Düsseldorf, 12. März 2025 – Bei der Inanspruchnahme und den Kosten des Rettungsdienstes gibt es zwischen den einzelnen Bundesländern erhebliche Unterschiede. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Im Rahmen der Analyse wurden rund 1,4 Millionen Rettungsdienstfälle mit sogenanntem Personentransport von Barmer-Versicherten im Jahr 2022 untersucht. Bei den Rettungsdienstfahrten mit Notarzt hat Sachsen mit 41,2 Einsätzen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner die höchste Rate. Das sind mehr als zweimal so viel wie in Bremen (19,1 je 1.000). Nordrhein-Westfalen liegt im Ländervergleich mit 25,6 Einsätzen je 1.000 im Mittelfeld. „Unsere Analyse belegt, dass eine Reform des Rettungsdienstwesens überfällig ist. So starke regionale Unterschiede zeigen, dass das derzeitige System nicht effizient ist. Es braucht verbindliche bundeseinheitliche Standards und deutlich effizientere Strukturen und Prozesse“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Die Studie zeigt zudem teils erhebliche Unterschiede zwischen einzelnen Großstädten in Nordrhein-Westfalen: Während Essen (27,5 je 1.000) und Düsseldorf (27,2 je 1.000) über dem NRW-Schnitt liegen, befindet sich zum Beispiel Köln mit 19,5 Einsätzen je 1.000 Einwohner deutlich darunter.
Düsseldorf bei den Kosten über NRW-Wert
Mit Blick auf die Kosten des Rettungsdienstes fördert die Barmer-Analyse ebenfalls teils massive Unterschiede zutage. Die Fallkosten eines Einsatzes mit Notarzt liegen in Schleswig-Holstein im Median bei 1.530 Euro, während sie in Berlin mit 660 Euro um 132 Prozent geringer ausfallen. NRW liegt mit 1.260 Euro im oberen Drittel der bundesweiten Kostentabelle. Auch hier gibt es zum Teil große Unterschiede zwischen den Großstädten Nordrhein-Westfalens. In Düsseldorf werden im Median 1.370 Euro pro Einsatz mit Notarzt fällig, in Dortmund und Köln sind es 1.120 beziehungsweise 1.080 Euro. Essen kommt auf 920 Euro und Duisburg auf 900 Euro pro Einsatz. „Diese Städte liegen nicht weit voneinander entfernt. Dass die medizinischen und finanziellen Ressourcen auf verhältnismäßig engem Raum so unterschiedlich zum Einsatz kommen, ist angesichts des Kostendrucks im Gesundheitswesen und des Rechts auf Gleichheit der Lebensverhältnisse nicht akzeptabel“, so Rodrigues.
Häufig folgt keine stationäre Aufnahme
Auffällig ist zudem der Anteil der Fälle, die nicht mit einer stationären Aufnahme des Patienten oder der Patientin enden. Bei den Einsätzen mit Notarzt liegt der Anteil der Fälle ohne stationäre Aufnahme in NRW bei 40 Prozent. Auch hier zeigt der Vergleich der Großstädte teils deutliche Unterschiede: Köln (65 Prozent), Essen (47 Prozent), Düsseldorf (43 Prozent), Duisburg (39 Prozent), Dortmund (36 Prozent). „Dass bei den Einsätzen unter Beteiligung eines Notarztes zum Teil fast zwei Drittel der Fälle nicht mit einer stationären Aufnahme der Patienten enden, ist schwer zu vermitteln“, sagt der Landeschef der Barmer. „Mit Blick auf die Strukturen und die Organisation der Leitstellen besteht hier dringender Handlungsbedarf.“
NRW: 18 statt 52 Leitstellen sinnvoll
Unter anderem um eine Neuorganisation der Leitstellen gehe es in der laufenden politischen Diskussion um eine Novellierung des Rettungsdienstgesetzes in NRW, so João Rodrigues. Aktuell würden in Nordrhein-Westfalen 52 Leitstellen von etwa 100 Trägern betrieben. Diese Leitstellen orientierten sich eng an den Stadt- oder Kreisgrenzen. „Für eine moderne und effektive Notfallversorgung muss die Planung der Leistellen allerdings an der Bevölkerungszahl ausgerichtet sein, um die verfügbaren Ressourcen effizienter zu nutzen“, sagt der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse. „Als Größe schlagen wir pro Leitstelle etwa eine Million Einwohner vor. Statt 52 reden wir also von 18 Leitstellen.“ Diese Standorte sollten zudem nach bundeseinheitlichen Qualitätsvorgaben organisiert werden, um eine reibungslose Zusammenarbeit über Kreis- und Landesgrenzen hinweg zu ermöglichen. „Diese Veränderungen würden der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger dienen. Der bisherige Entwurf seitens des Gesundheitsministeriums beinhaltet aber bedauerlicherweise keine relevante Strukturreform der Leitstellen.“ Unter anderem mit Blick auf das Thema Leitstellen müssten im parlamentarischen Verfahren einige Verbesserungen erfolgen. Rodrigues: „Wir brauchen tiefgreifende Systemveränderungen – diese müssen die Verantwortlichen in Land und Bund dringend angehen.“