen auf die Versorgungskosten haben vor allem hochpreisige Biologika. Diese biotechnologisch hergestellten Arzneimittel werden immer häufiger verordnet. Die Kosten sind in den letzten Jahren überproportional zur Anzahl behandelter Patienten gestiegen. Durch ein Umdenken in der Praxis ließen sich mit dem Einsatz von Biosimilars, Kopien der teuren Biologika mit mindestens gleich hoher Qualität, unnötige Kosten vermeiden. Biosimilars sind durchschnittlich etwa 25 Prozent günstiger als das Originalpräparat. „Die Therapiehoheit liegt immer beim behandelnden Arzt. Er verschreibt nur Medikamente, deren Nutzen und Risiken er kennt. Dass Biosimilars eine sichere und günstigere Alternative zu Biologika sind, sollte noch bekannter werden“, erläutert Beckmann.
Anstieg bei Verordnungen von Magensäureblockern in NRW
Neben teuren Arzneimitteln spielen Mehrverordnungen, auch von verhältnismäßig günstigen Medikamenten, bei der Ausgabenentwicklung eine Rolle: Allein die Zahl der Barmer-Versicherten in NRW, die ein Rezept für Magensäureblocker erhalten haben, ist von 2011 bis 2015 um 21,5 Prozent gestiegen. Bei den 20- bis 29-jährigen Versicherten hat der Anteil um rund 36 Prozent zugenommen. „Das Plus an Verordnungen ist nicht durch steigende Erkrankungsraten zu erklären“, sagt Beckmann. Magensäureblocker können abhängig machen und sollten bei akuten Beschwerden nur über einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden. NRW hat nach dem Saarland und Rheinland-Pfalz bundesweit die dritthöchste Verordnungsquote von Magensäureblockern bei den 20- bis 29-Jährigen.