Düsseldorf, 27. April 2020 – Bei mehr als 1,2 Millionen Kindern unter zehn Jahren in Deutschland (NRW: ca. 279.000 Betroffene) haben Ärzte im Jahr 2018 eine Sehschwäche (Akkommodationsstörungen und Refraktionsfehler) diagnostiziert. Das geht aus einer aktuellen, kassenübergreifenden Auswertung der Barmer hervor. Bei den Fünf- bis Neunjährigen in Deutschland braucht fast jedes vierte Kind eine Brille, bei den Jüngeren sind es ca. 13 Prozent. „Bei Kindern unter fünf Jahren dürfte die Dunkelziffer bei Sehschwächen aber höher liegen, weil Probleme mit den Augen oft unentdeckt bleiben. Daher ist es wichtig, die U-Untersuchungen beim Kinderarzt rechtzeitig wahrzunehmen“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer. Zudem sollten Eltern auf Anzeichen für eine Fehlsichtigkeit achten.
Häufiges Blinzeln, schiefe Kopfhaltung oder Probleme beim Basteln
Zwar kann das kindliche Gehirn Sehschwächen teilweise ausgleichen – allerdings geht dies dauerhaft zu Lasten der Gesundheit. „Sucht ein Kind selten Blickkontakt, blinzelt häufig, hält den Kopf schief oder ist lichtscheu, kann dies an einer Sehschwäche liegen“, erklärt Beckmann. Kopfschmerzen, Probleme beim Ausschneiden oder Ballfangen könnten auch mit einer eingeschränkten Sehkraft zusammenhängen.
Brillen als Kassenleistung
Allein die Barmer hat 2018 für unter Zehnjährige bundesweit etwa 46.700 Brillengläser und Kontaktlinsen, davon mehr als 12.500 in NRW, bezahlt. Gesetzliche Kassen übernehmen bei Versicherten bis zum 18. Geburtstag, denen der Augenarzt eine Sehhilfe verordnet, die Kosten für folgende Leistungen: Beratung, Bestimmung der Sehschärfe, Einarbeitung und Anpassung sowie Kontrolle der Brillengläser. Für Sehhilfen gelten vereinbarte Festbeträge, die von der Sehstärke abhängen und die der Vertragsoptiker direkt mit der Krankenkasse abrechnet.
„App auf Rezept“ bei Kindern: Augentraining für zu Hause
Stellt der Augenarzt die Diagnose funktionelle Sehschwäche (Amblyopie), übernimmt die Barmer bei vier- bis zwölfjährigen Kindern die Kosten für die „App auf Rezept“. Die internetbasierte Therapie bietet ein gezieltes Training, bei dem das schwache Auge spielerisch intensiv geschult wird.
Weitere Infos zur „App auf Rezept“: www.barmer.de/a000022.