Pressemitteilung aus Nordrhein-Westfalen

Sprachliche Entwicklungsstörungen bei Kindern nehmen zu: Nordrhein-Westfalen als trauriger Spitzenreiter

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Düsseldorf, 13. November 2024 – Störungen beim Spracherwerb und Mängel bei der altersgerechten Bewegungsfähigkeit haben bei Kindern in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Das belegen repräsentative Daten des aktuellen Barmer-Kinderatlas. Demnach wurde in NRW im Jahr 2023 bei 15 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen eine sogenannte Sprachentwicklungsstörung ärztlich dokumentiert. Der Anteil von 15 Prozent ist im Vergleich der Bundesländer der größte und entspricht rund 183.900 Mädchen und Jungen in NRW. Im Jahr 2005 erhielten in Nordrhein-Westfalen noch rund 104.900 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren eine entsprechende Diagnose – das waren rund 7,9 Prozent der Altersgruppe. Die Diagnoserate stieg folglich zwischen den Jahren 2005 und 2023 um 75 Prozent. „Störungen beim Spracherwerb gehören zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwachsenden. Sprachstörungen haben oft negative Folgen wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben oder Spannungen in sozialen Beziehungen“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Kinder erlernten Sprache durch Nachahmen. Deshalb sei wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und auf einen altersgerechten Medienkonsum achten. „Bei der sprachlichen Entwicklung von Kindern spielen Eltern die entscheidende Rolle“, so Rodrigues.

Probleme bei Hampelmann und Purzelbaum

Auch der Anteil der Kinder mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut Barmer-Kinderatlas in NRW deutlich zugenommen. Während im Jahr 2005 bei 2,9 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen entsprechende Defizite ärztlich diagnostiziert wurden, waren es im vergangenen Jahr 5,3 Prozent. Die Zahl der betroffenen sechs- bis zwölfjährigen Kinder lag 2005 in NRW bei rund 39.000 – 2023 waren es etwa 64.600. Das entspricht einem Zuwachs von rund 66 Prozent. „Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. Gut entwickelte motorische Fähigkeiten sind aber wichtig für Schule und Alltag, weshalb Eltern und Erziehende ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen grob- und feinmotorischen Bewegungsabläufen motivieren sollten“, sagt João Rodrigues. Viele Kinder könnten heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Eltern mit Kindern, die schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen unbeholfen wirken, sollten das Gespräch mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt suchen.

Kein signifikanter Anstieg während der Pandemie

Wie aus der Studie der Barmer weiter hervorgeht, hatte die Corona-Pandemie keinen besonderen Einfluss auf die Zahlen. „Beim Blick auf die Jahre 2019 bis 2022 stellen wir keine signifikanten Veränderungen fest“, sagt der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse. „Wir sehen in den Daten vielmehr eine langfristige Zunahme, die sich auch während er Pandemie fortgesetzt hat“, sagt Rodrigues. Es sei nun wichtig, dass ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder gelegt werde. „Im Austausch mit anderen Beteiligten des Gesundheitssystems in NRW werden wir hier unser Wissen einbringen.“  

Hintergrund

Datenquelle sind Abrechnungsdaten der Barmer aus den Jahren 2005–2023. Sie wurden standardisiert bzw. hochgerechnet, basierend auf Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerung in Bundesländern nach Geschlecht und Ein-Jahres-Altersgruppen im jeweiligen Jahr. Durch die Hochrechnung und Standardisierung erhalten die Daten Bevölkerungsrepräsentativität über das Maß reiner Abrechnungsdaten hinaus.

 

 

Kontakt für die Presse:

Tobias Klingen
Pressesprecher Barmer Nordrhein-Westfalen
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