Düsseldorf, 21. Juni 2022 – Die Zahl der Früherkennungsuntersuchungen ist im ersten Corona-Jahr in Nordrhein-Westfalen stark eingebrochen. Das geht aus dem Arztreport 2022 der Barmer hervor, der über 30 ärztliche Abrechnungsziffern für verschiedene Untersuchungen ausgewertet hat. Dabei hat der Report die Inanspruchnahme von Tests verglichen, die in den Jahren 2019 und 2020 Kassenleistung waren und in beiden Jahren mit der jeweils selben Ziffer abgerechnet wurden. „Die Corona-Pandemie hat für einen deutlichen Rückgang bei Früherkennungsuntersuchungen gesorgt. Sie sollten aber nicht auf die lange Bank geschoben werden, denn sie können Leben retten. Wer auf Früherkennungsuntersuchungen während der Pandemie verzichtet hat, sollte sie möglichst zeitnah nachholen“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW.
Darmkrebsfrüherkennung um mehr als 20 Prozent gesunken
Laut Arztreport ist vom Jahr 2019 auf 2020 allein die Zahl der Gesundheitsuntersuchungen bei Erwachsenen in NRW von rund 2,7 auf etwa 1,7 Millionen zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von 37 Prozent. Bei der Hautkrebsfrüherkennungsuntersuchung sank die Zahl der Tests von 2,1 auf 1,7 Millionen und bei den Tests auf verborgenes Blut im Stuhl zur Darmkrebsfrüherkennung von rund 797.000 auf etwa 619.000. Der Rückgang beträgt hier jeweils mehr als 20 Prozent. „Darmkrebs ist besonders tückisch, weil er lange Zeit symptomlos bleibt. Deshalb ist die Darmkrebsvorsorge besonders wichtig“, so Heiner Beckmann. Gerade in Pandemiezeiten, in der Menschen aus Sorge vor einer Infektion nicht in die Arztpraxis gingen, sei ein niedrigschwelliger Zugang zu Früherkennungsuntersuchungen wichtig. Deshalb habe die Barmer ihr Vorsorgeprogramm erweitert und biete mit der „Digitalen Darmkrebsfrüherkennung“ erstmals einen Test für zu Hause an, so der Landesgeschäftsführer. Dabei würden Anspruchsberechtigte über die Barmer-App zur Früherkennung eingeladen. Per Link könne ein immunologischer Stuhltest angefordert und zur kostenlosen Auswertung in ein Labor geschickt werden. Der Befund würde dann per Brief mitgeteilt. Den Test könnten Barmer-Versicherte bereits ab dem Alter von 40 Jahren erhalten. Gesetzlich sei er erst ab 50 Jahren vorgesehen.
Weniger Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchungen
Laut dem Arztreport der Barmer ist darüber hinaus die Brustkrebsfrüherkennung in der Pandemie weniger in Anspruch genommen worden. So sank die Zahl der Teilnehmerinnen am Mammographie-Screening von knapp 724.000 auf rund 667.000. Das entspricht einem Rückgang um 7,9 Prozent im Vergleich von 2019 zu 2020. „Zu Beginn der Pandemie war das Einladungsverfahren zum Mammographie-Screening ausgesetzt, weil in den Praxen Schutzausrüstungen fehlten. Das darf sich nicht wiederholen. Die Schutzmaterialien sollten zentralisiert vorgehalten werden, damit zum Beispiel Früherkennungsuntersuchungen nicht wieder ausgesetzt werden müssen“, fordert der Landeschef der Barmer.
Service für Redaktionen: Auswahl kostenfreier Früherkennungsuntersuchungen
Allgemeine Gesundheitsuntersuchung: Der Check-Up-35 soll prüfen, ob Risikofaktoren etwa für Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Diabetes oder Krebs vorhanden sind oder ob diese Erkrankungen bereits vorliegen. Versicherte zwischen 18 und 35 Jahren können ihn einmal und ab 35 alle drei Jahre beanspruchen.
Hautkrebs-Screening: Hier wird die Haut auf Veränderungen abgesucht. Die Untersuchung ist ab 35 Jahren alle zwei Jahre möglich. Barmer-Versicherte können einen Haut-Check bereits unter 35 alle zwei Jahre vornehmen lassen.
Test auf verstecktes Blut im Stuhl: Eine Stuhlprobe wird untersucht auf mit bloßem Auge nicht sichtbares Blut, was ein Anzeichen für Polypen oder Krebs im Darm sein kann. Bei einem positiven Befund folgt eine Darmspiegelung. Der Stuhltest ist für alle gesetzlich Versicherten zwischen 50 und 54 Jahren einmal jährlich möglich, danach alle zwei Jahre. Es sei denn, es ist bereits eine Darmspiegelung erfolgt.
Darmspiegelung: Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahren können diese Darmkrebs-Früherkennung zweimal in Anspruch nehmen, mit zehn Jahren Abstand. Nach der Spiegelung ist für zehn Jahre kein Stuhltest nötig.
Frauen
Gebärmutterhalskrebs: Beim Pap-Test werden Gebärmutterhalszellen abgestrichen und auf Krebs hin untersucht. Für Frauen zwischen 20 und 34 Jahren ist der Test einmal jährlich möglich und ab 35 alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung aus Pap- und HPV-Test. Der HPV-Test sucht nach bestimmten Viren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können.
Tastuntersuchung der Brust: Frauen ab 30 können einmal jährlich den Test machen, bei dem Brüste und Lymphknoten auf Krebs untersucht werden.
Mammographie-Screening: Hier werden die Brüste auf Krebs hin geröntgt. Die Untersuchung ist zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre möglich.
Männer
Prostata- und Genitaluntersuchung: Hier werden Prostata und äußere Genitalien abgetastet, unter anderem auf Krebs. Männer ab 45 Jahren haben einmal im Jahr Anspruch darauf.
Screening der Bauchaorta: Hier können Männer ab 65 Jahren einmalig den Durchmesser der Bauchschlagader mit einem Ultraschallgerät messen lassen. So sollen große Aneurysmen rechtzeitig entdeckt werden.
Daneben gibt es weitere kostenfreie Früherkennungsangebote, etwa die U- und J-Untersuchungen für Kinder, zahnärztliche Untersuchungen und Untersuchungen für Schwangere.