Düsseldorf, 9. Dezember 2022 - Bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Knie- und Hüftarthrose gehen die Deutsche Arzt Management GmbH (DAMG) und die Barmer neue Wege. Sie führen das aus Dänemark stammende und international erfolgreiche Therapiekonzept GLA:D® im Rahmen eines Pilotprojektes in Nordrhein-Westfalen ein. „Damit gelingt uns ein Meilenstein, der die Versorgungssituation von Patienten mit Hüft- und Kniearthrose Nordrhein-Westfalen nachhaltig verbessern soll“, sagt Andrea Niehaus, Geschäftsführerin der Deutschen Arzt Management GmbH. Ziel sei es, dass alle Arthrosepatientinnen und -patienten den gleichen Zugang zu evidenzbasierter Behandlung haben, unabhängig von sozioökonomischen Umständen. „Außerdem müssen wir unbedingt einen besseren Job in der Aufklärung machen“, so Niehaus. „Operationen sollten nur dann in Erwägung gezogen werden, wenn alle konservativen Therapiemaßnahmen fehlgeschlagen sind.“
Das evidenzbasierte physiotherapeutische Versorgungskonzept konnte seine Wirksamkeit im internationalen Vergleich mit mehr als 86.000 versorgten Patienten bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen. Das Besondere: Durch Aufklärung, Lebensstiländerung und Aktivität werden die Teilnehmer langfristig zu einem eigenverantwortlichen Gesundheitsmanagement befähigt.
Die Verantwortlichen der Barmer sind davon überzeugt, dass das neue Versorgungsprojekt bei den Patientinnen und Patienten zu einer Steigerung der Lebensqualität beitragen wird. „Die Therapie von Arthrose ist für die Betroffenen meist eine enorme Belastung. Starke Schmerzen, etliche Arztbesuche, verschiedene Medikamente und letztlich womöglich eine Operation samt anschließender Reha sind keine Seltenheit“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Nach Berechnungen von Expertinnen und Experten geht die Krankenkasse davon aus, dass das neue Behandlungskonzept deutlich mehr als zehn Prozent der Betroffenen eine Operation ersparen kann.
Das ist GLA:D®
GLA:D® steht für Good Life with OsteoArthritis in Denmark und ist das größte, permanent wissenschaftliche evaluierte Therapiekonzept im Kampf gegen Arthrose weltweit. Teilnehmende des GLA:D®-Programms profitieren von einem strukturierten Behandlungsablauf, standardisierten klinischen Untersuchungen, erfolgserprobten Therapieinhalten innerhalb einer Patientenschulung sowie eines neuromuskulären Übungsprogramms.
Das Programm startet mit drei Einzelsitzungen, in denen es eine Eintrittsuntersuchung, klinische Tests und eine praktische Einführung gibt. Es folgen zwei Sitzungen mit Beratung und Instruktion sowie im Anschluss zwölf Übungstermine, die in Gruppen absolviert werden. „Die Erfahrung zeigt, dass Gruppenmeetings einen ausschlaggebenden Beitrag zum Erfolg des Programms haben“, sagt Projektleiter Andreas Glaubitz. „Der Austausch in den gemeinsamen Sitzungen wird von den Patientinnen und Patienten sehr geschätzt und fördert die Motivation, sich auch zu Hause weiterhin den Übungen zu widmen und ihren Lebensstil entsprechend anzupassen.“
Durch eine anonymisierte, elektronische Datenerhebung eines jeden Patienten, ebnet GLA:D® zudem einen neuen Weg der Versorgung und eröffnet mittel- bis langfristig die Möglichkeit zur vollständigen Digitalisierung der Versorgungskette. Außerdem erlaubt es die Datenerfassung, Auswertungen und Berichte auf nationaler und regionaler Ebene zu erstellen, um so den behandelnden Physiotherapeuten eine genaue Qualitätskontrolle ermöglichen. Als permanenter wissenschaftlicher Begleiter des Projektes übernimmt die Brandenburgisch Technische Universität Cottbus-Senftenberg unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Kopkow die Auswertung der Daten.
Große Lücken in der Arthroseversorgung
Die derzeitige Versorgungsrealität in Deutschland verdeutlicht den Bedarf an Innovation in der Arthrosetherapie. Die anhaltend hohe Prävalenz von Arthrose und die kontinuierlich hohen Fallzahlen endoprothetischer Operationen werden maßgeblich von fehlenden Therapiestandards und undurchsichtigen Therapieinhalten beeinflusst. Der erhöhte Einsatz von Therapiemethoden ohne Evidenzgrundlage und die fehlende Evaluation der Versorgungsergebnisse tragen ebenfalls einen wichtigen Anteil zu dieser Entwicklung bei.
Das weiß auch Orthopäde Roland Tenbrock: „Ich bin sehr stolz, das evidenzbasierte GLA:D®-Therapiekonzept seit Beginn des Projektes hier in Deutschland begleitet zu haben.“ Aus orthopädischer Sicht suche es seines Gleichen. „Vor allem deshalb, weil es im Sinne des Patientenwohls einen großen Fokus auf einen transparenten, interdisziplinären Austausch zwischen einsteuerndem Arzt und behandelndem Physiotherapeut legt. Ich freue mich, dass ich meinen Patienten den Anreiz für ein so hochwertiges Programm geben kann.“
GLA:D® international erfolgreich
Forschung, Physiotherapie und Patienten sorgen für eine interdisziplinäre Kombination, die erhebliche Erfolge vorweisen kann. Die Evaluation der Daten aus Dänemark zeigt, dass zwölf Monate nach initialer Teilnahme an GLA:D® eine erhebliche Verbesserung im Bereich der Schmerzreduktion, eine Steigerung der Lebensqualität und ein Rückgang bei der Einnahme von Schmerzmitteln zu verzeichnen ist. Die Therapie hat laut Studie auch eine Reduktion der Krankenstände zur Folge: Während bei Hüftpatienten 21 Prozent weniger Krankheitsstand verzeichnet werden konnte, waren es bei Kniepatienten sogar 42 Prozent.
GLA:D®-App als Medizinprodukt anerkannt
Sowohl für die DAMG als auch für die Barmer ist es enorm wichtig, dass GLA:D® von Patientinnen und Patienten sowie von Therapeutinnen und Therapeuten auch via App digital begleitet wird. Insofern ist es bedeutend, dass GLA:D-App als Medizinprodukt anerkannt worden ist. Das zugrundeliegende Verfahren dient der Schaffung und Konservierung eines robusten und effizienten Rechtsrahmens, der den Nutzen und die Sicherheit von medizinischen Produktinnovationen auf einem einheitlich hohen Niveau gewährleistet. Die App, die als digitaler Begleiter der Therapie dient, wird parallel zur Markteinführung in den App-Stores zum Download bereitstehen.