Pressemitteilung aus Nordrhein-Westfalen

Barmer-Atlas zu chronischem Schmerz: Höchste Belastung in Herne, geringste in Köln

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Düsseldorf, 26. Januar 2024 – Die Menschen in Nordrhein-Westfalen haben überdurchschnittlich häufig chronische Schmerzen. 584 je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner leiden dort länger als sechs Monate an Schmerzen. Damit liegt NRW knapp über dem Bundesschnitt von 571 je 10.000 Einwohner. Das geht aus dem Schmerz-Atlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor, in dem Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2021 analysiert worden sind. Am geringsten ist die Rate demnach in Köln mit 407 je 10.000 Einwohner. Ebenfalls verhältnismäßig geringe Raten wurden für den Kreis Minden-Lübbecke (414), die Städte Bonn und Bielefeld (jeweils 435) sowie den Rhein-Kreis Neuss (439) gemessen. Die landesweit stärkste Belastung weist der Barmer-Atlas für Herne mit 1.056 Betroffenen je 10.000 Einwohner aus. Deutlich über dem bundesweiten Schnitt liegen außerdem Gelsenkirchen (886), Hamm (826), Coesfeld (780) und Bochum (776). 

Im Bedarfsfall eine ganzheitliche Schmerztherapie

„Schmerz macht den Alltag zur Tortur. Betroffene benötigen im Bedarfsfall eine ganzheitliche, multimodale Schmerztherapie. Sie soll verhindern, dass sich der Schmerz noch weiter chronifiziert“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Wichtig sei zuerst eine umfassende Schmerzdiagnostik. Die Barmer biete ihren Versicherten dazu ein ambulantes interdisziplinäres multimodales Assessment an, kurz A-IMA. Diese neue Form der Untersuchung werde von Fachleuten verschiedener Disziplinen durchgeführt. Denn Schmerz habe viele Facetten und in der Regel nicht nur eine Ursache. Wenn es die Situation erfordere, könne darauf mit einer multimodalen Schmerztherapie individuell und ganzheitlich reagiert werden.

Chronischer Schmerz nicht erst im Rentenalter

Wie aus dem Barmer-Atlas weiter hervorgeht, tritt chronischer Schmerz bei Weitem nicht erst im Rentenalter auf. Zwischen 50 und 59 Jahren leiden in NRW bereits 740 je 10.000 Einwohner darunter. Bei Betrachtung einzelner Branchen sind unter den 50- bis 59-Jährigen vor allem Beschäftigte in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei mit 755 je 10.000 Einwohner betroffen. Die geringste Prävalenz liegt in dieser Altersgruppe in der Branche für Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, Immobilien, freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit 469 je 10.000 Einwohner vor. „Gerade für Berufstätige ist es wichtig, dass sie eine multimodale Schmerztherapie auch berufsbegleitend durchführen können. So vermeiden sie längere Arbeitsunfähigkeiten und integrieren die erlernten Fähigkeiten direkt in den Alltag“, sagt Rodrigues. Die multimodale Schmerztherapie erfolge im Rahmen des Innovationsfondsprojektes PAIN 2.0, an dem unter anderem die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Barmer beteiligt sind. Dessen Ergebnisse würden wissenschaftlich evaluiert und sollten bei positiver Bewertung in die Regelversorgung übernommen werden. In NRW gibt es sieben Kliniken beziehungsweise Praxen, die sich an PAIN 2.0 beteiligen: zwei in Münster und jeweils eine in Bad Oeynhausen, Düsseldorf, Bochum, Essen und Paderborn.

Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung

Bei chronischem Schmerz sei es wichtig, einen ganzheitlichen Behandlungsansatz zu verfolgen. Denn der dauerhafte Schmerz sei nicht nur ein alleiniges körperliches Leiden, so João Rodrigues. Auch die Seele spiele hierbei eine große Rolle. So litten in Deutschland zum Beispiel 39 Prozent der Personen mit chronischem Schmerz zugleich auch an einer Depression. Der multimodale Behandlungsansatz verbinde physiotherapeutische mit psychotherapeutischen Therapieansätzen. Darüber hinaus würden soziale Aspekte in die Therapie integriert. Dabei gehe es zum Beispiel darum, wie Schmerzpatienten trotz ihrer Erkrankung weiter arbeitsfähig bleiben könnten oder wie sie im Zweifelsfall mit dem Verlust des Arbeitsplatzes umgingen. 

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Tobias Klingen
Pressesprecher Barmer Nordrhein-Westfalen
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